Veröffentlichungen des Kulturamtes, November 1950

Die zweite Papiermühle lag in der 2. Zeugstätie, welche nach ihr auch „Papiererzeug" genannt wurde. Sie ist die älteste in der Stadt und hieß im Volksmunde die „Altmühle". Die zirka 1550 gegründete Mühle lag am linken Ufer des Wehrgrabens. In ihrer Nähe stand das Wohnhaus des Papierersff. Die dritte Papiermühle in der Stadt wurde in der Puffer-Au am Saggraben um 1621 aus der Plautzischen Säge errichtet. Das Wohnhaus des Pa- pierers ist das heute Wehrgrabengasse 28 bezeichnete Haus, welches durch den reizenden Barockschmuck in der Gasse auffällt. Die Papiermühle in Unterhimmel stand am rechten Ufer des Unterhimmler-Wehrgrabens. Das Wohnhaus des Papierers trug die Hausnummer 5- Die Mühle wurde um 1636 gegründet. Der erste Papierer in Steyr hieß Balthasar Bischer. Von ihm stammen die noch recht einfachen Wasserzeichen 2 und 3 aus Tafel I. Sehr hübsch sind bereits die Wasserzeichen 4 und 7 des Valentin Brämer. In einer Zeit, als die Wogen der Gegenreformation recht hoch schlugen, fühlte er sein Ende nahen und schrieb in sein Wasserzeichen: Mein Glück und End steht in Gottes Händ. Von den nächstfolgenden Papieren der Altmühl war Christoph Gießer mit gutem Geschmack begabt. Von seinen Wasserzeichen 1, 6, 8, 12 und 13 ist 8 das gefälligste. Die Papiermühle am Saggraben ist durch die Papierer Georg Kirchmayer (Zeichen 10: Kirche im Schild), Hans Müller (Zeichen 9, ähnlich Zeichen 7) und Hans Wibmer vertreten. Des Letzteren „Alle Mode-Papier" ist einzig in der Art seines Motivs. Von der Unterhimmler Werkstätte sind Georg Predtschneider (Zeichen 5), Hans Silbereisen (Zeichen 11 mit dem Halbmond und Stern, welche zum Wappen des Klosters Garsten gehörten, Zeichen 14 und 16) zu nennen. Bon den auf Tafel II gezeichneten Wasserzeichen der Barockzeit sind von der Altmühl Christoph Gießer jun- (Zeichen 6), Elias Gießer (Zeichen 1), Ferdinand Pock, dessen Wasserzeichen 4 (Panther als Schildträger), 8 (Wappen der Innerberger Gewerkschaft), 9 (ein Bock im Rahmen, an den Namen des Papierers erinnernd), 11 (ein Adler, mit dem Schwerte den Halbmond zerhauend — eine Erinnerung an den Einsall der Türken in Oesterreich) und 12 (ein Postillion zu Pferd) bemerkenswert, wein Nachfolger war Johann Gottlieb Döck, nach dessen Tod das Wasserzeichen 14 entstand. Von der Mühle am Saggraben war Rupert Kienmoser (Zeichen 3) wohl der bedeutendste Papierer. Die Unterhimmler Papiermühle ist durch Lorenz Haberl (Zeichen 5: Bischofmütze und Krummstab) und Zeichen 10 (Christkindl) und Johann Michael Würz (Zeichen 13, Wappen des Abtes von Garsten) vertreten. Zuletzt seien noch einige Wasserzeichen der Biedermeierzeit gezeigt. Jakob Bogl schuf die Zeichen 2 und 3. Joses Vogl die Zeichen 4 und 7 in der Mühle am Saggraben. Johann Michael Würz (Zeichen 1, 5, 8 und 9) war ein hervorragender Papierer in Unterhimmel. Das Wasserzeichen Johann Georg Jochers von der Altmühle (Zeichen 6) hat noch barocke Elemente. Die 1819 anderorts eingeführte maschinelle Erzeugung des Papiers drängle die Handarbeit immer mehr zurück. 1862 mußte auch die Altmühle ihre Pforten schließen. Die Neumühle war bis 1907 in Tätigkeit. Wegen Krankheit des Besitzers ging in die Hände der Oesterr. Waffenfabrik über. Die Neumühle war bis 1907 in Tätgkeit. Wegen Krankheit des Besitzers muffte der Betrieb eingestellt werden. Die Papiererzeugung in Unterhimmel nahm 1860 ihr Ende. ff Heute Pelz, Gitterstricker; ff Heute Fabrikstraße 44. 21

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