Veröffentlichungen des Kulturamtes, Heft 19, Februar 1959

Alle fldelshäuser und der ketzerfriedliof Von Oberbaurat i. R. Dipl.-Jng. Berndt Die ältesten Stadtansichten haben der Goldschmied Wolfgang Hauser (um das Jahr 1600) und Merlan (1648) auf Kupferplatten gestochen. Sie zeigen uns die Stadt aus der Vogelperspektive und um deutlich zu sein, mußten sie das Bild oft verzerren. So kommt es, daß wir von manchem sehr markanten Gebäude auf dem Bilde nicht sicher sagen können, wo heute sein Platz in der Stadt ist. Zu den markanten Gebäuden gehören die Vierkanthöfe, die Kirchen und Kapellen und die Adelshäuser. Die Bestimmung der Häuser ist oft sehr schwer, weil sie sich baulich sehr verändert haben. Wer weiß heute, wo die am Ketzerfriedhof gestandene Kapelle zu finden ist? Sie ist nur auf Merlans Stich sichtbar. Wer kennt das Adelshaus am Gissibl, welches Merian und Hauser angeben? Die Adelshäuser waren größere, einstöckige, von einem Garten umgebene Häuser, welche an den vier Hausecken in der Höhe des ersten Stockes sogenannte Pfefferbüchserl angebaut hatten. Nur der wehrpflichtige Adel durfte sein Haus mit diesen Attributen schmücken. Vergebens werden wir nach einem Adelshaus unterhalb der Neutorbrücke im Ennsdorf suchen. Es steht nicht mehr frei im Garten wie einst und hat auch keine Ecktürmchen mehr, denn es ist längst ein bürgerliches Haus geworden. Hauser schreibt: „Storner" in den Garten des Hauses. Ein Adelsgeschlecht dieses Namens hat es in Steyr nie gegeben, Merian nennt das Haus „Strasserisch Gebäu". Die Straffer waren ein reiches, altes Adelsgeschlecht, welches auch die Herrschaft Gleiß erworben hatte. Die Straffer von und zu Gleiß waren von 1561 bis 1603 im Besitze des heutigen Engelshofes in der Haratzmüllerstraße, des Hauses Stadtplatz 29 (neben dem Rathause), welches sie an Stelle von zwei Häusern erbauen ließen und des Hauses Paddlerweg 3, welches Haus er mit „Storner" bezeichnete. Der Gewerke und Eisenhändler Daniel Straffer^ hatte eine Tochter Anna. Sie wurde die Frau des reichen Simon Händl. Als Witwe gab sie Hieronymus Stötner die Hand zum Bunde? Der Graveur von Hausers Stadtbild hat aus einem „T" ein „R" gemacht. Die Stadtaufnahme vom Jahre 1825 zeigt uns schon die Zerstückelung des Hausgrundes. Eine Straßenverbesserung hatte den Abbruch der kleinen Wirtschaftsgebäude zur Folge. Ein großer Meierhof (Dukartstraße 23) wurde erbaut. 23

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