Heimat-Büchlein von Ternberg

17 Die Besiedlung des Ennstals damals war jedoch kaum nennenswert. Auch nicht in den folgenden Jahrhunderten der Römerherrschaft. Als diese die Grenzen ihres Reiches nordwärts bis zur Donau vorgeschoben hatten, legten sie zu deren Schutz gegen die andrängenden Germanenscharen längs der ganzen Reichsgrenze befestigte Plätze an. Regensburg, Passau, Linz, Enns, Wien usw. find aus einstigen Römersiedlungen entstanden. Sie wurden mit dem Süden durch vorzüglich gebaute Straßen verbunden, auf denen alles Nötige in kurzer Frist herangeschafft werden konnte. Sie bildeten gleichsam die Adern in dem weiten eroberten Gebiet zwischen Alpen und Donau. Eine solche lief auch aus dem steirischen Ennstal flußab über Steyr nach Enns, dem römischen Laureacum. Dort hatten die Römer eine Waffensabrik für alle Donaulager errichtet. Das nötige Eisen brachten sie vom Erzberg auf dieser Straße heran, die deshalb auch die heute noch bekannte Be ­ zeichnung „Eisenstraße" führt. Aus der Römerzeit wurden gerade für Ternberg be ­ deutsame Funde gemacht. Sie beweisen, daß der Talgrund am Eingang ins unwegsame Gebirge wenn auch spärlich, so doch überhaupt schon besiedelt gewesen sein muh. Auf einem Grundstück des „Loamerbauern" in der Ortschaft Schweinsegg Nr. 19 trug man einen Hügel ab und fuhr das Erdreich auf die nahen Aecker und Wiesen. Dort fand man im Frühjahr 1835 römische Silbermünzen aus der Zeit der römischen Republik. Etliche Jahre darauf kamen weitere Stücke zum Vorschein und 1852 fand man auch eine eiserne Lanzenspitze und nochmals drei Münzen. Die Macht der Römer in den Donauländern wurde ge ­ brochen durch den Tatendrang der jungen Germanenvölker, nicht zuletzt aber auch durch die zunehmende Ueber- völkcrung, die sie auf die Suche nach neuem Weidelande zwang. Damit beginnt der eigentliche große Wanderzug der Völker Mitteleuropas: die Völkerwanderung. Ihr Ende ist auch zugleich das Ende des unbezwingbar er ­ scheinenden Römerreiches und Germanen treten das unge ­ heure Erbe an. Um die Mitte des 6. Jahrhunderts wanderte der deutsche Volksstamm der Bajuwaren aus Böhmen ins heutige Bayern ein und beginnt von dort aus, sich ostwärts über den Inn auszubreiten. Um dieselbe Zeit wanderten aus dem Süden Slawen in die Alpentäler ein und kamen in ein ­

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