Veröffentlichungen des Kulturamtes, Heft 23, Dezember 1962

ein ober zwei Fähnlein eines disziplinierten Fußvoltes vermindert werden. Sollte diesem Verlangen nicht Rechnung getragen werven, würde die Steyrer Garnison künftighin aus vier dis fünf Fähnlein Fußvolk und 200 Reitern bestehen?') Nach lebhajier Debatte entschied man sich, „da die Not da sei", dem Begehren des Obersten und der Kommissare nachzukommen und zu bitten, daß künftighin durch die verringerte Garnison gute Disziplin gehalten werde. Es wurde auch vorgebracht, daß man vom bayrischen Kurfürsten eine „gnädige Entscheidung" erwarte. Im Laufe der Beratungen einigte man sich über Vorschlag des Bürgermeisters, daß der Stadtrichter und drei Räte dem Obersten Mor- taignu mitteilen müßten, die Waffen abliefern zu wollen. Doch solle man dem Magistrate erlauben, Waffen unb Rüstungen selbst abzufordern, damit es bei der Dürgerschaft nicht so viel „nachdenkhens verursachen mecht"?3) Man willigte in die Wafsenablieferung nur ein, „um die Gewißheit, daß nicht mehr als zwei Fähnlein zur Garnison sollten gelegt werden". In weiterer Folge erging man sich in Einzelheiten über die Art und Weise der Ablieferung der Hellebarden, Spieße, Halbhaken,31 32 3 34 35 * ) „Gußerten" und Rüstungen. Der Stadtrichter meinte, diese könne am besten durch die Viertelmeister geschehen. Diese sollten die abgenommenen Waffen ins Rathaus bringen, wo sie verzeichnismäßig erfaßt werden sollten. Außerdem unterstützte der Bürgermeister den Vorschlag des „Raitmaisters", alle hiesigen Schiffe, Schiffsknechte und Flöße in Bereitschaft zu halten, damit man die abge- liefcrten Waffen und Rüstungen nach Wien bringen könne. Ratsmitglied Redl- hamer wurde beauftragt, zu erheben, wieviele Mann und Pferde man mit den vorhandenen Transportmitteln verschiffen könne. Zwei Tage später teilte Bürgermeister Händl im Rate mit, daß die Schiffe „sambt den Knechten" für Zwecke des Militärtransportes bereit seien. Die Schiffleute und Flößer aber, zusammen 45 Mann, würden nunmehr eine Erhöhung ihrer Tageslöhne auf 15 Kreuzer für den Naufergen und 12 Kreuzer für den Schiffsknecht verlangen. An Oberst Mortaigne in Linz fertigte die Stadt am 28. September ein Schreiben ab, in dem über das Verhalten der Besatzungstrnppe geklagt wurde: „ . . . morth, Mündern und Raubett (Mord, Plündern und Rauben)" geschehen sowohl in der Stadt als auch in ihrer unmittelbaren Umgebung. Alan ersuchte den Austausch der Garnison ohne weitere Verzögerung vorzunehmen, widrigenfalls „allerlei weitere Ungelegenheiten erfolgen" würden?") Stadtrichter Madlseder u. Ratsherr Talhammer konnten schon am 30. Sept. als Vorkommando der neuen Garnison deren Oberstleutnant Schödl empfangen und ihm über die Sorgen und Nöte der Stadt berichten.33) Auch mit den neuen Machthabern gab es manche Schwierigkeiten, die eine Besetzung durch fremde Truppen stets mit sich bringt. So interessierte den neuen Garnisonskommandanten vor allem die städtische Artillerie und bei dieser die „großen Stückh" im Zeughaus. Er verlangte, daß diese durch die dazugehörige städtische Bedienungsmannschaft am Stadtplatze abgefeuert würden?") Nur mit größter Mühe konnten ihn das Ratsmitglied Himmelperger und der Stadtrichter von diesem Begehren abbringen, „wegen allerlei gefahr so darauß entstehen mechte". Anfangs Dezember 1620 begehrten Oberstleutnant Schödl und Hauptmann Andre Gottfredis den kompletten Unterhalt für die in Steyr stationierten Truppen, bis für diese von ihren Vorgesetzten 31) RP 1620, 147. 32) RP 1620, 148. 33) LV 20, 40. Halbhaken ober „gemeine Haken" waren leichtere Büchsen, bereit Lauf an der Unterfeite einen Haken aufgeschweißt hatte. Der Lauf war etwa 1 nt lang. 34) RP 1620, 149. 35) RP 1620, 150. 3‘) RP 1620, 184. 10

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