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E. Greisinger, Schuldirektor Die Flößerei und Schiffahrt auf der Enns 1. Die Flößerei Ältere Steyrer erinnern sich, daß in ihrer Jugendzeit Flöße die Enns hinunterfuhren und im Bereich des heutigen Enns- und Ortskais anlegten. Auf alten Ansichten von Steyr sind immer wieder Flöße und Schiffe dargestellt. Viele Menschen unserer Tage werden mit Recht fragen , welchem Zweck dienten einst diese Flöße und Schiffe? Die einfache Antwort darauf ist: Sie wurden zum Transport von Waren und Menschen benützt. Zunächst soll von Flößen die Rede sein. Zwölf, ungefähr 5 ½ m lange Fichtenstämme, mit Querhölzern, Klammern und Stricken zusammengehalten, bildeten einen Schwimmkörper, der beladen, von der Kraft des fließenden Wassers »nauwärts« (flußabwärts) bewegt und von Flößern mit Rudern gesteuert wurde. Flöße waren auf der steirischen Enns zwischen Nandling und Admont und auf der unteren Enns von Hieflau über Steyr bis zu ihrer Mündung und auch auf der Donau in Verwendung. An der Engstelle des Gesäuses war eine Flöß~rei nicht möglich. Flöße waren ihrer Gestalt und Größe wegen schwierig zu lenken und fuhren gelegentlich im Flußbett an den Gefahrenstellen , von denen 22 in der Flößersprache namentlich genannt wurden, auf. Eine davon war der »Flößerfreithof« bei Kastenreith, wo der Fluß die Leichen der Ertrunkenen ans Ufer warf . Diese Bezeichnung spricht deutlich aus, welch gefährlichen Beruf die Flößer ausübten. Die Flößerei auf der Enns verdankt ihre Entstehung dem Transport von Eisen und geht bis ins 13. Jahrhundert zurück. Das am »Innerberg« (Erzberg) gewonnene Eisen wurde mit Fuhrwerken zu den Ladestätten an der Enns hingeführt und dann mittels obgenannter Flöße verfrachtet. Die bedeutendste Ladstatt war Großreifling. Von ihr sind in den Jahren 1538 bis 1559 fast 17.000 Flöße abgegangen, die bis zu 100 Zentner (1 Zentner = 56 kg) tragen konnten. Auf den Flößen wurde Rauheisen in Form von armdicken Eisenknüppeln (»Flossen«) und »geschlagenem Zeug« (in Hammerwerken veredeltes und gestrecktes Eisen), außerdem aber auch laut »Ladstattordnung« von 1466 des Kastens von Weyer »Käse, Venedische Güter, Salz, Wein, leere Fässer, die man ins Lesen will fahren, Ebenholz, Schleifsteine, Unschlitt, Hirschgestiemb (Hirschgeweihe) in Buschen zu 1 Zentner, Kämmereiwaren, Leder, Ochsenhörner und andere Dinge, in Säcken verpackt« befördert. Ein Großteil des Eisens wurde nach Steyr gebracht, wo das ganze Mittelalter hindurch die Eisenverarbeitung entscheidende Bedeutung hatte und bis in die Gegenwart nicht verloren hat. Manche dieser Flöße fuhren auch die Donau hinab und belieferten Krems und Stein mit Eisen, Wien mit Holz (im Steyrer Stadtrecht von 1287 wurde der lebhafte Holzhandel mit Wien besonders hervorgehoben). Da die Flöße nur flußabwärts eingesetzt werden konnten, wurden sie an vorgesehenen Landeplätzen wieder zerlegt und das Holz, 15 bis 20 Festmeter, verkauft. 87

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