Veröffentlichungen des Kulturamts der Stadt Steyr, März 1949

Von besonderer Bedeutung für die bauliche Gestaltung unserer Stadl war das Wirken des genialen Stadtbaumeisters Gotthard Hayberger, nach dessen Plänen unser herrliches Rathaus von 1764 bis 1778 erbaut wurde. Hayberger, der 1695 zu Peuerbach das Licht der Welt erblicktes, ist der Schöpfer mehrerer Barockbauten. Im Jahre 1734 leitete er den Umbau des Stiftes Admont, wo er den hübschen Bibliotheksaal schuf. Wäre das Stift nach seinen Plänen ausgebaut worden, es würde heute zu den größten Klosterbauten zählen. 1744 erbaute er den wundervollen Büchersaal im Stifte St. Florian, vollendete 1741 bis 1747 das Kloster Seitenstetten und barockisierte 1756/57 den Turm der Stadtpfarrkirche. Dieser Baumeister, der den berühmtesten Architekten der Barockzeit zur Seite gestellt werden kann, bekleidete im Rat die höchsten Stellen, er war Stadtkämmerer, Stadtrichter und Bürgermeister. Leider konnte er den Neubau des Steyrer Rathauses nicht mehr leiten, da ihn im März 1764 der Tod ereilte164. Die Vergebung der Bauarbeiten lag dann in den Händen des Stadtkämmerers Anton Mayrhofer. Am Rathausbau arbeitete der Maurermeister Johann Wolfgang Huber aus Sierning, der 1765 die Haybergersche Behausung erroarb165. Während der letzten Regierungsjahre Maria Theresias war Steyr wieder zu einigem Wohlstand gelangt, allein von einer Blütezeit kann man gerade nicht sprechen. Die Innerberger Hauptgewerkschaft und mit ihr das Eisenhandwerk war fortwährenden Schwankungen unterworfen. Verschiedene Umstände führten schließlich dazu, daß die Stadt ihren Anteil am Eisenerzer Erzberg im Jahre 1798 an die I. k. privilegierte Kanal- und Bergbaukompanie um 685.000 Gulden verkaufte o«. Das Zunftwesen, obwohl noch geschützt durch kaiserliche 0. SCHMIEDE UND SCHLOSSER,. Nrlve Zeichnungen von Zachlehrer A. L I ü n, e l Patente, aber schon bedroht durch Manufakturen und Fabriken, ging allmählich seinem Verfall entgegen. Bereits gegen Ende dieses Jahrhunderts verwendete die Feuergewehr-Erzeugung in Steyr Maschinen'6', in dem 1785 aufgehobenen Dominikanerkloster errichteten die Zeug- und Strumpffabriken 19

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