Veröffentlichungen des Kulturamtes der Stadt Steyr, Oktober 1952

(V&m StakkaLmcLw zum illustrierten Stejjjay llvicL ^/yLnhfhaltumj £- 3CaLiniLty DIPL-ING. R. SCHINDLER UND DR. E. KROBATH Stab- und Mandl-Kalender Für jeden vergangenen Tag eine Kerbe in einen Stab zu schneiden, war bei den nördlichen Völkern- wohl die älteste und naturgegebene Form der Zeitrechnung. Auch Robinson Crusoe soll die Tage, welche er auf der einsamen Insel verbringen muhte, gezählt haben, indem er mit dem Beile Kerben in einen Balken h«b. Unsere sogenannte -klassische Bildung weiß allerdings nichts von einer Zeitrechnung vor der römischen nördlich der Alpen, aber einige mutige Forscher haben untrügliche Beweise erbracht, daß die Kelten, die Germanen und die dränier eine weit bessere Zeitteilung hatten als die alten Römer, deren Kalender wir schließlich angenommen haben. Und unsere Bauern haben bis vor etwa 300 Jahren nicht nach den julianischen Monaten datiert, welche die amerikanischen Kalender-Reformer als grasshopping month („Grashüpfer- oder HeuschreckenMonatie") bezeichnen, weil sie sprunghaft 31, 28 oder 30 Tage haben. Was aber die Amerikaner anstreben, das hatten unsere Bauern int alten Europa schon seit Jahrtausenden. Sie zählten nämlich fortlaufend 30 oder auch 40 Tage, bis das Sonnenjahr zu Ende war, daneben natürlich die Mondmonate zu 30 und 29 Tagen. Woher aber wissen wir, daß betn so ist? 1. durch die Holzkalender, 2. durch die Bauernregeln linb die Lostage, 3. durch den Vergleich mit den Völkern des Nordens und Ostens. Die Holzkalender Der erste, welcher weitere Kreise auf die nordischen Stabkalender aufmerksam gemacht hat, war der dänische Arzt und Professor Olaus Worm, der sich der Erforschung der Altertümer seines Landes widmete. Im Jahre 1643 erschien sein lateinisch geschriebenes Buch FASTI DANICI, dessen übersichtliche Darstellung und gute Bilder zu loben sind. Das Wert des vielseitigen Gelehrten fand große Verbreitung, auch außerhalb seines Landes, und ist in mindestens zwei Bibliotheken Oesterreichs vorhanden. Nach Olaus Worm sollen die Dänen schon zur Zeit Julius Caesars Holz- talender gehabt haben. Das ist durchaus möglich. Allerdings sind keine älteren Stücke gefunden worden als solche aus dem 15. Jahrhundert. Auch enthalten alle skandinavischen Kalenderstäbe die christlichen Feste und Heiligentage, darunter etwa den Tag des hl. Olaf, der im Jahre 1300 gestorben ist. Besonders 33

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