Verlautbarungen der Steyrer Urania

erlautbarungen bereichter Urania I WS» Nummer 1 Kanzlei: Hotel Steyrerhof, 1. Stock Jänner 1925 Geschäftsstunden: Täglich von 5 bis 7 Uhr abends An unsere Mitglieder! Aus praktischen Gründen unterscheiden wir in der Urania ein Betriebs= und ein Geschäftsjahr. Ersteres dauert vom September bis Juli, letzteres fällt mit dem Kalenderjahr zusammen. Der erste Teil des heurigen Be¬ triebsjahres 1924/25 galt dem inneren Ausbau unseres lungen Volksbildungsvereines und der sorgfältigen Aus¬ wahl verschiedenartiger Vorträge, um das Interesse aller Bevölkerungskreise wachzurufen. Der Vorstand hat im Einvernehmen mit dem volksbildnerischen Beirat auf Grund der bisher gemachten Erfahrungen einen weiteren Ausbau des Bildungsprogrammes vorgenommen, so daß sich folgende Gliederung der Vorträge und Veranstall¬ bungen ergibt: I. Volkstümliches Vortragswesen. A. Semesterkurse. Die Aufgabe der Semesterburse liegt darin. Mitglieder, die für regend ein Wissensgebiet ein besonderes Interesse haben, ausführ¬ licher zu unterrichten. Bei der Stoffauswahl spielen nicht Telfragen eines Wissensgebietes die entscheidende Rolle, sondern größere Probleme, die von allgemeinem Interesse sind. Da sie für jeder¬ mann gedacht sind, nicht bloß für solche, die bereits bessere Kennt¬ nisse auf irgend einem Wissensgebiet haben, so ist ihre Methode die des einfachen, schlichten Vortragsstils. B. Einzelvorträge. Der Einzelvortrag verfolgt verschiedene Ziele. Entweder be¬ richtet er über ein größeres Wissensgebiet, um die Endergebnisse der Forschung den Zuhörern zu vermitteln, oder er behandelt kleinere Wissensgebiete, die dann für die Fachleute oder für solche Hörer be¬ stimmt sind, die sich schon früher mit dem Wissensgebiet beschäftigt laten. Der Einzelvortrag kann aber auch zu den Fragen des Al¬ taas auf wissenschaftlichem sozialem und kulturellem Gebiete Stel¬ lung nehmen. Natürlich wird er überall das Lichtbild als Hilfsmittel benützen, um das gesprochene Wort durch den sinnlichen Einfluß zu verstärken und zu verlebendigen. II. Schülervorträge. Die von der Urania eingerichteten Schülervorträge werden der Auffassungsfähigkeit der Jugend angepaßt sein, den Unterricht in der Schule begleiten und ergänzen. Es soll den Schülern in der Urania auch die Möglichkeit gegeben werden, im Bilde und im Film das zu sehen, wovon ihnen in der Schule erzählt wurde, wozu aber die Schule nicht die genügenden Einrichtungen und Anschauungsmittel besitzt. Bildung und Sprache werden dem Verständnisse der ein¬ zelnen Altersstufen möglichst genau angepaßt. III. Uraniafilm. Die Wiener Urania hat alle phantastischen Filme und so¬ genannten Filmdramen abgelehnt und suchte nach Filmen, die wirk¬ ches großes Geschehen zur Darstellung bringen. Ein begleitender Vortrag ist notwendig; einleitende Worte genügen nicht. So wurde der Film in inhaltlich geschlossene Teile zerlegt und jeden Teil mit fassendem Texte erläutert. Hiebei kommen Lichtbilder zur Ein¬ schaltung, die dann in Lausbildern übergeben. IV. Musikalische Wiederholungsvorträge. Mit diesen Vorträgen wird versucht, landschaftliche, geschicht¬ liche oder biographische Charakterbilder darzustellen. Wort. Bild und Musik werden herangezogen, um Volkskundliches oder Künstlerisches möglichst anschaulich zu vermitteln, wie z. B. im Alpenvolk und seine Lieder" und „Johann Strauß. V. Künstlerische Veranstaltungen. Die Urania wird stets auch bestrebt sein, hochwertig künstleri¬ sche Veranstaltungen durchzuführen, durch welche den Mitgliedern nicht bloß ein hoher Kunstgenuß, sondern auch eine Bereicherung der Musikkenntnisse geboten werden soll. Wie aus dem vorstehenden erhellt, wird durch diese Gliederung unseren Mitgliedern zweifellos ein ausgewähltes Bildungsprogramm gewährleistet. Mit dem kommenden Geschäftsjahr 1925 werden monatlich Verlautbarungen hinausgehen, die nicht nur Berichte über die Tätig¬ est und Entwicklung der Urania beinhalten, sondern auch das Mo¬ als programm bekanntgeben werden. Hiedurch wird eine ständige Verbindung der Mitglieder mit der Leitung der Urania bergestellt die sicherlich im Interesse des Vereines und seiner Mitglieder ge¬ legen erscheint. Uraniabibliothek. Der Vorstand hat in seiner am 1. Dezember 1924 stattgefun¬ denen Sitzung den Beschluß gefaßt, eine eigene Bibliothek in das eben zu rufen, welche den Mitgliedern zur Verfügung gestellt wird: ende Mitglieder, welche in der Lage sind, irgend welche Werte si¬ diese zu schaffende Bücherei zu widmen, werden ersucht, den Vor¬ tand hievon in Kenntnis zu setzen. Bitte um Einzahlung der Mitgliedsbeiträge. Im Jänner jedes Jahres ist der Mitgliedsbeitrag fällig. Für das Jahr 1925 bleibt der Mitgliedsbeitrag mit 12.000 K aufrecht. Für die allmonatlich erscheinenden Verlautbarungen der Steyrer Urania wird um Einzahlung des gewiß bescheidenen Betrages von 2000 K pro 1925 freundlichst ersucht, damit die Druckkosten einiger¬ maßen gedeckt werden können. Bleichzeitig bringen wir in Erinnerung, daß nach dem § 7 der Satzungen die ordentlichen Mitglieder das Recht haben. Anschlu߬ kanteen (6000 K) für die in ihrem Haushalte lebenden Familienmit¬ lieder und Angestellten zu beziehen. Die Karten werden zugestellt und wird höflichst gebeten, die Mitgliedschaft zu erneuern. Die Anschlußkarten können gegen Vor¬ weis der Mitgliedskarte in der Uraniakanzlei behoben werden.

9 anstaltungen im Jänner: Freitag, den 9. Jänner 1924, Punkt 8 Uhr abends, In¬ dustriehalle Franz Schubert, geboren am 31. Jänner 1797 in Wien, gestorben 19. November 1828 eben dort. Vortrag mit Gesang= und Musikeinlagen von Karl Jäger und Edmund Skurawy. Lichtbilder nach Zeichnungen und Gemälden namhafter Künstler und der Bilderreihe „Aus Schuberts Leben" von Otto Nowak. Mitwirkende: Wiener Künstler und Künstlerinnen, sowie Mitglieder des Urania=Orchesters. (Näheres die Plakate.) Mit diesem Abend wollen wir dem kunst= und musikliebenden Publikum wieder ein paar genußreiche Stunden bieten. Franz Schubert, der Schöpfer des deutschen Liedes, der Fürst im Reiche der Töne soll in Wort, Bild und Musik zu uns sprechen. Wer kennt nicht Schubert komisch=tragisches Leben aus „Schwammerl oder dem „Dreimäderlhaus"? In beiden Werken tritt er uns als Liebender entgegen und vermittelt uns so eine falsche Auffassung aus Schuberts Leben, als wäre es ein Leben voll Freude, Glück und Liebe. Hier tritt Schuberts ernste Seite hervor, er, der einsam durchs Leben ging, ohne Weib und Kind, ohne Haus und Heim, er, der mit Recht sagen konnte, daß seine besten Lieder der Schmerz geboren. Feinsinnig verlegt der Vortragende das Hauptgewicht auf das Seelenleben des Künstlers mit seinen wechselnden Stimmungen, bald frisch und froh, bald leidenschaftlich und hinreißend. Vom Kind¬ lichen bis zum Tragischen hören wir alles, immer wahr, immer un¬ mittelbar überzeugend von Herz zu Herzen tönend in einer Sprache, die wir musikalisch unsere Muttersprache nennen dürfen. Glücklich sind Vorträge, Musik und Gesang ineinander verwoben. Das Vorspiel zu „Rosamunde", Stücke aus dem Streichquartett in A Moll und der Messe in F-Dur, aus der Symphonie in C-Dur, sowie die unsterblichen Lieder „Wanderer", „Gretchen am Spinn¬ rad", „Klärchens Liebe" (aus Egmont), „An die Freude und andere kommen zum Vortrag. Der letzte mit vielem Beifall aufgenommene „Johann Strau߬ Abend", der wohl der Glanzpunkt unserer Vorführungen war, wird durch diesen Schubertabend in künstlerischer Hinsicht noch bei weitem übertroffen werden. Eintrittspreise für Mitglieder 6000 bis 15.000 K, für Nicht¬ mitglieder 9000 bis 18.000 K. Kartenvorverkauf ab Montag, den 5. Jäner, bei Josef Matzek, Stadtplatz 24. Für diese Veranstaltung gelten noch die Abschnitte der Mit¬ gliedskarten 1924 zum Bezuge der ermäßigten Karten. Samstag, den 10. Jänner, um 2 Uhr und 4 Uhr nachmittags, Bürgerschule, 1. Stock. Märchenvortrag nit zahlreichen farbigen Lichtbildern. 1. Im Märchenhause. 2. Weihnachten der Tiere. Am Lesepult: Fachlehrer Hans Roithner. Karten nur an der Kasse erhältlich. — Eintrittspreis für Kinder 1000 K, Erwachsene 3000 K. Dienstag, 13. Jänner, 8 Uhr abends, Industriehalle Die weiße Kunst. Uraniafilm: Skilauf in den Alpen und im Gelände. Am Leserisch: Fachlehrer Hans Roithner. Ein grandioser Schneeschuhfilm, der alle übrigen Bergfilme, deren wir uns mit Freuden erinnern, noch zu überbieten ver¬ sucht. Einem wahren Bedürfnis unserer Schiläufer wird da endlich genüge getan, bietet er doch nicht nur die erstaunlichen Höchstleistungen unserer berühmten Meisterfahrer Hannes Schneider und Hans Schneeberger — beide jedem begeisterten Schifahrer und Filmfreund bekannt — in rasch bewegten Bil¬ dern, sondern auch mit Hilfe anschaulicher Zeitlupenaufnahmen die Anfangsgründe und Lehrbeispiele für den Schifünger. So ersetzt dieser Teil des Filmes dem Schifreund selbst den besten Schikurs und wird dadurch um so wertvoller. Der zweite Teil entrollt geradezu überwältigende Sport= und Naturbilder. Das österreichische Schiparadies, die weiße Wunder¬ velt des Arlberges (St. Anton, St. Christoph, Stuben, Zürs), mit seinen kühnen Zacken und Spitzen, die alle an die 3000 Meter heranreichen, seinen gottvollen Hängen, dies alles bildet den imposanten Hintergrund für die glänzenden Sprungleistungen unserer Meisterfahrer. Eine alpine Skitour im Gebiete des viereinhalbtausend Me¬ ter hohen Monte-Rosa-Stockes bildet den wirksamen Abschluß und Höhepunkt des Filmes, damit auch die höchste Entwicklung der weißen Kunst" im Dienste der Hochalpinisten zeigend. Die Begleitworte Ludwig Sineks, ein ebenso tüchtiger und gewandter Alpinist und Skiläuser wie Schriftsteller — er ist Hauptschriftleiter der allen Berg= und Sportfreunden bekannten Allgem. Bergsteigerzeitung", Wien, verleihen dem Film jenen poetischen Glanz, der uns so ganz gefangen nimmt. Eintrittspreise für Mitglieder 4000 bis 9000 K, für Nichtmitglieder 5000 bis 11.000 K. Kartenvorverkauf ab Samstag den 10. Jänner bei Josef Matzek, Stadtplatz 24. Sonntag, 18. Jänner, 9 und halb 11 Uhr vormittags, Bürger¬ schule, 1. Stock. Schülervortrag „Der Kreislauf des Wassers“. Mit zahlreichen Lichtbildern. Am Lesepult: Fachlehrer Anton Atzwanger. Eintrittspreis für Schüler 1000 K, für Erwachsene 3000 K. Karten nur an der Kasse erhältlich. Mittwoch, 21. Jänner, 8 Uhr abends, Zeichensaal der Mädchen¬ Bürgerschule. 1. Heimatkundlicher Vortrag Das schöne Oberösterreich. Lichtbilderreihe mit 100 Lichtbildern. Vortragende: Frau Schuldirektorin Ottilie Fürböck, Linz. Wer seine Heimat kennt, wird sie auch lieben. Und gerade unser engeres Heimatland, unser Oberösterreich, ist so reich an Naturschönheiten und Kunststätten, um die uns alle übrigen Alpenländer beneiden können. Nicht jeder hat in dieser wirtschaft¬ lich schweren Zeit Gelegenheit, jeden Winkel seines Heimatlandes, Sitte und Brauch seiner Landsleute kennen zu lernen. Zu be¬ grüßen daher, wenn in Wort und Bild, Geschichte und Gegenwart Oberösterreichs uns näher tritt. Die Bilder zeigen Jahrtausende der Geschichte, Flüsse und Seen erstehen, Klöster und Burgen träumen von entschwundener Zeit, kühne Berggipfel laden zur Bezwingung ein, Linz, Freistadt, Wels, Gmunden, Steyr locken in reinen, malerischen Ansichten uns an. Gedichtsproben heimischer Dichter und Künstler beleben den mündlichen Vortrag. Jeder, der Liebe zur Heimat, wird auf seine Rechnung kommen. Eintrittspreis für Mitglieder 5000 K, für Nichtmitglieder 7000 K. Schülerkarten 3000 K. Kartenvorverkauf ab Montag den 19. Jänner bei Josef Matzek, Stadtplatz 24.

Sonntag, 25. Jänner, 9 und halb 11 Uhr vormittags, Bürger¬ schule, 1. Stock. Märchenvortrag. Mit zahlreichen färbigen Lichtbildern. 1. Bruder Lustig. 2. Gulliver bei den Riesen. Am Lesepult: Fachlehrer Hans Roithner. Eintrittspreis: Kinder 1000 K, Erwachsene 3000 K. Karten nur an der Kasse erhältlich. Montag, den 26. Jänner, 7 und 9 Uhr abends, im Biograph¬ theater der Uraniasilm Indiens Wunderwelt. Vortragender: Prof. Anton Neumann. Indien, das Wunderland aller Jahrhunderte, aller Völker, Indien, dieser kostbare Juwel in der edelsteinreichen Krone Bri¬ tanniens, soll hier in lebendigen, farbenprächtigen Bildern und in fesselndem Vortrage, dessen Text aus der Feder des bekannten In¬ dienfahrers Anton Gebauer stammt, vor unseren Augen erstehen. Dieses rätselvolle Land mit seinen heiligen Strömen, Städten, Bergen, Tempeln und Türmen, dieses wunderbare Land mit seinen noch wunderbareren Menschen, seinen Büßern, Heiligen, Märtyrern, seinen Bettlern und Fürsten, seinen häßlichen Krüppeln und schönen, liebeglühenden Frauen und Mädchen, dieses ewige Wunderland wird hier zur staunenden Wirklichkeit. Von der Südspitze Indiens geht die Filmreise durch das ganze Wunderland, kommt nach Belutschistan und in das Land der Afghanen, überquert die Himmelhochragenden Schneehäupter des Himalaya und zeigt uns das größte und höchste Plateau dieser Erde: Tibet. Alles in allem ein wunderbarer Film, den jeder gesehen haben muß. Eintrittspreise für Mitglieder 4000 bis 12.000 K, für Nicht¬ mitglieder 6000 bis 14.000 K. Kartenvorverkauf ab Donnerstag, den 22. Jänner bei Josef Matzek, Stadtplatz 24. Freitag, den 30. Jänner, 8 Uhr, Bürgerschule, 1. Stock. Primar Dr. Erich Oser Ueber den Kropf. Eintrittspreis für Mitglieder 5000 K, für Nichtmitglieder 7000 K. Schülerkarten 3000 K.

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