Veröffentlichungen des Kulturamtes der Stadt Steyr, Oktober 1952

stepr jur Leit der Siömerherrschsst LUDWIG PÖLLIRSCH Der römische Kaiser Augustus faßte den Entschluß, sein Reich bis an die Donau auszudehnen. Seine beiden Stiefsöhne Tiberius und Drusus wurden mit der Ausführung des Planes beauftragt. Letzterer drang um das Jahr 15 v. Chr. mit seinen Legionen bis an die Donau vor und unterwarf die Noriker. Somit begann in unserem Land eine Herrschaft, die fast 500 Jahre dauerte und eine Kulturperiode brachte, deren Spuren man noch heute in fast allen Teilen des Landes finden ifcmn, obwohl seither fast 1500 Jahre vergangen sind. Das Land zwischen den Alpen und der Donau hieß nun Ufer- norikum und stand unter Militärverwaltung. Steyr wird bei den glaubwürdigen Geschichtsschreibern jener Zeit mit keinem Wort erwähnt, auch die in der Nationalbibliothek in Wien befindliche Peutingerische Tafel, eine römische Straßenkarte, enthält nicht den Namen unserer Stadt. Allerdings findet sich auf dieser Karte an der alten Römerstraße von Noreja (Neumarkt in Steiermark) in'der Nähe bitte Rottenmanner-Tauern ein Ort mit Namen „©timte", der aber mit der Stadt Steyr wohl kaum in Beziehung gebracht werden kann. Doch die geographische Lage der Eisenstadt und verschiedene Funde aus der Römerzeit im Stadtgebiet und in der Umgebung berechtigen zur Annahme, daß hier nicht nur eine Station für Pferdewechsiek (mutatio), sondern auch eine mit Wohnräumen und Ställen ausgestattete Raststation für durchziehende Truppen (mansio) bestand. Bekanntlich war Lauriacum die Steyr am nächsten gelegene Siedlung der Römer. Die vielen Ausgrabungen bei Lorch und auch die schriftlichen Aufzeichnungen aus der Römerzeit lassen die Bedenkung dieses wichtigen Platzes in Ufernorikum erkennen, war doch in Lauridcumi der Sitz des Befehlshabers der II. Legion, auch der Kommandant der römischen Donauflotte hatte dort seinen Hauptstlltzpunkt. Noch 404 n. Chr. bestand hier eine Schildfabrik. Das Eisen bezogen die Römer in den letzten zwei Jahrhunderten ihrer Herrschaft in Ufernorikum vom steirischen Erzberg. Funde in Ternberg, Losenstein und Kastenreith bekräftigen die Ansicht der Historiker, daß um diese Zeit von Eisenerz über Steyr nach Lorch schon eine Straße bestand, doch gehen die Ansichten über ihren Verlauf auseinander. Die einen vermuten sie zwischen Ternberg und Steyr am linken, die anderen am rechten Ennsufer. Diese Nord-Süd-Verbindung kreuzte in der Nähe nnserier Stadt eine Straße, die von Niederösterreich herauf über Sierning, Bad Hall nnd Kremsmünster führte und in die Pyhrnstraße einmündete. Der Berkehr auf diesen sich hier kreuzenden Straßen war ein sehr reger. Vieh, Felle, Wachs, Holz unb dergleichen gingen nach dem Süden, und Stoffe, Wein, Del, Schmuck" usw. kamen aus Italien herauf. Häufige Truppenverschiebiungen und der regelmä- mäßige Postvarkehr belebten die Straßen. Es liegt daher die Vermutung nahe, daß sich hier, am Kreuzungspunkt bedeutender Verkehrswege, auf dem Felsen 42

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