Veröffentlichungen des Kulturamtes, Heft 13, Oktober 1953

Wie das Beispiel Schröckh -und Pichler zeigte, war die Errichtung neuer Tabakwerkstätten mit großen Schwierigkeiten verbunden. Es gelang zwar in diesem Jahre noch dem Bürger Tobias Seyfridt, eine solche zu eröffnen, aber jedenfalls auch nur deshalb, weil er sich erbot, seine Erzeugnisse nicht in Steyr zu verhandeln, sondern nach Graz zu liefern.'") In den Reihen der Tabakmacher spielten Brotneid und Mißgunst eine bedeutende Rolle. Im Jahre 1683 richteten vier Tabakmacher, und zwar Stephan Lobmayr, Hans Perger,23) Paul Schaursperger und Georg Preßl ihre Angriffe gegen die Berufskollegen Schröckh, Seyfridt, Pichler und wahrscheinlich auch gegen Schweinsberger. Sie stellten an den Magistrat die Forderung, er möge nur ihnen allein bei der Tabakerzeugung Schutz angedeihen lassen. Die Stadtobrigkeit, bei der die Tabakmacher in diesem Jahre wegen ausständiger Quartalsgebühren nicht besonders angesehen waren, ging auf dieses Ansinnen wo-hl nicht ein. Sie hob sogar am 24. März 1684, da die Tabakmacher „allerlei Unordnung" begingen, die 50-Gulden-Steuer auf und stellte allen Bürgern die Tabakerzeugung frei.26) In den folgenden Jahren traten die bürgerlichen Tabakmacher vor allem gegen die unbehausten Tabakerzeuger auf.2') Nachdem wieder einige Bürger wie Koloman Leichtenhamer (1687), Hans Jakob Durst (1690) und Thomas Preßl (1691) die Tabakverarbeitung anstrebten, richteten sie im Jahre 1691 an den Rat die Bitte, weitere Ansuchen um Ausübung des Tabakgewerbes abzulehnen.26) Sie trachteten auch, die Einfuhr von Tabakwaren aus anderen Orten des Landes, z. V. aus Enns, zu verhindern.26) Durch zwei Jahre (1696 —1698) führten sie einen Kampf gegen den vom Magistrat genehmigten Tabakhandel der Mefferin Maria Eschlberger und erreichten auch dessen Einstellung?6) Im Jahre 1693 waren in Steyr elf Tabakmacher ansässig?") Damit war der Höchststand erreicht. Schon im folgenden Jahre scheiden zwei von ihnen aus. Gabriel Pichler starb und Balthasar Schröckh legte das Gewerbe zurück. Er bezog aus dem Bruderhaus wöchentlich zwei Laibl Brot. Vorübergehend befaßten sich die Tabakkrämer Andreas Polixmayr (um 1695) und Albrecht Durst (um 1702) mit der Tabakherstellung?2) Schon drei Jahre nach Aufhebung des Geigerischen Tabakschutzpatentes war wieder die Rede von einem neuen Tabackappaldo. 1687 hielt sich der Tabak-Ueberreiter Johann Steinmäßl „wegen des Towäckhs appaldo" auf Befehl des Grafen von Königsegg in Steyr auf?3) Demnach mußte um diese Zeit der Tabakappalt wieder verpachtet gewesen sein, obwohl in der einschlägigen Literatur hierüber nichts berichtet wird. Es mag auch fein, daß Oberösterreich nicht in den Geltungsbereich dieses Appalts gehörte. In diesem Lande bewarb sich darum 1693 Augustin Verdura?") Für die Steyrer Tabakmacher war erst der Tabakappalt des Ennfer Fabrikanten Johann Höllinger wieder von Bedeutung. Kaiser Leopold verlieh ihm am 22. Februar 1694 auf die Dauer von sechs Jahren die Rauchtabakfabrikation in Enns, das alleinige Tabak-Kauf- und Verkaufsrecht und auch die Administrierung des Tabak-Appalts?3) Der Steyrer Magistrat erhob dagegen Einspruch, indem er sich im April über den Abt von Garsten, der damals den wirtschaftlichen Aufstieg der Stadt in jeder Hinsicht förderte, an die Landesstände wandte, welche diese Angelegenheit bei der kaiserlichen Hofkammer anhängig machten. Unterdessen erschien im Mai 1694 der Appal- tator Höllinger selbst in Steyr, er forderte die Tabakmacher in sein „Lo- giment" und verhandelte mit ihnen. Gleichzeitig beschlagnahmten Höllinaers Leute mit Bewilligung des Stadtgerichts innerhalb des Burgfrieds Tabakblätter, die ein Tabakmacher, vermutlich Paul Preßl, gerade in die Stadt gebracht hatte. Dieses Vorkommnis trug dem Stadtrichter eine Rüge ein, weil er sich vorher bei Bürgermeister und Rat hätte erkundigen sollen?6) Der Protest der Stadt und der Stände gegen dieses Privilegium scheint 7

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