Veröffentlichungen des Kulturamtes, Heft 14, Dezember 1954

tigen Gesellen kaum auf den Gedanken kommen mürben, in der unscheinbaren, russi-gen Schmiede könnte ein Schatz verborgen sein. Die zwei Liachkln Das Bauernhaus Pichler in Lahrndorf, Gemeinde Garsten, liegt auf dein Abhang eines Hügels, das Bauernhaus Zulehner liegt am Fuße dieses Hügels. An diese zwei Bauernhöfe knüpft sich eine Sage, die sich vor langer Zeit abgespielt hat. Auf dem besagten Hange standen Bäume, die alljährlich sehr gute und schöne Aepfel trugen. Diese Aepfel rollten, wenn sie reif waren und von den Bäumen fielen, den Abhang hinunter auf den Grund des Nachbarn Zulehner. Der Zulehner und sein Weib hätten diese Aepfel gar so gern haben mögen; sie konnten sich die Aepfel aber nicht arteignen, weil sie dem Pichler gehörten. Nun setzte der Zulehner junge Bäume vor den Abhang hin, entnahm das Pfropfreis den Bäumen des Nachbarn Pichler, ohne daß dieser davon wußte, und pfropfte es seinen jungen Bäumen auf, damit er die gleichen Aepfel bekäme. Gewöhnlich ziehen Nachbarn unter solchen Umständen immer verschiedene Sorten, damit sie die Frucht leicht auseinander kennen und deswegen nicht in Streit kommen. Als die jungen Bäume tragbar waren, sammelten die Zulehner fleißig ihre Aepfel und die Aepfel des Pichler, die den Abhang herunterrollten. Und sie freuten sich ihres Gewinnes. Im Laufe der Zeit starben der Zulehner und sein Weib. Und alljährlich zur Herbstzeit erschienen immer zwei Lichtlein, die nachts unter den Bäumen herumgaukelten und miteinander wispelten. Die zwei Lichtlein erschreckten die Leute sosehr, daß dort zur Nachtzeit niemand vorübergehen wollte. Die zwei Liachtln waren die Seelen des Zulehner und seines Weibes, die zur Strafe ihrer Habgier an dem Ort ihrer unschönen Tat wandeln mußten, bis sie durch Gebet erlöst wurden. Das Winkelbauern-Kreuz Dort, wo in der grünen Ebene zwischen den Ortschaften Staningund Asang die Straße sich teilt, steht ein alter, steinerner Bildstock, genanntdas Winkelbauern-Kreuz. Die Leute sagen, das Kreuz sei ein Pestkreuz, Hier sollen einst die an der Pest Verstorbenen beerdigt worden sein. An dieses Steinkreuz knüpft sich die Sage, daß bis hieher die Pest gereicht habe. Zum Gedenken daran sei diese Kreuzsäule errichtet worden. Merkwürdigerweise wird das Winkelbauernhaus, zu welchem Haus das Kreuz gehört, auch „Golgengütel" genannt, was eigentlich, wenn auch sprachlich etwas verändert, auf den Galgen hindeutet. Die Satans-Tanzstakt Zwischen den zwei alten Ortschaften Stadelkirchen und Thann liegt ein großer Wald, der seit altersher mit dem Namen „Bannholz" bezeichnet wird. Mitten im Bannholz, dort wo sich die von Stadelkirchen kommende Straße teilt und zwei Straßen bildet, die in verschiedenen Richtungen durch den Wald laufen, befindet sich ein freier, dreieckiger Platz, den der Volksmund „die Satans-Tanzstatt" nennt. Auf diesem Platz standen früher drei große, mit Bildern geschmückte Holzkreuze; sie waren beschützt von sechs majestätisch aufragenden Fichten. Bon diesen drei Kreuzen brachen im Laufe der Zeit zwei nieder, die aber nicht mehr aufgestellt wurden; die Bilder dieser zwei Kreuze nagelte man an das letzte noch stehende Kreuz. Als aber im Jahre 1929 die Holzknechte der Gutsherrschaft Losensteinleiten die großen, stattlichen Fichten fällten und das Holzkreuz nun allein stand und keinen Schutz mehr hatte, wurde auch dieses bald darauf von einem Gewittersturm umgerifsen und nicht mehr aufgestellt. Die „Satans-Tanzstatt", die von vielen grausen Sagen umsponnen ist, war früher eine unheimliche, verrufene Oertlichkeit. So wird er58

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