Veröffentlichungen des Kulturamtes, Heft 15, Dezember 1955

Sie Bestattungen erfolgten also ohne Särge in gestreckter Rückenlage, ivobci die auch in karolingischer Zeit gebräuchliche West -Ost-Richtung nicht streng eingehalten wurde. Sie Ausstattung der Gräber mit Beigaben ist wie bei den meisten Gräberfeldern der Karolingerzeit nicht mehr so reich mie in der vorhergehenden Merowingerzeit, doch kann man sie auch nicht ärmlich nennen. Sas prächtigste Stück unter den Grabbeigabeir bildet wohl das zweischneidige Langschwert, die Spatha, in dem wir vielleicht ein Familienschwert erblicken dürfen. Ehe wir auf die Problematik dieses Grabes (6) eingehen, soll das Schwert eingehend beschrieben werden. Es hat eine Gesamtlänge von 93.5 cm; hievon entfallen auf die Klinge 77 cm. Sie Parierstange ist 9.5 cm lang und durch einen Längsgrat profiliert; ihre Höhe beträgt 2.4 cm. Ser Griff ist oberhalb der Parierstange 3 cm breit und verschmälert sich nach oben auf 2.1 cm. Ser Eisenknauf ist dreieckig und flach, seine Basis ist 8 cm lang, seine Höhe beträgt 4.7 cm. Vom hölzernen Griffbelag ist nur mehr ein 2.5 cm langer Rest am unteren Grisfende vorhanden. Sie Klingenbreite beträgt unter der Parierstange 5.6 cm. Sie gleiche Länge von 93.5 cm besitzt ein Karolingerschwert des 8. Jahrhunderts aus Stäffis am See, Kanton Freiburg, abgebildet bei R. Wegeli, Jnven- tare der Waffensammlung des Bernischen Historischen Museums in Bern, II. 1929, Tafel I, Nr. 130; der Knauf ist aber nicht aus einem Stück, sondern weist über einem Balken einen dreieckigen Aufsatz auf. Sas Schwert aus Stäffis gehört noch einem Typus des 8. Jahrhunderts an. Ein gutes Vergleichsstück zu unserem Sier- ninghofner Schwert stellt das Langschwert aus Jmmenstadt in Sithmarschen aus der Zeit um 800 dar, das bei K. Sinklage, Frühdeutsche Volkskultur in Kärnten (1943) auf Tafel 9 abgebildet ist. Es besitzt ebenfalls einen flachen, dreieckigen Knauf. Im Bericht über die Gräbergrabung von Sierninghofen (Jahrbuch des o.-ö. Musealvereines, 98. Bd. 1953, S. 30) wurden die Bestattungen als frühdeutsche Gräber des 9. und 10. Jahrhunderts erklärt. Hinsichtlich des Langschwertes, das aus der Zeit um 800 stammt, darf die Äußerung von Elis Behmer angeführt werden: „Saß alle Gegenstände gleichzeitig in die Erde gelaugt sind, ist ja in dieser Hinsicht von geringer Bedeutung. Eine prächtige und kostbare Waffe und ganz besonders ein Schwert wurde nicht immer der Erde zu derselben Zeit anvertraut, wie sein letzter Besitzer beigesetzt wurde. Es konnte im Gegenteil in der Familie durch mehrere Generationen hin als Erbe vom Vater auf den Sohn übergehen, und wenn schließlich das Familienschwert in die Erde gelangte, konnte es bedeutend älter sein als die übrigen Fundsachen im selben Grabe." (Elis Behmer, Sas zweischneidige Schwert der Germanischen Völkerlvanderungszeit (1939), S. 9.) Wie wir gehört haben, war das Skelett, an dessen Seite das Schwert lag, auch mit zwei Bronze-Armringen ausgestattet; Armringe werden aber für gewöhnlich nur in Frauengräbern angetroffen. Sie anthropologische Untersuchung des Skelettes wird diese Frage wohl klären. Es ist immerhin möglich, daß auch einer Frau das Fami- lienschwert ins Grab mitgegeben wurde, sei es nun das ihres Vaters oder ihres Mannes. Was nun die beiden Armringe betrifft, handelt es sich um einen Typus, der bisher in unserem Gebiet nur spärlich vertreten war. Vierkantige und rundstabige Armringe mit gestanzten Außenseiten waren aus Hohenberg-Krungl in der Steiermark und aus Pöstiug im Mühlviertel bekannt. Nunmehr liegen solche auch aus Hainbuch an der Enns (noch unveröffentlicht) und aus Sieghartskirchen vor (Herbert Mitscha-Märheim, Sas karolingische Gräberfeld von Sieghartskirchen, NO., und seine Bedeutung für die mittelalterliche Siedlungsgeschichte. Archaeologia Austriaca, Heft 13 (1953), S. 31 und Abb. 6). Sr. Mitscha-Märheim weist auf Parallelen aus dem Burgenland und aus Ungarn hin und fügt hinzu: „Im wi- kingischen Gräberfeld von Birka in Schweden sind ebenfalls Ringe unseres Typs gefunden worden. Wir ersehen daraus, daß der Typus jedenfalls das ganze neunte Jahrhundert hindurch bis ins 10. Jahrhundert in Verwendung gestanden ist" 19

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