Veröffentlichungen des Kulturamtes, Heft 14, Dezember 1954

als sechstes Davids Wunden, die Rute (Geißel), das Schwert und der Schädel, die chm und dem ganzen Zug (der im zweiten und dritten Teil folgt — Anm. d. Verf.) unter Führung des Propheten (Bob mit dkm Richterstab vorangetragen mürben. Diesen sogenannten wandelnden Bildern waren Genien bei- gegeben1'2), die sie erläuterten. Voraus gingen berittene Trompeter und der Paukenschläger^). Daran schließt sich der zweite im lebenden Bildern gestaltete Teil, nämlich die feierliche Kreuztragung des Gottmenschen. Bevor sich dieser Teil in Bewegung setzte, wurde Christi Verurteilung zum Tode aufgeführt u. zw. unmittelbar auf dem gegen die Straße und Ennsbrücke gelegenen Vorplatz unserer Kirche, der einige Klaster überhöht und mit Schranken und Stufen so eingerichtet worden war, wie der Borhof des Pilatus allerorten dargestellt zu werden pflegt. Prozeß und Urteil enthielten nur die Worte der Evangelisten, die zu einer Einheit verschmolzen worden waren. Während Herodes, Pilatus, Annas, Caiphas, die Priester, die Pharisäer und deren Gefährten nach der in der Zwischenzeit erfolgten Urteilsverkündigung ihre Pferde bestiegen, die von ihren Knechten herangeführt worden waren, brachten sechs himmlische Genien unserem Erlöser im Namen des Menschengeschlechtes Dankeshuldigungen dar und brachen in Jubelrufe aus. Den Vorplatz sperrten einige dreißig Soldaten aus dem Harrachfchen Regiment, das hier im Winterlager gelegen hatte, ab, um das Volk fernzuhalten, welches alle Straßen ringsum und die ganze Brücke besetzt hielt. Während sich nun der Reiterzug mit einem römischen Feldzeichen an der Spitze in Bewegung setzte, säumten Soldaten, Hofleute, Juden und Fürsten den Weg. Vor der Reiterei gingen Johannes und Petrus, denen die Engel die Insignien der Kirche vorantrugen. Christus zwischen den Henkersknechten, wie man ihn nach der Geißelung und der Krönung mit Dornen dem Volke zeigte; ihn nimmt eine ungeheure Schar von Geißlern in Empfang. Nach den berittenen Richtern der 'kreuztragende Christus mit Engeln in loser Folge, die ihrem König auf mannigfaltige Weise Verehrung erweisen. An Christus schließen sich die Kreuzträger an, sowohl aus der Schar der unschuldigen Kleinen, als auch aus jedem Stande; diesen folgen andere Büßer. Diesem feierlichen Zug folgte der Triumphwagen: Voran berittene Trompeter, die zusammen mit der Pauke heitere Weisen erklingen ließen. Dann Konstantins Bannerträger mit dem Kreuzesbanner, Herzöge und Ritter, deren Lanzen und Schilde das Kreuzzeichen trugen. Hierauf Hofbedienstete zu Fuß und die Pagen. Konstantin zu Pferd in silberner Rüstung, von persischen und maurischen Läufern umgeben, das Kreuzeszeichen auf der Brust, dem Schild und der Lanze. Dann fuhr der Triumphwagen, von vier Pferden gezogen, zwischen die erwähnten Harrachfchen Soldaten, die sich zu beiden Seiten verteilt hatten, hindurch. Auf diesem nahm das von Strahlen schimmernde, mit Oel- und Lorbeerzweigen umgebene Kreuz die höchste Stelle ein und in seiner Mitte waren die authentischen Religuien des hl. Kreuzes zu sehen. Daneben saß die Kaiserin Helena, und dicht neben ihr die Kirche, die über diesen von ihnen entdeckten Schatz frohlocken. Glaube, Hoffnung und Liebe nahmen den untersten Teil des Wagens ein, ein Teil (des Volkes) stimmt mit Gesang, ein Teil mit Instrumenten in den Jubel ein. Das Fleisch (Tod), der Teufel, die Abgötterei und der Judaismus sind mit ehernen Ketten an den Wagen geschmiedet. Dem Wagen folgten die vornehmen Stände der Ritterschaft, die Kreuzzeichen auf ihren Mänteln und Schilden trugen. Nach dem Triumphzug kam der Leichenzug heran, der den am Kreuze gestorbenen Herrn im Grab begleitet. Voran ritten Totengerippe, Trauerlieder auf ihren Trompeten blasend und dumpf die Trommeln schlagend. Ihnen folgten Genien (Engel), die teils die Marterwerkzeuge, teils die Gefäße mit dem heiligen Blute trugen. Dann die Seelen der Verstorbenen aus der Familie Christi, der Fürsten, Richter, Priester und Könige, diese Fackeln, jene Rauch' 51

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