Der Kriegsverbrecherprozeß gegen Otto Perkounig vor dem Volksgericht Innsbruck im Jahre 1953

68 Die Enthaftung der Mitangeklagten Perkounigs, die Einstellung ihrer Verfahren sowie der Selbstmord Müllers wirken sich insofern günstig auf Perkounig aus, weil er die Zeugenaussagen der nun als unbescholten geltenden Männer für sich nützen kann. Die Gemeinschaft der Steyr-Angestellten in Radom schützt sich gegenseitig und ein Schuldiger wird in der Person des Robert Müller gefunden. Eine standardisiert wirkende Argumentation, „daß der Beschuldigte nicht das Recht hatte, Erschießungen dem Werkschutz anzu schaffen“ und „meines Wissens durfte der Beschuldigte das Zwangsarbeitslager nicht betreten " 237 sollen in weiterer Folge den gewünschen Erfolg bringen. Perkounig bezeichnete sich „bis 1938“ selbst als „politisch indifferent“23* Als indifferent können auch seine Aussagen bezeichnet und bewertet werden. So machte er zu seiner politischen Tätigkeit wiederholt unterschiedliche Aussagen. Er erklärte in seiner ersten Vernehmung vom 16.8.1945, daß er zwar der SS beigetreten sei, daß er aber „bei der SS keinen Dienstgrad“239 besaß. In seiner Vernehmung vom 7.6.1947 räumte er dann ein, daß er „Sturmmann“ bei der SS gewesen war. Bei der Hauptverhandlung am 8.7.1953 erklärte er dann, daß er „Rottenmann" bei der SS gewesen wäre, das entspräche einem Rang über dem Sturmmann. Bemerkenswert ist, daß er erst nach und nach seinen Dienstgrad zugab. Nach den Unterlagen im Personalakt bei den Steyr-Werken soll Perkounig seit März 1938 Mitglied des SS-Motorsturms 1 K - 9 gewesen sein.240 Eine genauere Befragung des Angeklagten bezüglich seiner SS-Mitgliedschaft erfolgte durch das Gericht nicht. Nicht einmal bei der Hauptverhandlung und im daran anschließenden Urteil spielten seine Funktion in und seine Zugehörigkeit zur SS eine Rolle, ja sie werden nicht einmal erwähnt. Er wurde hiezu auch nie explizit befragt. Seine Tätigkeit zu Beginn des Krieges ist ebenso zweifelhaft. Er führte in seinen Beweisanträgen immer wieder an, daß er am 29.8.1939 zur Kraftfahrerersatzabteilung 237 Dies führten u.a. folgende Personen in ihren Zeugenaussagen an: Sommer Wilhelm, Bretterklieber Konrad, Guschlbauer Edmund, Janku Franz, 8.7.1953, Hauptverhandlung Perkounig, TLA, LG Ibk, 10 Vr 257/53. 238 Vernehmung Perkounig Otto, 7.6.1947, Verfahren Perkounig, TLA, LG Ibk, 10 Vr 257/53. 239 Vernehmung Perkounig, 13.8.1945, Verfahren Perkounig, TLA LG Ibk, 10 Vr 257/53.

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