Veröffentlichungen des Kulturamtes, Heft 13, Oktober 1953

einiger Frühjahre bedürfen, um ganz ins Reine zu kommen und vor allem die Frage nach den Ursachen dieser merkwürdigen Erscheinung restlos zu Hären. Das Frühjahr 1953 meinte es für mich gut. Der schreckliche Wettersturz nach dem 6. Mai, der am Sonntag, dem 10. Mai, so viel Schnee brachte, verlängerte die Labmoa-Periode ganz besonders und ließ mich an vielen Stellen die Erscheinung klar sehen. Am 1. Mai etwa hatte das Grün die Grenze erreicht; am Schi-eferstein, am Fahrenberg, in der Feilwaldung bei Küpfern, oberhalb der Schrabachau am Rapoldeck, am Ennsberg und am Dürreck bei Kleinreifling, überall war diese Höhenlinie deutlich abgegrenzt. In welcher Höhenlage? Run, das ist verschieden, wie meine Messungen zeigten. In der allerungünstigsten Schattenlage eines steilen Nordhanges bei 730 m, am sonnigen Südhang bei etwa 840 m Meereshöhe. Freilich nicht immer ist die Grenzlinie so exakt, wie sie sich vielleicht mancher vorstellen möchte, ein Uebergangsgürtel von 30, 40 oder 50 m überbrückt die vollergrünte und die noch braune Zone. Während die einheimische Bevölkerung meist den oberen Rand dieser Ueber* gangszone als das Labmoa angibt, habe ich mich immer an den unteren Rand gehalten und daher natürlich auch geringere Höhenzahlen erhalten. Sonnseite und Schattenseite sind aber sicherlich nicht die allein Verantwortlichen für die verschiedene Höhenlage. Talbildung, Hangformung, Auf- ragungen haben sichtlich auch ein gutes Wort mitzureden, vielleicht, das ist noch sehr fraglich, auch der Gesteinsuntergrund. Wie gesagt, der Wettersturz im Mai hat die Zeit des Stillstandes hinausgezogen; wäre das Wetter so schön geblieben, wie es an den ersten Maitagen war, so hätte die Wartezeit statt 14 Tage wohl nur 6 Tage gedauert. Oberhalb des Labmoa's aber staute sich sozusagen die Oeffnungsbereitschaft der Buchenknospen. Geradezu mit explosiver Gewalt setzte mit dem Schönwetter am 15. Mai die weitere Begrünung hangaufwärts ein. In den folgenden vier Tagen (16.—19. Mai) waren bereits die Höhen bis 1100 m mit Grün überzogen. Daß die Erscheinung des Labmoa's fo richtig eine Angelegenheit des Buchenwaldes ist, kann auch kein aufmerksamer Beobachter verkennen. Denn einmal halten sich die anderen Laubhölzer wie Hainbuche, Esche, Ahorn, Ulme und auch die Lärche nicht an diese Grenze, sondern laufen zum Teil schon früher über sie hinaus, und zum anderen ist die schärfste Abgrenzung in den reinsten Buchenwäldern zu sehen. Mit den vielen und mannigfaltigen Einzelheiten, die ich besonders im Rohrbachgraben beobachtete, wo ich lange Zeit im freundlichen Fuschlberger- gut zu Gast war, muß ich hier meine Leser verschonen; die will ich in exakten Tabellen, zahlenmäßig unterbaut, andernorts bekanntgeben. Auch über die auslösenden Ursachen zu schreiben, halte ich, wie schon gesagt, noch für verfrüht. Sicherlich sind sie aber in lokalklimatischen Erscheinungen zu suchen, die die verschiedene Erwärmung gewisser Hangzonen hervorrufen. Es steckt schon was dahinter, wenn die Einheimischen sagen, daß das Labmoa den „ersten und zweiten Luftkreis" scheidet. Nach dem „Nutzen" soll bei einer wissenschaftlichen Untersuchung zunächst gar nicht gefragt werden. Schließlich wirkt sich jedes tiefere Eindringen in die Naturgesetze unserer Heimat auch praktisch wertvoll aus. Es würde mich sehr freuen, wenn ich von dem einen ober anderen Leser dieses Aufsatzes eine Zuschrift bekommen würde, die mir vielleicht wieder einen brauchbaren Fingerzeig geben könnte. Eine Postkarte kostet doch nur 1 Schilling und ich schreibe bestimmt zurück und ersetze auch gerne die Postkarte. (Meine Anschrift: Wels, Postfach 108.) 34

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2