Steyrer Tagebuch, Sondernummer Wehrgraben, 1982-1983

Auseinandersetzung Der Widerstand regt sich Schon 1974 kam es zu Gegenstimmen aus der Bevölkerung , die mit dem Eliminieren des Wehrgrabens nicht einver standen waren . Die Jugendgruppe "\1/endekreis" trat in einer Diskussion mit Kommunalpolitike rn für das Gerinne ein, weil "Wasserläufe die Lebensqualität eines Wohnbereiches wesentl ich verbessern" . In einer Diskus– sion des "Jugendinformationszentrums" wurde die Forderung nach der Verlegung des Kana l s am Ufer des Gerinnes laut . In den Zeiten der Planung des Pumpspeicher– werkes Molln war sogar di e Idee herange– r eift , die vielverzweigten Arme der Steyr im Stadtgebiet auf einen Flußlauf zusam– menzufassen . Dabei hatte nicht nur der Wehrgraben, sondern auch der Himmlitzer– bach und das Gsangwasser dran glauben müssen . Mit dem Scheitern der Kraftwerks– pläne wurde auch dieser totale Eingriff ins Stadtbild fallen gelassen . Unter– stützung bekamen die Wehrgrabenschützer durch die Studie "Grundlagen zur Stadt– erneuerung", die ~uf e i nem Seminar der Technischen Universität Graz unter Dr. Reiner Hierzegger basierte (siehe Kasten: "Grundlagen zur Stadterneuerung") . Angerest durch das bundesweit gefei erte Jubiläum "1000 Jahre Österreich" veran– staltete auch das Steyrer Bundesgymnasium eine Festwoche . Neben einer Diskussion mit den Stadtvätern über Umweltschutz und Stadtbildpflege wurde unter der Leitung von Professor Heribert Mader eine Säuber– ungsakt ion des Wehrgrabens unternommen, bei der 400 Schüler mehrere Tonnen Gerüm– pel aus dem Flußbett holten . Der ORF be– r ichtete kritisch über den Verfall der Häuser . Das Publikum konnte während der Sendung Stellung nehmen. Der Wehrgraben rückte i ns Bewußtsein der Bevölkerung. Im Februar 1977 wurde eine Voruntersuch– ung für einen Forschungsauftrag des Wis– senschaftsministeriums eingeleitet . Im Oktober ver anstaltete der Round Table Club eine Fotoausstellung über den Wehr– graben, um die Diskussion über dieses historische Gewerbeviertel von Steyr wie– der in Gang zu bringen . Gleichzeitig sandte der Club einen Brief an Frau Min– ister Firnberg, um sie bei der Erhaltung der Wasserläufe um Hilfe zu bitten . Grundlagen zur Städteerneuerung -~~minar· der 'l'll Graz, 0 r of . Dr . Reiner Hierzegger ) Resondere Beachtung sol lte der F.rhal tung der \1asserläufe ge– schenkt werden . Ist es schon der Zusammenfluß der beiden FlUße F.nns und Steyr. ein eng mit Bau– substanz und Erscheinung der Stadt verknüpftes F.lement und außerdem ihr P,eschichtlicher Ursprung, so hatten die ver– zweiP,ten Arme der St eyr eine wesentliche BedeutunP. fiir die F.ntwickl unp, der Stadt . Diese his ins Mittelal ter zuriickreichende Anlage ;.st ein kompliziertes System von Aufstauunp,en und abzwej.p.enden Armen . Sie dokument– iert den Erfindergeist und die technische ßep,ahunp, , die die Bür– P,er dies-~r Stadt seit Jahrhunder– ten auszeichnet . Natürliche Kräfte wurden hier p,ehändigt und dem HP.nschen nutzbar gemacht . Gibt di e Schönheit der lläuser in den Al t.s tadtbereichen Zeugni s vom Bürgerstolz und Kaufmannsgeist, so liegen in dieser wassertech– nischen Anlage die \'lurzeln des fleitrar,s der \'/erktätigen . Von den energieerzeugenden '.:lasserläufen der Stadt Steyr und den siebe– p;lP.:'.. tenden Wasserbauwerken wi e auch historischen \·/erksanlagen führ t ein direkter Weg zu den heutigen Anlagen der Steyrwerke. Beide stnd Zeugnisse von Leistung und Einfallsreichtum, von Fleiß und Tücht ).P,kei t beide sind Dokumente der Arbeit , der F.isen– verarbei tung und dami.t der wirt– schaftlichen Grundlap,e der Stadt . F.ine Prüfung der Erhaltungsmö– glichkeit dieser Anlage sollte daher vorurteilslos in Angriff genommen werden. •::asser läufP. und Grlinanlage bestimmen i n hohem, llaße '.<leinklima, L11ftouali.tät, und Freizeitwert einer Stadt . Diese Bestände, ii!-ier die Steyr reicher und ciuali tätsvoller verfilp;t, sind zu sichern womöglich zu erweitern". in so \Veise und

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