Veröffentlichungen des Kulturamtes, Heft 13, Oktober 1953

Die Wissenschaft interessiert sich fürs „Labmoa"! Dr. Josef Rohrhofer Was ein alter Ennstaler ist, so zwischen Ternberg und Kleinreifling daheim, dem brauche ich es ja nicht zu sagen, was das Wort „Labmoa" bedeutet. Aber damit es auch die Jüngeren und gar die „Neuen" verstehen, so sei es gleich einmal hier hergesetzt: Labmoa — Laubmarch = Belaubungsgrenze. Wenn im Frühjahr der Laubwald, zumal der Buchenwald, zu grünen beginnt und das Grün die Hänge hinaufsteigt, so tritt dann alljährlich in einer gewissen Höhe für einige Zeit (Tage oder auch Wochen) ein Stillstand ein. Eine ziemlich deutliche Grenzlinie scheidet in dieser Periode die schon grüne Hangfläche unten von einer noch braunen weiter oben. Das ist dann die Zeit, von der der Losensteiner Dichter Anton Schosser schon vor mehr als hundert Jahren gesungen hat: Wir van hart gschiacht, wann mar umstacht, Wia dö Wiesen grean fand und dö Bama blüahn, Ast in Alman hoah liegt no Schnee da, Und das Labmarch will st no nöt rührn. Nach diesem Stillstand erst geht die Begrünung weiter hinauf. Das „Labmoa" ist also eine alte Beobachtung, den Bergbauern wohlbekannt und häufig zur Ortsangabe verwendet. Jeder Trattenbacher weiß, daß der Hof „Mollnerwei" am Labmoa liegt, in Losenstein sagen einem die Leute, daß am „Hamberg" das Labmoa „genau durch den Hof" geht, und der „Brenn" am Schieferstein, der „Ahrer" am Ennsderg und so viele andere Bergbauern, bei denen ich mit meinen Fragen anrückte, alle konnten sie mir gleich irgendwo in der Nähe ihres Hofes eine genaue Angabe machen. Viele Tage im letzten Jahre bin ich so im Ennstale herumgewandert, bergauf, bergab, grabenein, grabenaus, Sonnseite, Schattenseite, und habe herumgefragt, mit dem Höhenmesser die Höhenlage festgestellt und auf der Spezialkarte festgelegt. Freilich, manchmal hat mein Tun allerhand Argwohn erregt. Nicht bei den Bergbauern! Die haben es alle gleich verstanden, daß so eine Naturerscheinung Interesse und Studium verdient. Aber da war zum Beispiel der biedere Bahnwächter in ............... , der es bald heraushatte, daß meine angebliche Beschäftigung nur eine Tarnung für was anderes sei. Und der junge Gendarmerie-Inspektor in............... sah mich zumindest anfänglich auch mit recht kritischen Augen an. Um solch gräßlichen Argwohn an meiner harmlosen Person zu zerstreuen und vor allem aber, um den vielen Leuten, die mir freundlich Auskunft und oft genug auch Unterkunft und Bewirtung gaben, etwas Rechenschaft zu legen, will ich hier einiges von meinen bisherigen Ergebnissen mitteilen. Freilich muß ich gleich sagen, daß ich noch längst nicht alles weiß und es wird noch 33

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