Veröffentlichungen des Kulturamtes der Stadt Steyr, Oktober 1952

Jahre 1905—1911 in Steyr verlebte unb Steyr zum Schauplatz mehrerer ihrer Dichtungen machte. Die Steyrer Ballade „Deutsches Recht" 1908), die Romane „Die arme Margaret" (1911) uittb „Stephana Schweriner" (1912—1914) schildern das alte Steyr der Gegenreformation mit lodernden Farben. Ihre Kunst, die auf Ueberhöhung und Verstärkung ausgeht und selbst barocke Züge trägt, versteht es, packende und eindrucksvolle Bilder aus Steyrs Vergangenheit zu entwerfen und die alte Eisenstadt mit ihren Kämpfen und Spannungen leben? big werden zu lassen. Anregend waren vielfach Chroniken (Zettl, Preven- huber) oder Steyrer Ereignisse oder Dinge: Der Herrgott von Steyr für das „Deutsche Recht", der Reliquienschrein der hl. Euphemia in der Michaelskirche für die „Stephana". Josef Stohl (geb. 1877) versuchte, in der „Reichen Margaret (1911) und in „Maria und Josef, einem Schauspiel ans Alt-Steyr" (1912) mit naiven Mitteln Gegenstücke zu schaffen. Die jüngere Generation der Nachkriegszeit ist vertreten durch drei Namen: den Lyriker Linus Kefer (geb 1909) den Heimatkundier Otfried Kästner (geb. 1899), den Epiker Carl Hans Watzinger (geb. 1908). Kaftner schrieb neben heimatkundlichen Arbeiten einige novellistische Skizzen, in denen er sich als geschickter Erzähler kennzeichnet („Der Einsiedler", „Der hölzerne Herrgott"). Kefer schulte sich an Hölderlin und Wemheber, er spürt aus dunkler Angst dem Sinn des Lebens in einer entgötterten Welt nach („Die Nacht des Hirten" 1943, „Die Sommergöttin" 1951) iumb liebt die leisen, verhaltenen Klänge. In der Novelle „Der Sturz des Blinden" (1938) will ein Totengräber sein Kind nicht, meiil er es als Hemmnis für seinen Aufstieg ansieht, bis die Natur sich an solcher Einstellung rächt. Watzinger wandte sich nach mehrfachen Versuchen im Schau piel und Hörspiel, das er noch pflegt, dem Roman zu. Mit seinem „Spiel in St. Agathen" (1937), das in der Schilderung Steyrs Umgebung erkennen läßt, schließt er deutlich an Knut Hamsun an, und die Probleme des Bauerntums, der Gegensatz von Stadt und Land, sind ihm auch weiterhin offen geblieben. Die Triebhaftigkeit seiner Menschen, die Gestalt des Landstreichers als des Entwurzelten, der Wurzeln fassen möchte, das alles weist auf die neue Zeit und die Neuwertung des Bauerntums hin. So reiht sich Watzinger in die Bauerndichtung der ersten Nachkriegszeit ein, die ins Mythifcke übersteigert, wie R. Biüinger, I. G. Oberkofler und die neubelebte Isländer Saga. Mit dem Roman „Bauernhochzeit", der Erzählung „Heimkehr aus der Stadt" bleibt er im Bereich dieser Problematik, -wenngleich sich sein Stil geklärt und beruhigt hat. Der Luther-Roman „Mensch aus'Gottes Hand" (1938) läßt die eigentlich religiöse Bewegtheit vielfach vermissen, ist zu sehr bloßer Bericht und ist den Gefahren des biographischen Romanes nicht ganz entgangen. Doch hat Watzinger auch mit historischen Erzählungen in den Bereich des Geschichtlichen gegriffen, wie „Der Läufer von Marathon" und „Der Bildschnitzer von Kefermarkt" (1943) zeigen. Albert Mitr inger (geb. 1908) brachte mit dem Idyll der „Hochzeit auf dem Lande" einen Ausflug in feine Steyrer Heimat (1946) und zeichnete in der Boheme vom Grund" (1947) gute Typen. Steyr war niemals literarischer Mittelpunkt, dazu war es zu klein und lag es zu abseits. Aber mancher Steyrer hat über die Mauern der Stadt hinausgeguckt und sich zur Geltung gebracht. Eines aber erscheint merkwürdig: Während die Handwerker des 16. Jahrhunderts sich im Meistergesang eine Kunstübung schufen und das übrige deutsche Sprachgebiet doch manchen Arbeiter-Dichter gezeitigt hat, ist das in der Fabrikstadt Steyr nicht geschehen. Wenn ein Arbeiter dichtete — es gibt darunter manchen Mundardichter — so griff er zu Stoffen und Formen des Bürgertums, nicht zu eigenständigen. So hat sich auch kaum etwas wie ein Steyrer Stil, ein Steyrer Ton herausbilden können. Doch hat immerhin Steyr durch einige Dichter aus feinen Mauern, durch solche, die zeitweilig in seinem Bereich weilten und schufen und schließlich als Schauplatz von Dichtungen seinen Anteil an der Literatur der Heimat.

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