Steyrer Tagebuch Nummer 17, Jänner 1984

4 L E 5 ER BR j~ FE ( Der Amtsschimmel wiehert wieder Steyr ist eine beso~dere Stadt . \rJirklich ! ! Hier ist alles vereint . Optimale Bauplanun9 - hätten nicht ein pnar Ambitionierte einige Kleinkriege gewonnen , wäre das Blumenkistl vor dem Rathaus auch zubetoniert . Opti – male Stadtsanierung - das Meiste in rosa und zum Großteil Auftragsvergabe der künstlerischen Leitung an einen Mann . Optimale öffentliche Verkehrsmitte1Alte Menschen in den modernen Randsiedlungen haben ohnehin das Geld für den teureren Post- o . Bahnbus ... . Und auch einen ganz speziellen Amts– schimmel : Da wird einem sein Titel aber– kannt, der andere als Blödmann verkauft, der nächs~erwisc ht einen fleißigen Beamt- E1~n anderer hat einige Leit 1n einem ander· en Bundesland gelebt . Nun kehrte er wieder nach Steyr zurück . Am Meldeamt wollte er fragen, ob er noch angemeldet sei, er habe sich zwar umgemeldet , sei aber nicht so sicher . ob das geklappt hat . Der Beamte sah nach und ließ den Fragenden stehen : "lrJas wo]n's denn da von mir , se san ja eh g' möt . Was frogns denn so •• • " Herr N hat am Finanzamt etwas abzugeben . Erklopft bei der Einlaufstelle - tritt ein, Der Beamte läßt schell in der offenen Tischlade sein Lineal verschwinden , mit dem er gerade auf dem Schreibtisch seinen Blei– stift herumgeschossen hatund sagt :"Kenans net draußn wortn, wann i was ztun hob . " Es betrifft also nicht nur stadteigene Ämter , vielleicht ist es ein Virus ,der in Steyr umgeht . Österreich hat eine Bürokratie , die weltbe – kannt ist . Josef II scheiterte an ihr . Abe~ in Steyr karikieren sie sich selbst , die Ämter . Gibt es heute keine anderen Prob l emef Wird über Steyr die Atombombe stehenbleiben. weil sie ohne Gesuch nicht herunterfallen darf ; werden die sauren Bäume ohne Gesuch nicht sauer? Ein Amt ist kein Hochleistungsbetrieb , das verlangt ja keiner . Aber Höflichkeit , Kor – rektheit und eine halbwegs normale Dienst– auffassung könnte man schon erwarten . So einfach wie die sich das machen, ist das Leben nun auch wieder nicht . Oder doch? im Orwell Jahr? Auf eine bessere Zukunft Klecks Warum sind alle Regierungschefs indirekte Massenmörder? Pro Minute sterben 30 Kinder in der Welt ; und 20 Mil . Schilling werden für die Rüstung ausgegeben . lch habe das Lachen trotzdem noch nicht verlernt, und auch viele Arme können es noch, trotz all der Wahn– sinnigen, die wir wählen, die in Europa, Amerika und sonstwo an der Macht sind . 20 Mil Schilling/min , damit der böse Feind uns nicht den Wohlstand zerstört, den wir den Verhun~ernden gestohlen haben . Aber wir sind j a nicht schuld, der andere hat ja an– gefangen. Und wir , insbesondere die St aats– oberhäupter besitzen noch die Frechheit jetzt zu sagen, Herr wir bitten dich den verfahrenen Karren aus dem Dreck zu ziehen, jetzt zu Weihnachten . Mir könnte dabei übel werden, und hoffentlich auch allen, die während der Festtage ihren Körper durch Fressen und ihren Geist durch Saufen betäu– ben . Besonders gute Wünsche allen Amerik8- nern, die aufihren Westernhelden stolz sind, und den Konzernen, die diesen guten Leuten alle denkbaren Vergnügungen ver– scha ffen, damit sie nicht denken müssen . Der Westen verdummt, der Osten überwacht, der Res t hungert . In diesem Sinne ein fröhliches Drwelljahr . . k'odf\ev- kol'L

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