Steyr und die Glaubenskämpfe

Am 12. Februar übergab die Reformationskommission den mit ihr in Stepr erschienenen Dominikanern das Kloster und erklärte dem Magistrat, daß ihm die lang¬ jährige Benützung (60 Jahre) als Entschädigung genügen müsse. Im März „bekehrten“ die Kapuziner die Leute im Spital und Armenhaus; zwei Ehepaare, die sich dieser Maßnahme widersetzten, wurden nach St. Oeter gebracht.!) Ein Befehl des Statthalters vom 26. März, daß alle Waffen jeder Art in allen Orten abgeliefert werden müßten, deutet bereits auf die unheildrohende Stim¬ mung unter den Bauern hin, und auch in den Städten befürchtete man Tumulte, die aus Erfahrung bekannt waren. Die Befürchtungen waren im Hinblick auf das Ab¬ laufen der Bekehrungsfrist berechtigt. Am 8. April mußten dem Bügermeister die Re¬ solutionen von allen Bürgern abgegeben werden, ob sie katholisch werden oder aus¬ wandern wollten. Den zur Bekehrung bereiten wurde sofort die Einquartierung erlas¬ sen, während sie bei denen, die sich zur Auswanderung entschlossen hatten, verstärkt wurde.?) b) Der Bauernaufstand.s) Die weiteren Maßnahmen und ihre Durchführung wurdenplötzlich in Frage gegen die kaiserlichen gestellt, als sich, wie befürchtet, die Bauern erhoben, aus Trotz Befehle, aus Haß gegen die baprischen Unterdrücker und ausEntsetzen Haus und schon so viel geopfert Hof verlassen zu müssen, wenn sie nicht dem Glauben, für den sie hatten untreu werden wollten; auch soziale Wünsche geselltensich hinzu. Wie aus dem Boden gestampft stand ein Bauernheer, zum Aeußersten entschlossen, unter Stephan Fadingers Führung kampfbereit. Am 17. Mai 1626 war der Aufstand anläßlich eines Wirtshausstreites zwischen Bauern und baprischen Soldaten in Hapbach bei Sankt Agathen ausgebrochen; sofort schlossen sich den Aufständischen die Bauern des Mühl¬ kreises an. Am 19. Mai wurde das Rathaus von Aschach a. d. D. geplündert, Rüstun¬ gen und Munition waren eine erwünschte Beute. Dann überfielen die Bauern Hart¬ berg, Grieskirchen und steckten Deuerbach in Brand. Sie erschlugen was sich ihnen in den Weg stellte. Selbst Herberstorf, der in Eile seine Truppen gesammelt hatte hielt ihrem Wüten nicht stand und wurde am 20. Mai bei Deuerbach vernichtend geschlagen. Jeden Verständigungsversuch ablehnend, zog das Bauernheer unter Stephan Fadinger gegen Wels und nahm es am 24. Mai ein. Nach drei Richtungen zogen die Bauern hierauf weiter: Emunden Linz und Stepr in welcher Richtung Fadinger mit dem Hauptteil marschierte, waren die nächsten Ziele. Als in Sterr die Kunde von der Plünderung Kremsmünsters eintraf flohen die Geistlichen und ein großer Teil der Bürger aus der auf Befehl Herberstorfs von Soldaten entblößten Stadt,) die auf Anraten Madlseders vom Rat den Bauern über¬ geben wurde. Die Unterhandlungen wurden in Madlseders „Wözlmühl“ in Sierning (10 km von Stepr) geführt, bis wohin der Rat dem Bauernheer entgegengegangen war. Ein Dortrab von 50 Bauern besetzte hierauf am 29. Mai Stepr während Fa¬ dinger mit 40.000 Mann und 20 Kanonen am 51. Mai sein Lager beim Friedhof auf dem Tabor aufschlug. Der Chronist berichtet, sie hätten eine Dropherin mit sich geführt, ein „lediges Mensch“ Die Bauern besichtigten den Pfarrhof und das Domini¬ kanerkloster wo sie aber außer dem alten Frater Siegmund den sie lange verhörten, niemanden antrafen. In ihrem Gefolge drängten sich auch einige Messerer und anderes „schlimbes Gesindl“ in das Kloster, wo alles „ausgestührt“ wurde; doch wurde das Kloster auf Madlseders Befehl bestens abgesperrt. Am Abend desselben Tages wurde auch das Kloster Garsten von 30 Bauern besetzt ebenso Gleink und die Herrschaft Stepr. Es wurde alles an Rüstungen. Pferden, Dieh, Wein und Lebensmittel Vor¬ 1) St. Deter gehörte zu Niederösterreich, wo die Gegenreformation noch nicht so scharfe Formen angenommen hatte. Zetl, S. 46 15. und 14. März 1626. 2)Zetl, S. 42f: „also daß in ainen Hauss 10 20, Ja Wohl gar 100 biss 200 in die fürnehmben Heusser ein Quartiert worden serndt". St.=A., K. XI. L 24, Nr. 6: Zur Zeit des Bauernaufstandes waren in Stepr 169 katholische Familien; davon 47 neu übergetreten. 3) Büttner S. jaff; Stieve: Der österreichische Bauernaufstand 1626, 4) Sie wurden am 27. Mai nach Enns abgezogen (Zeil S. 51). Pritz, Steyr Sterr S. 250: Geistliche, Mönche und der Abt von Garsten entflohen, ebenso der katholische Bürgermeister der Stadtrichter, der Stadtschreiber verschiedene Katholiken und die Beamten des Schlosses, nur der Rentmeister blieb. Madlseder übernahm die Führung des Magistrates. 92

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