Steyr und die Glaubenskämpfe

In ihrer Antwort vom 11. Juli 15881) beriefen sich die Prälaten auf ihren Eid, auf die Befehle des Kaisers, des Erzherzogs Ernst und des Bischofs von Passau. Der ge¬ meine Mann sei nur unter dem Schein der Religion mutwillig und auch ohne diese Anlässe unruhig. Auch an Erzherzog Ernst sandte der Adel ein Schreiben. Am 24. Juli empfing der Kaiser die obderennsischen Gesandten Hans von Tschernembl Achaz Hohenfelder und Spndikus Matthias Winkler.?) Als Wortführerbezichtigte Tschernembl die Prä¬ laten, besonders den Wilheringer, der Härte gegen die Pfarrer und Untertanen und erbat die Rücknahme der Mandate, auf die sich die Prälaten beriefen. Ueber die Vorsprachen bei Geheimräten und Sekretären, denen sie nach der damaligen Sitte vermutlich kleine „Verehrungen" überbrachten, berichtete Achaz Hohenfelder am 26. Juli an den Landschaftssekretär Epring, sie seien bei allen zu¬ ständigen Stellen gewesen. Zwei Herren hätten sie zur Hilfe bereit gefunden zwei dagegen, „also das wir zwen mitleidige, zwen widerwertige haben, der Allmächtige helff!“s) Am 14. August erhielten sie den Bescheid der Kaiser ratifiziere die von Erz¬ herzog Ernst angeordnete Untersuchung der Vorfälle in Sierning und stelle die Re¬ solution bis auf Bericht der Kommission ein.?) Die Wiener Gesandtschaft Hans Freiherr von Haim, Hans von Oedt und der Stadtschreiber von Freistadt Georg Wiser, hatte nicht mehr Ein scharfer erreicht. Verweis wurde ihnen erteilt wegen ihrer Beschuldigung derPrälaten die nur ihre Pflicht in der Reformierung der Pfarren täten.5) Inoffiziell sie noch daß erfuhren den Prälaten und dem Dassauer Bischof Stillstand auferlegt sei. Erzherzog worden Ernst schlug in der Audienz vom 24. Juli einen schriftlichen über die Ein¬ Bescheid stellung der Religionserneuerung ab und versprach, daß eineSonderkommission Ord¬ nung schaffen werde. Als Kommissäre waren ausersehen: Graf Ehrenfried von Orten¬ burg, Hans Wilhelm von Schönkirchen (Katholik und als Bauernfeindbekannt), Hans Jakob Löbl und Georg von Neuhaus. Haim und Gepmann vonGallspach lehntendas Amt ab. Durch ein Schreiben vom 2. August 1588 wurde der Rat von Stepr über das Eintreffen der Kommission am Freitag, dem 8. August, informiert. Die Stadt möge ihre Abgeordneten für den Abend einberufen.“) Der Kommission war kein Erfolg beschieden. Tumulte der Bauern zwangen sie die Stadt am 10. oder II. Oktober wieder zu verlassen.?) Die Folge waren neuer¬ liche Eingaben der Stände und der Sierninger Pfarrgemeinde an den Kaiser mit Entschuldigungen. Der Rat von Stepr schrieb an die Ständeverordneten in Linz,s) die Hauptgefahr seien die Anhänger des Sierninger Tunmltes, deren Armut und unterdrückte Lage einen Aufstand leicht ausbrechen lassen könne: „Diele, wenn nicht der größte Teil benützen die Religion nur als Deckmantel. In der Meinung, sich ihrer Bürde zu entladen, dringen sie mit Gewalt allgemein auf ihre Obrigkeiten.“ Auch der gemeine Handwerksmann in den Städten sei wegen der langen Stockung des Gewerbes sehr erschöpft und schwierig. Nun beauftragte Erzherzog Ernst Abt Alexander a Lacu von Wilhering mit 2 der Aushebung der Sierninger Radelsführer, des Lehrers Rottenhofer und eines Prädikanten, der zuvor Kaplan in Sierning gewesen war —ganz im geheimen. Dr. Abraham Schwarz, Rechtsprofessor an der Landschaftsschule in Linz, wurde eben¬ falls wegen Abfassung wichtiger Schriftstücke für die Sierninger nach Wien beordert. Die Sierninger zogen als Geiseln gegen die Verhaftung ihres Schulmeisters einen Driester und einen gewissenFellner ein.?) Den Prädikanten verfolgte Abt Alex¬ ander nicht wegen der Gefahren für sein Haus. 1) Annalen Bd. XVIII. 2) Annalen Bd. XVIII, Bl.405 ff. 3 StA. a. a O. 9Annalen Bd. XVIII, Bl. 410. Die kaiserliche Resolution vom 15. Auaust 1588forderte Gehorsam gegen die Kommission und äußerte Befremden über ihre Be¬ schuldigungdes Prälatenstandes. Annalen Bd. XVIII, Bl. 416 u. 419. 3 4. StAl. K. XI, L. 25 Nr. 2 Raupach Bd. V, Zweite Nachlese S. 157ff. s)StA. a. a. O., August 1588, Konzept. 9)Annalen Bd. XVIII, Bl. 466. 57

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