Veröffentlichungen des Kulturamtes, Heft 16, Dezember 1956

frlcfricb Mrobatb: Die Argermeister der Stadt Stepr und ihre Zeit iNiMungi Michael Kernstock (1516 1517), Hieronymus Zuvernumb (1522- 1523, 1527—1528, 1531 1536), Hanns Fuchfperger (1525 -1526), Wolffgan» Rumpel (1529—1530), Hans Winkler (1537 1538, 1543—1544, 1.547 1552) Michael Kernstück Um die Wende des 15. Jahrhunderts kam in Steyr eine Reihe neuer Geschlechter an die Herrschaft. Die Kriege mit Böhmen und Ungarn1) hatten den geregelten Ablauf der Wirtschaft empfindlich gestört, die Verpfändung der Stadt durch Kaiser Friedrich III. an Georg von Staut und das folgende Zerwürfnis zwischen den beiden Geschäftspartnern hatte zur Folge, daß nicht nur die Umgebung, sondern auch die Stadt, als Pfandobjekt, in Mitleidenschaft gezogen und verwüstet wurde. Viele Bürger und Kaufleute hatten das in Not geratene Steyr verlassen, um in der Ferne eine neue Existenz aufzubauen, die zurückgebliebenen Händler sahen sich einer schweren Wirtschaftskrise gegenüber. Ehemals wohlhabende Eisenhändler hatten nicht mehr genügend Kapital, um, wie bisher, regelmäßig Rohprodukte von den Innerberger Hammerwerken zu beziehen. Das „geschlagene Zeug" blieb bei den Hannuerherren liegen. Die Hammerherren ihrerseits gerieten in Schwierigkeiten, da sie Eisen nur nach Steyr verkaufen durften. Wie in allen Zeiten, die eine bestehende Ordnung erschüttern, bemächtigen sich nun allerlei Außenseiter des Handels. Wohl versuchte man vorerst mit einem Handelsverbote eine Regelung zu erzielen, als 1471 der Rat vom Kaiser ein Verbot des Handels durch nicht hausbesitzende Bürger erreichte. Diese Maßnahme zeitigte keinen Erfolg. Schon ein Jahr später mußte dieses Verbot insoweit abgeschwächt werden, daß man jedermann, der den Besitz von 24 Pfund Pfennig nachweisen konnte, den Betrieb eines Handels erlaubte?) Zahlreiche Auswärtige, die in Steyr ein Warenlager besaßen und über dringend gebrauchtes Kapital verfügten, erwarben nunmehr das Bürgerrecht und widmeten sich dem Handel mit Holz und Eisen. Unter diesen neuen Handelstreibenden waren viele Nürnberger, die von nun an, bis in die Anfänge des 17. Jahrhunderts, einen bedeutenden Einfluß auf den Etseuverlag ausübten. Unter den wenigen in Steyr verbliebenen Alteingesessenen befand sich die mit bett vornehmsten Geschlechtern der Stadt versippte Familie Kcrnstock, deren Mit- ') 1478 endete der Krieg zwischen Kaiser Friedrich und betn ungarischen König Mathias. Wegen der dauernden Gefahr des Ausbruches neuer Feindseligkeiten brauchte das Land viel Geld. In Steyr wurde von jedem Vermögen, sogar dem der Dienstboten, eine Schatzsteuer eingehoben; Maut und sonstige Abgaben wurden bis aufs äußerste ausgeschöpft. Die Stadt, Ennsdorf und Steyrdorf wurden mit Mauern, Türmen und Gräben umgeben. 1480 kam der kaiserliche Baumeister Martin Felscr zur Überwachung der Befestigungsbauten in die Stadt. In dieser Zeit wurden das Ennstor und das befestigte Wachthans auf dem Tabor gebaut. 1484 entbrannte ein neuer Kampf mit bett Ungarn, die im November des folgenden Jahres bis Ernsthofen vordrangen und an beiden Flußufern Brückenköpfe- errichteten. Erst 1490 konnten sie vertrieben werden. Dank der energischen Verteidigung durch den Schloßhauptmann Andreas Krabath und die Bevölkerung der Stadt gelang cs dem Feinde nicht, in Steyr selbst einzudringen. 2) 2.23. 1, S. 128. 12

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