Veröffentlichungen des Kulturamtes, Heft 14, Dezember 1954

fuchsengut, eines der zwei alten steinernen Kreuze gehört dem Krapfer, das andere dem Brojer. Das letztgenannte wird „Frangosenkveuz" genannt, weil dort Franzosen begraben liegen sollen. Mehr oder minder denkwürdige Stätten hat das Volk seit jeher mit dem Kreuz, dem Symbol des Christentums, gekennzeichnet. Es werden auch die drei alten Kreuze am Fletzerweg irgendwie eine Bedeutung haben. Unweit von diesen Kreuzen und ein Stück gleichlaufend mit dem Fletzerweg streicht jene Leite hin, die zu der höher liegenden Terrasse, zur sogenannten „Scheiben", hinaufsteigt. Ein Teil dieser Leite, und zwar derjenige, der zum Bauernhause Lichtenschein gehört, führt den bedeutsamen Namen „Galgen in Ra-d-Leiten" und legt die Vermutung nahe, daß dort oben einst ein Galgen gestanden. — Der Volksmund erzählt geheimnisvoll, daß die grüne Ebene einst ein Schlachtfeld gewesen fei, auf dem vor Zeiten eine große Schlacht stattgefunüen habe. Der Boden, über den der „Fletzerweg" zieht, mag manches Geheimnis bergen. Der uralte Hügelgräberfriedhof im Holzbauern-Walde und seiner Umgebung ist ein Teil dieses geheimnisvollen Bodens; hier ruhen Menschen, die vor mehr als zweitausend Jahren in den schönen Gefilden an der Enns gelebt und gewirkt haben. Die Kirche in Diekach Wer von Steyr weg auf der Bundesstraße eine gute Stunde nordwärts wandert, der steht, wenn er die Ortschaft Dörnach erreicht hat und seine Blicke über die kleine Ebene schweifen läßt, am Fuße eines halbbogenförmigen Höhenzuges eine Kirche stehen, deren Turm spitz aufragt. Es ist die alte Kirche von Dietach. Die den heiligen Petrus und Paulus geweihte Kirche ist eine uralte Gründung. Um 1088 wurde die durch Brand zerstörte Kirche neu er- richiet und zur Pfarrkirche erhoben. Hinter der Kirche erhebt sich der schöngeformte Goldberg, auf dessen Rücken eine große, schöne, gut fünfhundert Jahre alte, mit Heiligenbildern behangene Linde stand, in die 1937 bei einem Eewittersturm der Blitz einschlug und dem Baum die Krone nahm. Die wen- hin sichtbare Linde, die dem Wirt zu Dietach gehörte, wurde 1940 gefällt. Zum Gipfel des Goldberges führen Stufen hinauf, von wo aus der Beschauer einen herrlichen Ausblick auf das Gebirge hat. Neben dem Goldberg, durch einen Graben getrennt, erhebt sich fein Nachbar, der Pfaffingerberg, den aber nur alte Leute hie und da so nennen, während er sonst allgemein Pfarrhofberg oder kurz Pfarrberg genannt wird. Die Kirche von Dietach, so erzählt eine alte Sage, sollte auf dem Goldberg erbaut werden. Das Baumaterial, das man tagsvorher auf den Berg geschafft hatte, lag am Morgen wieder drunten in der Ebene, am Fuße des Berges. Nun erbaute man sie dort, wo sie heute steht. Die Kirche von Dietach wird geheimnisvoll auch eine „heimliche" oder „verborgene" Kirche genannt. 60

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