F.L. Jahn und der Turnverein Steyr

2. In der Zwischenkriegszeit (1918 bis 1938) Nach dem Zusanunenbruch der Front und der Auflösung der Monarchie folgt auch der Zusammenbruch des Hinterlandes mit allen unliebsamen Begleiterscheinungen. Haben sich die deutschen Turner noch am 30. Oktober 1918 aufBitten des nachmaligen Bürgermeisters JosefWokral bereit erklärt, bei derAufrechterhaltung von Ruhe tmd Ordnung mitzuhelfen und wichtige Gebäude zu bewachen, so wird bald danach gegen sie eine politische Hetze entfesselt, der- auch angesichts der wirtschaftlichen Not - viele Mitglieder nicht standhalten können. 1920 werden zwölfTmner aus der Waffenfabrik entlassen, finden keine Arbeit mehr und müssen wegziehen. 1922 trifft zehn weitere Werksangehörige, die am Bundesturnfest in Linz teilgenommen haben, der Bamilluch derArbeite1Täte, die bei der Werksleitung die entsprechenden Kündigungen durchsetzen. Gleichzeitig aber, ja vielleicht gerade deswegen , setzt ein ungeahnter Zustrom von neuen Mitgliedern ein . I 918 gibt es 497 Vereinsangehörige, 1919 sind es 628, ein Jahr danach 753, Ende 1921 schon 896 und 1923 schließlich 997. Eine Mitgliederzahl um die 1.000 kann dann durch viele Jalu·e hindurch aufrecht erhalten werden. Im Jahr 1919 wirde als neuer Dachverband der völkischen Turnvereine der Deutsche Turnerbund (0TB) mit Sitz in Wien gegründet, der in sechs Turnkreise gegliedert ist. Kreis l umfasst Wien, Niederösterreich und das nördliche Burgenland, Kreis 2 die Steiermark, Kärnten und das südliche Burgenland, Kreis 3 Oberösterreich und Salzburg, Kreis 4 Tirol und Vorarlberg, Kreis 5 norddeutsche und Kreis 6 mitteldeutsche Turnvereine, die das völkische Prinzip hochhalten. Schon im Jahr 1890 ist ein eigener Bausäcke! geschaffen worden, um damit die Errichtung einer Turnhalle zu finanzieren. Dieser istr bis 1914 auf50.000 Goldkronen angewachsen. Da das von Architekt Zotter bereits 1906 in Wien ausgearbeitete Hallenprojekt auf70.000 Kronen gekommen wäre und man keine Schulden machen will, wird der Bau inuner wieder z urückgestel I t. Auch der 1912 beschlossene Bau des Steyrer Krankenhauses veranlasst die Vereinsleitung, weiter zuzuwarten, damit die von der Gemeinde eingeleitete Sammlung für dieses kommunale Projekt in keiner Weise beeinträchtigt werde. 44

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