Steyrer Tagebuch Nummer 16, Dezember 1983

4 Interview mit Betriebsräten - 2. Teil PRIVILEGIE N Wührleitner: Was heißt pri – vilegiert? z . B. als Be– triebsrat nehme ich das Privileg, daß ich unkündbar bin, sehr wohl in Anspruch . Ich habe aber auf der an– deren Seite das Mandat der Kollegen , daß ich für si e verhandeln geh' und die Goschn aufmach '. SIMMER : Da geht es nicht unbedingt um einen klei– nen Betriebsrat , WUHRLEITNER: Di e ganze Pri– vilegiendiskussion ist so • ungreifbar . Privilegien finde ich dann, wenn einei Politiker ist und daneben irgendeinen Postenbeiei– ner Sozialversicherung o– der in einem Betrieb und er bekommt dann 2 Pensio– nen. SIMM :R: Wenn jemand bis zu 100 . 000 Schilling und mehr bezieht , Benya z . B., ich glaub', daß meine Interes– sen von einem solchen Ge– werkschaftspräsidenten nim– mer vertreten werden . ARB! GER: Warum soweit aus– schweifen? Wir _haben Pimal , der jetzt Stadtrat gewor– den ist , wir haben die Frau Ehrenhuber als Stadträtin - es wird immer von ~ugend– arbeitslosigkeit gespro– chen : machen wir doch Plätze frei für die Jugend . Ich will nicht sagen , sie sollten sofort in den Steyr - Werken aufhören, aber Pimsl und Ehrenhuber könn– ten Halbtagsjobs übernehmen, weil die ganze Arbeit kön– nen si~ neben ihren Ver – pflichtungen als Mandatare doch nicht machen als Se– kretärin oder als Referent GE WER KSCHAFT SDEM0K RATI E SIMMER : Ein Problem sehe ich schon darin , daß sich gewjsse Vertr auensleute oder Betriebs– r äte in der Partei - und Ge – werk scha ftshierarchie hinauf– kämpfen wollen . Sobald der brav ist im Sinne derer, die eben oben sind , kann er schon n·irnrner die Interessen der Ar – beiterschaft vertreten . Bei uns ist es leider so , daß , was oben beschlossen wird , gegen– über der Arbeiterschaft nach unten durchgesetzt wird . TAGEBUCH : Wie könntet ihr u~h das überhaupt vorstellen, daß der Einzelne mehr mitre– den kann? ARB I NGER: Wenn es eine rich– tige Demokratie ist , kommen die Forderungen von unten herauf . vJUHRLEIT rn : Beidse_itig , weil sonst der oben nur mehr ein Handlanger und von der Gegen– seite und den eigenen Leuten nicht ernst genommen wird. :...i l, il1L,-, : Er wird von der Fir– menleitung erst dann ernst genommen , wenn er die Arbei– terschaft hinter sich hat. WÜHRLEIT ER: Es ist sehr wichtig , daß die unten immer wieder sagen, was ihnen nicht paßt . Aber der Betriebs– rat muß sich selber auch Ge– danken machen und er kriegt von oben Informationen, die muß er verarbeiten und nach unten weitergeben . Das kann nur optimal gehen, wenn es gegenseitig _läuft. TAGEBUCH : Wie kann man das fördern? Es schaut in der Argumentation oft so aus, als wäre das nur eine mo– ralische Frage . im Verkauf, wie Wippersberger, der jetzt Vizebürgermeis- ter wird . ARBI NGER : Das Wesen der Demo– kratie ist, daß der an der Ba– sis gewählt wurde schauen muß, diese !nformationen nach oben zu bringen . Daher wird er auch immer - Ämterkumulierung wird dauernd gesagt - berechtigt sein, zur nächsthöheren Stufe zu gehen . Betriebsrat - Landes– leitung der Gewerkschaft - Bun– desebene . Das können alles nur gewählte Leute aus der Basis sein . wIRTSCHAFTSLAGE TAGEBUCH: Uber das Problem das he~te als Krise bezeichnet wird, sollten wir reden . Was ist überhaupt passiert : so lange, sagt man , ist es gut gegangen und der Wohlstand gestiegen und jetzt ist anscheinend alles an– ders . ARBINGER : Es gibt in der Wirt– schaftspolitik 5 Prinzipien (Stabilität der Währung , Voll – beschäftigung, Wachstum , Aus– senhandelsgleichgewicht, ange– messene Verteilung) : Da kommt es darauf an , was davon an die erste Stelle gestellt wird . SIMMER : Wo steht der Mensch da– bei? ARB! GER : Der spö angeblich im– mer im Mittelpunkt stehen . Was an erster Stelle stehen soll , da fängt es an parteipolitisch zu werden . Österreich wuräe vor 13 Jahren fast unvenschuldet_ übergeben . WÜHRLEITNER : Was ist für die ÖVP das erste? ARB! GER: Ich würde sagen ; ab– solut die Währung . WUHRLEIT ER: Und nimmer der ' Mensch? ARB! GER: Es gibt ja kein volks– wirtschaftliches Prinzip "Der Mensch" , sei net kornisch .

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