Steyrer Tagebuch Nummer 7, Dezember 1982

Lohnpolitik FRAGE: Wie stehen Sie zur "solidarischen Lohnpolitik"? ANTWORT: per solidarischen Lohnpolitik stehen wir positiv gegenüber . FRAGE: Gibt es für den Betriebsrat ein eigenes Lohnschema? ANTWORT: Der Betriebsrat bekommt g:undsätzlich die Entlohnung der Arbeiter seiner Ab~eilu~g . Die Obmänner haben einen Vorarbeiterlohn. FRAGE: Kommen da noch Zulagen dazu? ANTWORT: Ja. Mehraufwands- Entschädigung und Überstunden- Pauschale. FRAGE: Arbeitet der Betriebsrat zur Zeit auch kurz? ANTWORT: Arbeitet kurz . . FRAGE: Sie wirken als Gemeinderat ein, daß Entlassene der Steyr~ Werke in den BMW- Werken aufgenommen werden.? ANTWORT: Selbstverständlich massive Vorstösse unternommen haben wir und ich und den habe den Bürgermeister Stadtsenat aufgefordert, vorzusprechen, damit aus der der Stadt Steyr Leute werden. Jugen~arbe~tslosigkeit bei BMW Bevölkerung aufgenom.!l'en FRAGE: Die Industriellen- Vereinigung stellt in einer Pressemeldung fest, daß es keine Jugend- Arbeitslosigkeit gibt, weil die • Unternehmer eine hohe Bereitschaft der Aufnahme zeigen. Bei 150 arbeitslos gemeldeten Jugendlichen in Steyr, klingt dies zynisch. Wie schaut die Bereitschaft der Steyr- Werke aus? ANTWORT: Im heurigen Jahr ist die gleiche Anzahl Lehrlinge aufgenommen worden wie im Vorjahr. Grundsätzlich wäre die Auffassung des Betriebsrats, daß mehr Lehrlinge aufgenommen werden, weil wir die Auffassung vertreten, daß eine gute Ausb ildung ein gutes Rüstzeug für ein späteres Unterkommen an einem Arbeitsplatz ist. Auch wenn sie nach der Behalte- Frist nicht übernommen werden, ist eine gute Ausbildung nur von Vorteil. 23 FRAGE : Wieviel Prozent der Lehrlinge werden derzeit nicht übernommen? ANTWORT: Prozentual kann man dies nicht sagen. Heuer sind alle übernommen worden, bis auf einige, die leistungsmässig nicht entsprochen haben. FRAGE: Gibt es eine Kooperation des Betriebsrats der Steyr- Werke und des Betriebsrats der BMW- Werke? ANTWORT: Es gibt keine Kooperation, aber es gibt Kontakte. FRAGE: Was meint der Steyr- Werke dazu, Lehrlinge ausbildet? Betriebsrat der daß BMW keine ANTWORT: Es gibt einen Vertrag zwischen beiden Werken, daß die Steyr- Werke die Ausbildung der BMW- Lehrlinge übernimmt, weil es ein Lehrwerkstätte und Ausbildungspersonal gibt . FRAGE: Gibt es auch eine vertragliche Zusicherung über die Anzahl? ANTWORT: Ja, derzeit sind es 25 Lehrlinge, die nach der Ausbildung bei BMW eingestellt werden. FRAGE: Wie erklären Sie sich die Gefährdung der Reallöhne, obwohl unsere Wirtschaft, wenn auch langsamer als früher , wächst? Bedeutet Wirtschafts– wachstum unbedingt mehr Lebens– Qual"tät? Wie könnte man den Widerspruch lösen, daß es zwar noch genug Arbeit zu tun gäbe, aber· trotzdem Menschen arbeitslos und Maschinen nicht ausgelastet sind? ANTWORT: Wirtschaftliches Wachstum bedeutet nicht zwangsläufig auch höhere Erträge. Schlechte Erträge ruhren jedoch erfa~rungsgemäß dazu, daß der Verteilungs- Kampf härter wird . Wirtschaftliches Wachstum bedeutet nicht unbedingt mehr Lebens- Qualität, sondern es kommt darauf an, welche Produkte erzeugt werden. Hier is~ sicherlich ein Umstrukturierungs- Prozeß erfor9erlich. Wird die~e Umstrukturierung richtig durchgeführt, könnte damit der Widerspruch gelöst werden, daß einerseits Produktions- Mittel nicht ausgelastet, andrerseits aber Menschen arbeitslos sind)~ trotzdem

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