Veröffentlichungen des Kulturamtes, Heft 14, Dezember 1954

bequeme Verbindung nach Böhmen, ein Weg, der schon lange vor dem Eindringen der Römer als Salzstraße begangen worden ist. Die Sicherung der Grenze haben hier wohl zunächst die Legionen übernommen, die in der Nachbarprovinz Pannonien, vor allem in Carnuntum, stationiert waren. Vor allem haben die Legionäre gebaut3). Auch für Lorch dürfen wir das annehmen. Ein Soldat der 15. Legion, Titus Barbius, liegt hier begraben. Er war 25 Jahre, als er starb, stand also noch im aktiven Dienst3). Der Name Barbius ist ausfällig, haben uns doch die Funde auf dem Kärntner Magdalensberg gezeigt, daß die Aquileienser Kaufmannsfamilie der Barbii in dem alten Zentrum von Norikum ein großes Kontor besessen haben. Da auf dem Ennser Stein noch andere Barbii genannt werden, und zwar Zivilisten, mag es nicht allzu kühn sein, anzunehmen, daß die Kaufherren sich auch in dem damals noch keltischen Lauriacum niedergelassen haben und den Handel mit dem Norden betrieben; wissen wir doch, daß auch am Hofe des Königs Marbod römische Kaufleute tätig waren3). Als Ware fungierte wohl nicht das Eisen, sondern das kostbare Salz. Bald besorgte nicht mehr Legionsmilitär den Schutz der Grenze, die Hauptlast trugen die Auxilien, das Militär zweiter Klasse. Es handelt sich um Formationen, die 500 oder 1000 Mann stark waren und im noch nicht völlig romanisierten Untertanenland ausgehoben wurden. Meist kamen sie nicht in der Heimat zur Verwendung, nur selten und bei erprobten Völkern war dies üblich. Norikum hatte seit langem mit dem Süden Verkehr gehabt, seit 115 v. Ehr. war der Herr des Landes hospes populi Romani (Gastfreund des römischen Volkes)3); es war daher tragbar, die oohors I Montanarum (1. Alpenjägerregiment) in Norikum Dienst machen zu lassen. Eine weitere Auszeichnung war die Verleihung des Bürgerrechtes vor Ablauf der Dienstzeit'). An der Grenze aber waren fremde Truppen, so die Ala I Auriana und andere mehr stationiert3). Für Lorch wurde bisher immer ein Auxiliarkastell angenommen, ohne daß dieses einwandfrei nachgewiesen werden konnte. Erst im Zuge unserer systematischen Arbeiten gelang es P. Karnitsch, unter dem späteren Lager einwandfrei die Gräben des Auxiliarlagers zu eruieren. Bis zum großen Markomannenkrieg wissen wir wenig über die Geschichte unserer Heimat. Das norische Königreich bestand bis zur Regierung des Kaisers Claudius nominell weiter, erst dieser wandelte es in eine prokuratorische Provinz um. An die Spitze der Verwaltung trat ein aus dem Ritterstand entnommener hoher Verwaltungsbeamter, dem als militärischer Belag die oben erwähnten Truppen zweiter Ordnung zur Verfügung standen. Damals erhielt eine Reihe von Orten das Stadtrecht: so Virunum am Zollfeld, Deurnia bei Spittal an der Drau, Aguntum, heute Dölsgch bei Lienz, und endlich, jenseits der Alpen, Juvavum (Salzburg). Diese Aufgliederung der Provinz in einzelne Stadtbezirke — jedes Munizipium erhielt nämlich ein großes Territorium — entsprach südlicher Tradition. Willig hatten die Einheimischen die Stadtkultur angenommen, also zwei Bürgermeister (duoviri) und 'Gemeinderat (ordo) lenkten die Geschicke der Stadt, als Gehilfen traten ihnen zwei weitere Beamte (Aediles oder Quaestores) zur Seite, die Rechnungswesen und Marktamt zu leiten hatten. Die funktionierende Grenzsicherung — die es dem Statthalter jederzeit ermöglichte, jenseits her Grenze im Klientelbereich (Satellitenstaaten) einzugreifen — im Zusammenhang mit dem Ausbau eines großzügigen Straßennetzes und weitgehende Zollgrenzen schufen die Voraussetzung für einen beachtlichen Reichtum. Der Strom an der Grenze besaß damals die Kraft, wirklich eine Volksscheide zu werden. Südlich desselben wurde die einheimische kellisch-illyrische Bevölkerung weitgehend romanisiert, wenn auch die volksmäßige Zusammensetzung nur gering durch Südländer verändert wurde. Im Norden aber zogen die germanischen Stämme ein und sogen die keltisch 16

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