Steyr und die Glaubenskämpfe

während der Drädikant Benedikt Gstettner von St. Leonhard bei Sarleinsbach durch seine Dredigten den Kampfgeist entfachte. Die katholischen Pfarrer wurden vertrieben —die — den Erbfeind der Bauern und gehetzt, dann ging es gegen Klöster und Schlösser. Am 1. Oktober 1595 ergriff der Sturm auch das Hausruckviertel. Achaz von Hohenfeld wurde in Deuerbach belagert. Lazarus Doppler übernahm die Führung Am des Aufstandes. Am 1. November schloß sich ein Teil des Machlandes an. eine 15. November holte sich Weikhart von Hollheim bei Neumarkt im Hausruck Am Niederlage von den Bauern. 400 Mann waren 4000 Bauern gegenübergestanden. 20. November 1595 hielten die Aufständischen in ihrem Sturm inne, um eine Ant¬ wort auf ihre Beschwerde aus Prag abzuwarten. Am 6. April 1596 langte die kaiserliche Resolution ein; ihre Folge war ein allgemeiner Aufstand, den auch Steyr zu spüren bekam. Bisher hatte es auf Befehl des Landeshauptmannes 78 Mann zum Städteaufgebot (500 Mann) gestellt, von dem Jakob Fischer zum Komman¬ danten gewählt worden war. Im Hof der Burg von Stepr kam es zu einer rebellischen Zusammenrottung Bauern, die den Burggrafen bedrohten, als er sie zum Türkenfeldzug be¬ einiger stimmte. Die zu Hilfe eilenden Bürger der Stadt nahmen zwei Anführer gefangen; diese wurden am 15. November ohne vorhergehenden Drozeß auf Befehl des Burg¬ grafen in der Burg hingerichtet.!) Dieses Vorgehen steigerte die Erbitterung (unter den Bauern die sich um Sierning, Kirchdorf. Dettenbach und Spital am Pphrn zusammenrotteten. Am 1. Dezember lagen sie vor der Stadt, die Schlimmes fürch¬ tete. Führer der Bauern war Deter Tasch, ein Wirt aus Dettenbach. Zur selben Zeit trafen auch aus Unterösterreich 5000 Bauern ein, die sich im Nordosten der Stadt am Ramingbach lagerten.?) Eine Abordnung verlangte freien Einzug in die Stadt unter Androhung von Gewalt. Der Rat lehnte dieses Ansinnen ab, ermahnte die Rebellen zum Gehorsam, wobei er sich wohl vor einer Invasion von mehr als 5000 Bauern bekreuzigt haben wird. Die Furcht diese Horde innerhalb der Stadt¬ mauern zu haben, was völlige Wehrlosigkeit gegen alle ihre Aktionen zur Folge gehabt hätte, dürfte einen wesentlichen Beitrag zu ihrer Standhaftigkeit geliefert haben. Der Winter und die Scheu, es mit der Stadt und ihren Mauern aufzunehmen, bewog die Bauern schließlich zum Abzug gegen Sierning und Wels am 6. Dezember. Am 18. Jänner 1597 kam der „artikulierte Stillstand“ von Linz zustande. Das kaiserliche Dekret vom 8. Mai forderte die Ablieferung der Waffen, die Rückgabe aller eingenommenen Kirchen und Pfarren, die Abschaffung aller von den Bauern eingeführten Prädikanten. Schließlich gelang es der Rädelsführer hahhaft zu wer¬ den. Gotthard von Starhemberg zog am 29. Juni ins Mühlviertel Löbl folgte am 16. Juli mit einem zweiten Streifkorps zur Exekution. Hans Joachim von Zinzen¬ dorf übernahm die Unterwerfung des Attergaues und des Mondseerlandes, von wo er über Wolfsegg, Haag, Gaspoltshofen Schwans, Lambach und Wels nach Linz zurückzog. Der blutige Aufstand hatte sein blutiges Ende gefunden. Der Bauernaufstand hatte für die Bauern ein bitteres Ende genommen und die religiöse Reformbewegung in ein radikaleres Fahrwasser gelenkt. Diesmal ging die Regierung aus dem Kampf gestärkt hervor mit dem Gefühl der Ueberlegenheit, das keine Rücksicht mehr kannte sondern nur den festen Willen, alles an die Ver¬ wirklichung seiner Ziele zu setzen. b) Erster Schlag gegen den Protestantismus in Stepr. Das Reformwerk der weltlichen Gewalt hatte während der schweren Türken¬ gefahr und des darauffolgenden zweiten Bauernkrieges ruhen müssen. Der drohende Schlag gegen die Protestanten war mitten am Weg stecken geblieben und es war nur eine Frage der Zeit, wann er niederfallen würde. Daß sich die Steprer der Gefahr bewußt waren, beweist die umfangreiche, alle möglichen Angriffe abwägende Schrift „Theologische Bedenken“s) die Stadtrat und Kirchenministerium im Jahre 1597 verfaßten. Ihr vorangestellt sind der Vertrag zwischen Steyr und dem Aloster Garsten vom Jahre 1457 und die kaiserliche Reso¬ 1) Drev. S. 509. 7ff. 2) Pritz S 22 Anhang Nr. 5. 3) StA. K. XI. L. 24 Nr. 1708, vom 6. Oktober 1597. Siehe Jahrbuch des F.: Eine Bekenntnisschrift der Stadt Steyr vom Jahre 1597. Selle Protestantismus, Bd. 25, 26, 28, 50, 57. 64

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