Steyrer Tagebuch Nummer 20, Mai 1984

26 Ausstellung Josef Pausch in der Fotogalerie 7-Stern 27. April bis 8. Juni 1984, Stadtplatz 30 Bilder aus dem amerikanischen Alltag Am Freitag, dem 27. April versammelt sich ein lockeres Häufchen des Steyrer Ku 1turbUrgertums zur Vernissage in der 7- Stern- Galerie am Steyrer Stadplatz. Während Peter Baum, der Leiter der Neuen Galerie der Stadt Linz, in seinen Ei nfUhrungsworten von den forma 1en Aspekten der Fotographie, von der Beschränkung auf das quadrati sehe Format ohne Vorzugsebene, von der Ver– bi nd-ung zur tonangebenden amerikanischen Fotographie, von den aus dem Alltag gegriffenen Situationen, die uns sonst entgehen, von thematischen zusammenhängen in den Bilderreihen und von vielen anderen Dingen mehr spricht, drUckt sich ein freundlicher Mann anfang dreißig ein wenig verlegen im Hintergrund herum. Er ist groß und blond, mit Bril 1e und Kurzhaarschnitt könnte man ihn a1s einen der hier anwesenden Ärzte ha 1ten. Das es Josef Pausch ist, wird erst durch die Arbeit des anwesenden Pressefotografen, der ihn um– schwirrt, deut- 1i eh gemacht. Ver 1egen wirkt er auch als ich ihn anschließend bitte, sich zwecks Foto vor eines se'i ner Bi 1der zu ste 11 en. Es sei ein komisches GefUhl meint er, als Objekt bewußt vor der Kamera zu stehen. Anders als seine Objekte, die ihn nicht be– merkt hätten als er sie ablichtete. Im Gespräch danach ist allerdings von Schüchternheit nichts zu bemerken. Mit Worten drUckt er nicht herum, er weiß was er wil 1 und kann es auch mitteil~~ Leben tut er als Gebrauchsgrafiker in Oberösterreich. Nein, keine Werbeargentur, verwehrt er sieh. Da seien zu– viele Zwischenstationen zwischen dem Kunden und dem Grafiker. Er arbeitet direkt fUr die Kunden, macht Entwürfe selber, Uberwacht die Drucke~ei. Wenn er Hilfe braucht sucht er sie sich selber. Kein Künstler im fernen Märchenland also, einer der direkt umsetzen will, wie auch bei seinen Fotos. Er habe das Fotogra– fieren nebenbei gemacht, etwa mit einer Dokumentation Uber den Aist- Fluß und seinen Veränderungen durch Kraftwerksbau und Bachverbauung. Mit einem Stipendium sei er in die USA gefa hren um das Langzeit- Kon– servieren von Fotos zu erlernen. Es sei wichtig sich ein gutes handwerkliches Können anzueignen, wie Uber– al 1 in der Kunst. Einer seiner Lehrer in den USA habe ihn aufgefordert drUben selber zu fotografieren, als er seine Bilder gesehen habe. Dann reden wir von der Notwendigkeit der Werbung fUr die Bewußtmachung neuer Ideen. Er habe einen Film Uber die Eingliederung Be– hind-erter in ihre Lebensumgehung gemacht, erzählt er mir. Er hoffe diesen, in kurzen Sequenzen aufgeteilt, als Werbespots im Fernsehen zeigen zu können. Die nötigen Mitte 1 wo 11 e er in den nächsten Wochen vom zuständigen Ministerium aufzutreiben. Auch von der Notwendigkeit, die Umweltzerstör-ung durch Plakate auf den Werbeflächen Uberal l und immer wieder bewußt zu machen wird noch geredet. Ein echtes Talent, das nicht schon nach kurzer Zeit aufgegeben habe, sagt mir danach auch noch Dr. Walter, der Besitzer und Betreiber der Ga 1eri e. Er fördere gerne Ta 1ente und suche nach denen. Er freue sieh, wenn er Leute präsentieren könne, die später auch in großen Galerien vorgestellt werden. So auch bei Josef Pausch, der in der Ausstellung Uber die Geschichte der Fotographie in österrei eh in der Neuen Ga 1eri e der Stadt Linz beteiligt sein werde. Ober Josef Pauschs Bilder wil 1 ich hier nichts sagen, die kann sieh jeder in der 7- Stern- Ga 1eri e se 1ber ansehen. Er möge sieh , dabei an den etwas schüchtern auftretenden jungen Herrn erinnern, der das was er gerade sah, möglichst direkt in Bilder umgesetzt hat und damit ein StUck der Wirklichkeit aus seiner Sicht fUr uns a11 e zugäng 1i eh gemacht hat. karl pragerstorfer

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2