Veröffentlichungen des Kulturamtes, Heft Dezember 1950

Anamenl 6 (unten, relhts) Lei diesem Ornament geht die Gestaltung aus dem Engen, Gebundenen wieder ins Weite und Freie. Die Idee der wechselseitigen Verslech- lung wird nicht mehr aufgegeben, wohl aber die Unterteilung der Ornamentfläche in Quadrate bzw. Rechtecke. Die jedem, auch im freiesten Stile komponierten Ornament anhaftende Wiederholung des Gleichen bedingt freilich eine Aufteilung nach inhaltsgleichen Flächenteilen und so können wir auch das Ornament 6 nach Quadraten ablesen. Es find dann der Breite nach nicht mehr 3 sondern 5l-2 , also eine Bruchzahl, während wir im vorher besprochenen Ornament 4 immer noch zählen! Dieses Brechen mit der strengen Flüchenaufteilung, die im Ornament 4 bereits vorbereitet wird, bedeutet zugleich ein Bekenntnis zum senkrecht Aufstrebenden. Die Aufmerksamkeit wird von der Seitenbegrenzung abgezogen und auf den Höhendrang des Ornamentes hingelenkt. Wieder bildet das Hauptmotiv nur zwei Blätter. Aber sie sind jetzt nicht ineinandergefaltet wie bei Ornament 4 sondern aneinandergelegt, und erst ein weiteres seitenverkehrtes Blattpaar schmiegt sich so in die Krümmung des ersten, daß eine von unten nach oben strebende Kette entsteht. Durch fortgesetzte Seitenverkehrung legt sich so Kette an Kette, insgesamt fünfmal. Die entstehenden größeren Flächenaussparungen werden wie im Ornament 4 und 5 von aufrechtstehenden Vierblattsternen erfüllt. 25

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