Steyrer Tagebuch, Sondernummer Wehrgraben, 1982-1983

Meinungen Mag . Michael Gi llest>erp.;er Wien Steyr - Wehrgraben Vor etwa 10 Jahren faßte ich den F.ntschluß , von Wien nach Steyr zu übersiedeln, we il die Lebensqualität einer Kleinstadt schon immer einen ganz besonderen Reiz auf mich ausstrahlte . Gerade Steyr konnte ich ~ei vielen Besuchen als kulturelles Kleinod kennenlernen . Auf Wohnungssuche i n Steyr schickte man mich - mir vollkommen unbekannt in den Stadtteil Resthof. Als ich plötzlich vor einem "modernen" Stadtviertel stand, war mit klar , daß eine iibersiedlung von einem l•'ohnsilo am Stadtrand von Wien in einen solchen in Steyr nicht in Frage kommt . Nach Finden einer anderen Lösung lernte ich die Stadt Steyr und i hre Reize kennen . Und sehr bald iibte der Stadtteil Wehrgraben eine besondere Anziehungskraft auf mich aus . . F.s gab keine StadtfUhrung fUr Freunde und Bekannte ohne den Wehrgraben und ohne über die Einmaligkeit dieses Stadtteiles zu hören , mit der gleichzeitigen Frage nach einer Revital tsi erung dieses Gebietes . Als dann in Steyr außerhalb des Stadtplatzes , Neulust und Stohlvilla der Spitzhacke zum Opfer fielen , um "schönen mode r nen" Rauten Platz zu machen (Handelskammer und Forum) wurde mir klar, daß ei ~:'.) ähnliche Vorgangsweise im Stadtteil tlehr,r.i~al-J•m verhindert werden muß . Seit über einem ,l?.'.~r wohne ich nun mit meiner Familie im ':!ehrr,:'nben und bin auch aus diesem Gr und ganz ~esonders für eine positive Rev i talisier ung des \1ehrgrabens . Dies war auch der Grund, warum ich mich aktiv an der Gründung des Vereines "Rettet den \•'ehrgraben" beteiligt habe . Ich bin überzeugt , daß die Politiker der Stadt Steyr dem berechtigten 1·unsch der Steyrer Bevölkerung Rechnung tragen werden . In der 7.ukunft wird man dann diese Entscheidung der Politiker als einen, für die Stadt Steyr bedeutenden Entschluß -' ~@ ~~ ji',~ wlirdip.,en . Prof . Pu'iert. Hoffmann , rJipl.-Architekt Am 1 <ra.U ~ . l'\04f'i Graz/St . Vei.t An Herrn Blir_qermeister Franz l"eiss Gr az , 1. April 1982 fletr . : •·'ehrp,raben Mit. Redaue rn habe ich Kenntnis erhalten von der AbsichtserklärunP, Ihres Gemeinrlerates, den \·/ehrP,raben durch Zuschiit.tunp; zu beseitigen . Wie Ihnen noch i.n Rri.nnerunp; sein dürfte, habe ich mich bereits 1974 anläßlich meiner BeauftraP,unp, e ine r städtebaulichen llntersuchunr, der Innenstadt von Steyr - ein Team mit meinen Assistenten Dr . Hierzep ,P.er, D. I , . Rosman, D.I . Riess u . a . für eine F.rhaltung und Revitalisierung des Wasserr,erinnes 1 .<!ehrgraben einp,esetzt . Diese Stellungn3h~e wurde leide r ebensowenig berücksichtigt , wie die Gut3c~ten d~r Wiener Professoren Sackmauer und Semsroth , die sich für eine F.rhaltunP, des Gerinnes aussprechen . Nachdem Maßnahmen der BeseitiP,unP, von Wasserf lächen als natiirliche Rlemente im Stadtraum immer deutlicher e rkennbar werden als FolP,en eine~ v.e ra l teten I deoloP,ie des . extremen Niitzlichkei tsdenkens. wiederhole i.::h meinen Protest p;ep,en.Landschaftsveränderungen, die ledi~lich einem Vorteil von 1'.i.efhauun ternebmunp,en oder einer heahslchtip.;ten höheren Ausnutzun~ von Grunrlst.iicken dienen 1 \;'enn von "Mehrkosten von rd . SO ~io S" r,esprochen wird, di e bei einer ~rhaltunP, des Wehrgraben ents tehen wiirden, dann mul? rl e:n e,t<~egengeha l ten wer0en, daß viele Gemeinden höhere Summen aus.~eq~ben haben oder bereit sind 3uszugeben , um sich Wasserflächen zu Erholung und Verbesserung des Klimas im Stadtraum zu schaffen . Innsbruck z . B. mit einer Uferanlage, die mit Hilfe einer Verlegung des Inn ermöglicht wurde - oder Wien mit der Donauinsel und damit AusnützunP, der Wasserläufe zu F.rholungszwecken - ganz abgesehen von ia11sländischen Beispielen , wie Au~enalster i n Hamburg und Maschsee in Hannover (in beiden Situationen sind bereits parallel laufende Wassergerinne vo r handen') . Auch Gegenbeispiele können aufgeführ t werden : Zuschüttung von Wasserläufen, die heute - nach einigen Jahren be r eits von den Veranlassern bedauert werden! Die BeseitiP,ung des linken Mühlganges i n Graz durch Zuschiitten oder die Verrohr unp, des Mistelgrabens in der Gemeinde Mistelbach . F.s wirlerspr icht auch den Grundsätzen der si~h i .nmer sti'irker durchsetzenden direkten nemokratie das die ~nt3chei<lung von unmittelhar Aetroffenen - r d. 1300 Anrainern des 1·/ehrp;rahens die wei t aus iiberwiep,end Dir seine ~rhaltunp; eintreten - nicht in

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