Steyrer Tagebuch Nummer 12, Mai 1983

Die Wahl selbst hat keinen Sieger ge– bracht , ihre Folgen schon : die FPÖ . Das ist auch der eigentliche Krampf dieses Er– gebnisses : daß eine kleine Partei , die selber noch nicht weiß , ob sie mehr libe– ral , mehr konservativ , mehr reaktionär oder einfach nur saub&r sein will , jetzt weit mehr mitbestimmen kann , als ihr von der Wählerzahl oder von der Qualität ihrer Politik her zukommt . Vorerst das Regierungsprogramm und dann die Bilanz der nächsten vier Jahre wer – den zeigen , ob Kreiskys letzter Schach– zug klug war . Bauchweh ist jedenfalls be– rechtigt , wenn etwa ein Friedrich Peter ationalratspräsident werden kann ohne sich ernsthaft mit seiner SS- Vergangen– heit auseinandergesetzt und glaubwürdig davon distanziert zu haben . Wenig Gutes läßt auch hoffen , mit wel – chen Banalitäten dieser Wahlausgang er– klärt wird : Abnützungserscheinungen, Mallorca - Paket , •• Die SPÖ hat einen Stimmenanteil erreicht , der in jedem ahderen Land einen strahlen– den Wahlsieg bedeutet hätte . Die Stimmen , die zu einem Sieg auch in Österreich ge– fehlt haben , sind an die Grünen und Alter– nativen verloren gegangen . Wenn sie näch– steij Mal gemeinsam kandi~jeren und durch einen Einzug ins Parlament das Gewicht er– halten, das der Bedeutung ihrer Anliegen angemessen ist , steht zu hoffen , daß auch di~ SPÖ erkannt haben wird , was die wirk– lich wichtige poltische Aufgabe der näch– sten Jahre sein wird : die Erarbeitung eines Kompromisses zwischen den traditio– nellen SPÖ- Anliegen Industriepolitik , Ar – beitsplatzsicherung , soziales Netz , Be– rücksichtigung auch der Interessen der kleinen Arbeiter und Angestellten einer– seits und .den neuen Anliegen Umweltschutz , verstä r kte Beteiligung der jeweils Bet r of– fenen , Friedenspolitik andererseits , Noch scheinen die hier angesprochenen Gruppen gar nicht zu wissen , wie nahe ihre Inte r essen eigentlich wirklich beieinander liegen . Von den großen Parteien scheint mir für diese Aufgabe nur eine klüger werdende SPÖ , von den kleinen nur eine gestä r kte und ge– reifte grün/alternative Pl attform geeignet . Nachlese Von der SPÖ ist zu verlangen , daß sie in den nächsten vier Jahren eine Politik durchsetzt, die die Chance auf diesen Kon~romiß , der vielleicht die Form einer fünderheitsregierung mit grün/alternativer Unterstützung ab 1987 annehmer könnte , nicht zugunsten kurzsichtiger Parteitaktik vertut . Mit diesem gehofften Ausblick möchte ich auch auf manche Vorwürfe wegen meines Vorwahl-Korn– rnentars antworten , daß ich zwar der I Alterna– tiven viele Stimmen wünschte , aber selbst den sicheren Hafen einer Großpartei vorgezoye11 hätte statt den Mut aufzub.ringe11 , bei den Al – ternativen mitzuarbeiten . Ich glaube , die richtigen Anliegen der Alternativen werden nur eine realistische Chance haben , we1111 es ge– lingt , die SPÖ dafür zu gewinnen und anderer– seits braucht die SPÖ zur Gewinnung der not– wendigen Lernprozesse den Anstoß von außen . Es sind also beide Gruppen gleich wichtig und sie sollten einander so auch anerkennen : die Sozialisten , die es auf sich nehmen , in ihrer Partei in dieser Richtung zu arbeiten um.J die Alternativen , die selbständig Neues auspro– bieren und praktisch zeigen , daß es anders geht . reinhard kaufmann . ,tim ~n h~ü ,J,,..r E ti'1n·••. ,·· •t' ;"1 hl -:,tr: r '(•M;, '1''7~ ,ir:, . r"' ,rl ( r.. 7 t-'~;) ' . , . 'l '7 0 -::.so t; . ~P,~ (')c; , s%) ·; . "1 p,":l 1 . : 80 ( 5 -, ~ ') - ' ' ' ')/0 1 , c,?R :gf; ( ~ r.:.c;?~ ) ' .,,. I, , 4 ,? (1 , ~?% ) ~,...,) . "), ( 1 , '~,_' )

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