Veröffentlichungen des Kulturamtes, Heft 19, Februar 1959

Die folgende Scheibe spielt auf die Haare und das Ende Absoloms an. Im alten Testament wird berichtet, daß die Menge seines Haares sehr groß war. Es wurde ihm sogar zum Verhängnis: Als er im Verlaufe einer Schlacht auf feinem Maultiere unter das Geäst einer großen Eiche ritt, blieb er mit dem Kopfe an der Eiche hängen und wurde sodann von seinen Gegnern getötet. Humorvoll ist die Inschrift dieser Scheibe: „Perrücken können ich will wetten, uns oft von Untergang erretten, den hätt sie Absalon zu tragen einst begonnen, so wäre er gewiß der Feindeshand entronnen." Ladtschüssen 1828. Wiederum heiter ist die Darstellung und Inschrift der nächsten Scheibe. Man steht die Frauen von Weinsberg ihre Ehegatten durch ein Tor tragen (Abbildung 1). Die Inschrift lautet: „Art läßt nicht von Art, der Speck nicht von Schwärt, der Bock läßt nicht vom Bart." Ladschüssen 1828. Der historische Hintergrund ist folgender: Nach dem Tode des Kaisers Lothar (von Sachsen oder Supplinburg) traf die Wahl Konrad von Hohenstaufen mit Übergehung des Bayernherzogs Heinrich des Stolzen. Da dieser die Wahl nicht anerkannte, wurde über ihn die Reichsacht verhängt. Das Welfenreich wurde zerteilt; Bayern erhielt Markgraf Leopold IV. von Österreich. Nach dem Tode Heinrichs des Stolzen 1139 führte sein Bruder, Welf VI. für dessen minderjährigen Sohn (Heinrich den Löwen) den Krieg weiter. 1140 wurde die welfische Stadt Weinsberg von Konrad erobert. An diesem Sieg knüpft sich vermutlich die unverbürgte Angabe, daß hier zum ersten Male die Rufe „Hie Welf! Hie Waiblingen!" erschollen sind. Der letztere Name steht in Zusammenhang mit dem alten, von den Saliern an die Hohenstaufen vererbten Ort Waiblingen an der Rems. Die volkstümliche Erzählung von der Weibertreue greift der Hersteller als Motiv auf. Als man den weiblichen Bewohnern der eroberten Stadt erlaubte, mit sich zu tragen, was ihnen am liebsten wäre — da trugen sie alle ihre Ehemänner auf den Rücken durchs Stadttor hinaus. 9

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