styrex 1000

Der kaiserliche Auftrag vom Jahre 1533 an die Stadt Steyr, die Enns bis Reifling (Großreifling) schiffbar zu machen , wurde, wenn auch anfänglich große Schwierigkeiten auftraten, unverzüglich in Angriff genommen. Nebenbei sei bemerkt , daß unterhalb von Steyr bereits ein Schiffsverkehr bestand . Bei Durchführung des Auftrages mußten aus dem Flußbett noch bestehende Hindernisse, die Flößerei hatte das Flußbett bereits teilweise bereinigt, entfernt und für die Bergfahrt der Schiffe ein »Roßweg« (Schiffweg, Trapplweg) angelegt werden. Der Bau dieses 80 km langen »Roßweges« wurde 1559 begonnen und 1583 fertiggestellt. Als Erbauer werden die »Meister« Lienhart Prandstetter und Hans Gasteiger genannt. Der Schiffweg, der an manchen Stellen in die Felsengehauen werden mußte, ist zum Teil bis heute erhalten geblieben. Geländeschwierigkeiten machten den Bau dieser aufwendigen Anlage oft unmöglich , sodaß ein 14maliger Uferwechsel notwendig wurde. Dabei mußten die Pferde ausgespannt , an das andere Ufer übergeführt und dann wieder an das Schiff gespannt werden. Die auf der Enns verwendeten Schiffe entsprechen nicht der allgemeinen Vorstellung von Schiffen mit Aufbauten, Masten und Schornsteinen. Es waren vielmehr hölzerne Kähne, »Waldln« oder »Waldzillen« genannt, die in ihrer Art den Salzschiffen auf der Traun nachgebaut waren und anfänglich auch von dort bezogen wurden. Ab 1567 waren bereits zwei solcher Schiffe für den Eisentransport eingesetzt. Sie hatten eine ungefähre Länge von 35 Metern, eine Breite von 3,2 Metern und einen Tiefgang von ca. 75 Zentimetern. Die »Waldln« wurden von Schiffhackern hergestellt und konnten talwärts mit 250 Zentnern beladen werden. Die beförderten Güter bestanden aber nicht nur aus Roheisen und Eisenfertigwaren, sondern es wurde auch Scheitholz, Kälber und Waren, die über den Präbichlpaß angeliefert kamen, auf die Schiffe verladen. Talwärts mußten noch die Zugpferde befördert werden . Auch Personen durften die Schiffe benützen. Gegenwärts (flußaufwärts) wurden hauptsächlich Lebensmittel und auch Wein verführt. Dabei konnte ein Schiff 110 bis 120 Metzen schweres Getreide, 180 bis 200 Metzen Hafer (1 Metzen = ca. 61,4 Liter) oder 80 bis 100 Zentner andere Güter befördern. Bei Hochwasser und auch bei niederem Wasserstand der Enns wurde nicht gefahren. Für das Jahr 1852 werden die Mengen der verführten Güter wie folgt angegeben: Nauwärts 56,152 Zentner Eisen und Stahl, gegenwärts 15,315 Metzen Getreide, wobei die Fahrzeit 35 Wochen betrug. »Zur Bemennung eines ,Waldls ' gehörten der Zillenmeister, der Steurer, einige Schiffleute, zwei Schiffreiter und ein Aufleger, der mit einer Stange das Zugseil über die Hindernisse hinwegleiten mußte.« (Ofner) Vier kräftige Pferde, wovon zwei beritten waren, bildeten meist die Bespannung der flußaufwärts gezogenen Schiffe. »Die Weyrer Zillen fuhren früh am Morgen von Weyer nach Steyr (,Weyrer Schiff') und kehrten am nächsten Tag bis Ternberg, am folgenden bis Weyer zurück. Nach Weißenbach fuhren sie früh von Weyer ab und kehrten zwischen 2 und 4 Uhr mit Eisen zurück« (N.). Das Weyrer Schiff war auch ein beliebtes Verkehrsmittel , das stets Fahrgäste mitführte. Im Jahre 1865, so wird berichtet, sind mit diesem Schiff 1350 Personen in Steyr angekommen. Die Schiffahrt ober- und unterhalb Steyrs wurde von Schiffmeistern betrieben, die in Steyr, Weyer und Enns ihren Sitz hatten . Auf der Enns unterhalb Steyrs bedienten sich die Schiffmeister auch mancher Schiffe, wie sie auf der Donau gebräuchlich waren. So stellte der Schiffmeister Josef Reder ab 1854 drei in Linz gebaute »eiserne« Schiffe in den Dienst. An das »hochachtbare« Gewerbe der Schiffmeister erinnern in Steyr die »Schiffmeistergasse«, das »Schiffmeisterhaus« am rechten Ennsufer und manche Ausstellungsobjekte im Heimatmuseum. In Steyr gibt es auch noch als Straßenbezeichnung den »Oberen« und »Unteren Schiffweg«. Mit der Inbetriebnahme der Eisenbahnstrecke St. Valentin - Steyr - Kleinreifling - Selzthal , der »KronprinzRudolf-Bahn«, im Jahre 1872, nahm die Schiffahrt auf der oberen Enns ein rasches Ende und auch die Flußschifffahrt unterhalb von Steyr fristete nur mehr ein kärgliches Dasein. 89

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