Veröffentlichungen des Kulturamtes, Heft 23, Dezember 1962

friedlichen Ausgleich einzugehen. sie forderten nur mehr, daß keine fremden Trup- ven ins Land kämen. Sogar einen dänischen Abflesandten, der in Stedr sestge- halten worden war, wollten sie den Ständen ausliefern. Diesem verhalf jedoch Madlseder zur Flucht, Gegen Ende des Monates Juli war es dem Kaiser möglich geworden, kleinere Truppenabteilungen von anderen Kriegsschauplätzen abzuziehen und zur Bekämpfung der Bauern zu entsenden. Die Truppen der katbolischen Liga und die Hauvtarmee des Kaisers kämvften aegen ihre protestantischen Widersacher, den dänischen König Christian und den Grafen Mannsfeld, Die Lage der Bauern wurde jetzt bedrohlicher. Die Streifen des kaiserlichen Obersten Löbel. der Enns besetzt und Ebelsbera erobert hatte, zeigten sich scbon in der Nähe Stedrs, Die Soldaten brannten Bauernhäuser nieder und verbreiteten Angst und Schrecken, Die Bauern wiederum plünderten das Kloster Gleink, Der Bauernbauvtmann und Stevre'- Stadtkommandant Neumüller zog mit einer Schar nach Garsten, um dort nach Waffen und vor allem nach Pulver zu suchen. Er fand dort eingcmauerte Musketen und Doppelhaken, die nach Stedr mitgenommen und hier an die Bürger und Bauern verteilt wurden. Der Mangel an Pulver, an dem das aanze Bauernheer litt, veranlaßte Neuwüller auch die Häuser in Stedr nacb diesem begehrten Stoffe durchsuchen zu lassen. Hier fand man aber nur ein, Fäßchen Salveter im Hause des Ratsherren Wuscbletitsch, Auch im Schlosse wurden alle Waffen, sogar alte Schwerter, beschlagnahmt und zur Bewohnung der Bauern und Bürger benützt, M0 2000 Mann, den nach ihrer dunklen Kleidung sogenannten „schwarzen Bauern", zog am 29. Fuli der neu gewählte Oberkommandant Achaz Willinaer von Katterhol von der Au und Hinterdobl, ein Edelmann, in Stedr ein,’8) Diese „schwarzen Bauern" aus dem Hausruckviertel waren eine der gefürchtetsten Bauerngruvven, von den Soldaten wurden sie Waldteufel genannt, Fm Kampfe gaben sie keinen Pardon, machten sie Gefangene, mußten diese eines langsamen, aualvollen, Todes sterben. Die Soldaten wieder schnitten den Bauern Nasen und Ohren ab und rissen ihnen die Bärte aus, Millinger ließ die Steyrer auf dem Hauvtplatze versammeln urtb befragte sie, ob sie es mit ibm halten wollten, „zu Leben und zu Sterben", Für die Bürger antwortete Altbürgermeister Ratsmitglied Cosman Mann, der erklärte, die Büeaer wollten es mit ihm halten, wenn es nicht gegen den Kaiser ginge. Um 1. Ubr mittaas mußten die Bürger bewaffnet am Stadtplatze antreten, Jene, di« nicht erschienen, wurden von den Bauern mit Prügeln aus den Häusern getrieben, Mit den in Marschordnung anaetrctenen Bauern, 50 Reitern und einer Anzahl von Steyrern, rückte Willinaer um 3 Uhr nach St, Florian ab. Die bewaffneten, Steyrer, die nicht mitmarschiert waren, schlugen auf dem Felde beim Taborfriedhof ein Lager auf. Am 30, Juli entwich der städtische Hauptmann Ecker aus der Stadt und verließ die Bauern, denen er sich durch Eid verpflichtet hatte. Auch viele katholische Bürger verließen Steyr, weil sie fürchteten von den erbitterten Bauern erschlagen zu werden. Die Stevrer Schmiede erhielten am 4. August von den Bauern den Befehl, eine 100 Klafter lange eiserne Kette anzufertinen, Fedes Glied dieser Kette sollte 20 Pfund (rund 10 kg) schwer sein. Das Eisen hiefür batte die Gewerkschaft kostenlos zur Verfügung zu stellen. Mit dieser Kette, einer schon vorhandenen und mit zwei Seilen wollten die Bauern die Donau sperren, um den mit Schiffen durchgeführten Nachschub für die bayrischen Truppen zu unterbinden.* 30 3S) LV 6, 56. 30

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