Der Kriegsverbrecherprozeß gegen Otto Perkounig vor dem Volksgericht Innsbruck im Jahre 1953

61 von rund 100 SS-Männern und Hunden zu Fuß nach Tomaszow gehen, wo sie in Züge verladen und nach Auschwitz tranportiert wurden.210 Der Fußmarsch dauerte zwei Tage. „Schon kurz nach Radom merkten wir, daß sich die Situation geändert hatte. Es fing gleich mit Schießen an. Wer nur aus der Reihe trat, wurde schon erschossen. 4211 Wer nicht mehr gehen konnte, wurde auf die den Fußmarsch begleitende Bauernfuhrwerke gelegt: „ Wenn dann so eine größere Anzahl Menschen auf den Fuhrwerken zusammengesammelt waren, ließ er (Skoneczny, ein den Todesmarsch begleitetender SS-Mann - Anmerkung von mir) die Fuhrleute zur Seite abbiegen, und dann hörte ich Schüsse. Bevor die Fuhrwerke seitwärts abbogen, sah ich den Skoneczny mit dem Revolver in der Hand hinter den Fuhrwerken gehen. " 212 Auf diesem Todesmarsch starben vor allem Frauen an Erschöpfung.213 Die Häftlinge mußten zwei Tage in Tomaszow auf den Weitertransport warten. Die Frauen wurden unterdessen im Gefängnis und die Männer in einer Fabrik eingesperrt.214 Anschließend wurden sie in Viehwaggons verladen und nach Auschwitz gebracht.215 Ein Teil, zumeist Frauen, verblieb in Auschwitz. Ein weiterer Teil wurde nach Vaihingen bei Stuttgart in Deutschland weitergeschickt, begleitet von derselben Wachmannschaft, die den Todesmarsch nach Tomaszow kontrolliert hatte. Einige wurden dann nach Kochendorf geschickt, wo sie in einer Salzgrube oder beim Sprengkommando arbeiten mußten. Nach weiteren fünf Wochen, in denen die Kriegsffonten immer näher gerückt waren, mußten einige ehemalige SDP-Angestellte zu Fuß nach Ulm gehen. Dort wurden sie wieder in 210 „Vor der Auflösung des Werkes, glaublich am 23. oder 24. Juli 1944 wurden die Zwangsarbeiter von der SS weggeholt, wohin weiß ich nicht.“ Aussage Perkounig Otto, 8.7.1953, Hauptverhandlung Perkounig, TLA, LG Ibk, 10 Vr 257/53. 211 Zeugenaussage Baum Charles, Verfahren Weinrich, 147 Js 38/65, TLA LG Ibk, 10 Vr 257/53. 212 Zeugenaussage Herszenstrauss Chana, 22.7.1965, Verfahren Weinrich, 147 Js 38/65, TLA LG Ibk, 10 Vr 257/53. 213 Zeugenaussage Baum Charles, Verfahren Weinrich, 147 Js 38/65, TLA LG Ibk, 10 Vr 257/53 214 Zeugenaussage Cukier Abram, 9.1.1967, Zeugenaussage Herszenstraus Chana, 22.7.1965, Verfahren Weinrich, 147 Js 38/65, TLA LG Ibk, 10 Vr 257/53. 215 Der Leiter des Bewachungskommandos, Siegmann, soll bei der Selektion an der Rampe in Auschwitz zu Dr. Mengele gesagt haben: „Dies sind alles kräftige Menschen, die gut arbeiten können.“ Zeugenaussage Cukier Abram, 9.1.1967, Verfahren Weinrich, 147 Js 38/65, TLA LG Ibk, 10 Vr 257/53.

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