Veröffentlichungen des Kulturamtes der Stadt Steyr, Dezember 1951

Als 1596 Thierfelder an die Neutorschule versetzt wurde-, stellte der Rat in Steyrdorf keinen Schulmeister mehr an. Die Bewerber, ein Student namens Jakob Söller und der Schulmeister Friedrich Engelhart, wurden mit dem Bemerken abgewiesen, daß man „aus allerhand fürfallenden beweglichen Ursachen" nicht gesonnen sei, einen dritten Schulmeister aufzunehmen.") Bauern- -unruhen und Türkengefahr bewirkten eben Einschränkungen im Schulwesen. Nach Einstellung des 'geordneten Unterrichtsbetriebes entfalteten die Winkelschulmeister Melzer, Schwingenhamer und Stefan Hager wieder ihre Tätigkeit, die aber durch einen Ratsbeschluß ein schnelles Ende fand. Hager dürfte zu seinem ferneren Lebensunterhalt vom Bruderhausverwalter eine wöchentliche Unterstützung erhalten haben?') Eine Neubesetzung der Steyrdorfer Schule erfolgte wahrscheinlich erst wieder um 1608, in welchem Jahre, wie bereits erwähnt, der protestantische Gottesdienst in Steyr neuerdings eingeführt und die evangelische Lateinschule abermals eröffnet mürbe?3) Vermutlich unterrichtete in Steyrdorf bis 1624 der frühere Anwärter Friedrich Engelhart, seit 1610 verheiratet mit der Bürgers- und Nestlerstochter Barbara Rothmayr?3) Im Jahre 1620 bat der Schulmeister Hermann Kämpel um eine „extra ordinär" Schulmeisterstelle in Steyrdorf. Der Rat wies mit Entrüstung diese „unzeilige Behelligung" zurück?3) In A i ch e t, dem bekannten Winkelschul-Vorort, wird ab 1609 und in den folgenden Jahren der Schulmeister Sebastian Weindl erwähnt?3) Sein Nachfolger dürfte Paul Pächter gewesen sein, der im Jänner 1625 nach Auszahlung einer Abfertigung in „gutem Geld" verabschiedet wurde.") Die Schule in Ennsdorf. Die erste Nachricht über das Schulwesen im östlichen Stadtviertel bildet ein Ratsbeschluß vom 21. Mai 1599, nach welchem der „Gemein in Ennsdorf" die Eröffnung einer Schule nicht gestattet wurde: „Dieweil! man mit Deutschen Schulen genuegsam versehen vnd der Gemain in Ennhdorff Kinder kein so weilten weg dahin33) haben, so hat demnach der Supplikanten begeren nit statt"?3) Die Zeitereignisse verhinderten vermutlich auch in diesem Stadtteil die Errichtung einer Schule. 1609 erwähnen die evangelischen Taufmatrikerü") und 1619 die Ratsprotokolle") den deutschen Schulmeister Johann Reidtnitz (Reudniz), der um diese Zeit jedenfalls in Ennsdorf gewirkt haben muhte, da die übrigen Schulen mit Lehrern besetzt waren. Einige Jahre später berichten die Protokolle von einem Schulmeister Raidinger, der um 1624 starb. Im Juni dieses Jahres verlieh der Rat den Ennsdorfer Schuldienst auf „Wohlverhalten" dem wahrscheinlich aus Klosterneuburg zugewanderten Hermann Kämpel (Khämpl, Kampl)?') 1613 vermählte er sich mit einer Steyrer Bürgerstochter, bewarb sich um das Bürgerrecht und versuchte mehrere Male, eine Schulmeisterstelle zu bekommen. Eine ihm 1620 bewilligte „extra ordinari" Prokuratorstelle dürfte ihm nicht zugesagt haben, da er auch hernach noch die Schulmeisterstelle in Ennsdorf anstrebte. Als er seinen Dienst antrat, hatte er verschiedene Schwierigkeiten zu überwinden. So unterhielt die Witwe Raidingers noch 1622 eine Winkelschule, und die Stadtbehörde erklärte sich erst 1624 bereit, den Betrag von sieben Gulden als Wohnungszins für ihn zu bezahlen?3) Kämpe! verblieb auch nach der Gegenreformation im Schuldienst, er bekannte sich jedenfalls zur katholischen Religion?3) 16

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