Der Kriegsverbrecherprozeß gegen Otto Perkounig vor dem Volksgericht Innsbruck im Jahre 1953

62 Waggons verladen und nach Dachau geschickt. Einigen gelang es, auf jene Lastwägen zu kommen, die in Richtung Seefeld fuhren, wo sie von den Amerikanern in 'Mittenwald schließlich befreit wurden.216 6. Demontierung der Waffenfabrik Am 24.7.1944 erhielt das Rüstungskommando Radom von der Rüstungsinspektion im Generalgouvernement ein Fernschreiben, in dem angeordnet wurde, kostbare Maschinen zu retten und „dem Gegner keine brauchbaren Betriebe in die Hand fallen (zu) lassen. "217 Durch die Mithilfe von polnischen Arbeiterinnen und Arbeitern wurden die Maschinen in der Gewehrfabrik abmontiert und Ende Juli rollten die ersten Auto-Lastzüge nach Österreich ab. Der Zeitpunkt der Auflösung des Zwangsarbeitslagers war der SDP- Leitung zu früh gewählt, denn sie hätten die jüdischen Beschäftigten noch beim Abmontieren und Verladen der Produktionsstätten einsetzen wollen. Eine Verzögerung des Abtransportes der jüdischen Beschäftigten war deshalb nicht möglich, weil die Behörde angeordnet hatte, daß die „jüdischen Arbeitskräfte - soweit sie KZ-Juden waren - sofort abtransportiert “ werden müssen.218 Die Gewehrfabrik, die inzwischen nicht mehr vom Werkschutz bewacht wurde, wurde von Wehrmachtssoldaten geplündert, die aus dem sich in Auflösung begriffenen Werk Werkzeuge entwendeten und das Werkskasino stürmten.219 Einheiten des Heeres, der Luftwaffe, der Polizei und der SS hatten sich infolge des Rückzuges der Wehrmacht ohne die Zustimmung der Werksleitung im Werk niedergelassen, um dort ihre Fahrzeuge, Waffen und Geräte in Stand zu setzen 220 Um den gleichzeitig stattfindenen Abtransport der Maschinen nach Steyr nicht zu gefährden und um weiteren Plünderungen Einhalt zu 216 Zeugenaussage Matz David, 13.8.1947, Verfahren Perkounig, TLA, LG Ibk, 10 Vr 257/53. 217 Fernschreiben der Rüln GG, 24.7.1944, KTB Rüko Radom, T 77/619/1807716 218 KTB RÜKo Radom, Überblick des Dienststellenleiters über die im Berichtszeitraum aufgetretenen Probleme, T 77/619/1807712. 219 Perz, Projekt Quarz, S 183. 220 Zeugenaussage Ing. Franz Janku, 26.4.1951, Verfahren Perkounig, TLA LG Ibk, 10 Vr 257/53.

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