Steyrer Tagebuch Nummer 7, Dezember 1982

22 FRAGE: Wie würden Sie auf Versuch~ de r Unternehmens- Le i tung reagie ren, auf Grund eines verschärften Waffenausfuhr– Gesetzes die Waffen- Produktion i n andere Länder zu verlegen? ANTWORT: Auf Versuche der Unternehmens– Le; tur,g _ _die Waffen- Produktion in andere Länd~r zu verlagern, würde der Betriebsrat in der Form reagieren, daß er verlangen würde, die Erträge aus derartigen Produktionen im Inland zu investieren. FRAGE : Gibt es in der Belegschaft oder im Betriebsrat Alternativ- Vorschläge, wenn auf Grund verfehlter Management– Entschetdungen (der Puch/ Merzedes-Benz Geländewagen "G" war . anscheinend am Markt vorbe i konzipiert) Arbeitsplät~e gefährdet werden, oder begni.igen Sie sich mit dem Aushandeln von Sozialplänen? ANTWORT: Die Entwi~klung des Puch-/ Mercedes-Benz Geländewagens war keine verfehlte Management- Entscheidung. Dieses Produkt wird in •einer Stückzahl von jährlich 6000 bis 7000 Einheiten erzeugt und sichert in unserem Werk Graz rund 1600 Arbeitsplätze ab. FRAGE: Können Sie sich vorstellen, dßß Sie zur Sanierung des Unternehmens einer Forderung nach Lohnverzicht zustimmen? ANTWORT: Als Betriebsrat können wi~ uns nicht vorstellen, daß wir einer Forderung nach Lohnverzicht zustimmen, es ist jedoch für uns keine Frage, daß wir alle laufenden Kostensenkungs- Programme unterstützen. Durch Lohnverzicht der Belegschaft wurde übrigens unserer Erfahrung nach noch nie ein Unternehmen gerettet . FRAGE: Stimmt diese Antwort mit der derzeitigen Regelung überein? ANTWORT: Lohnverzicht in dem Sinn, daß Stundenlöhne gekürzt werden, kann ich mir nicht vorstellen. Natürlich werden durch eine Kurzarbeit oder Arbeitszeit– Verkürzung mit teilweisem Lohnausgleich auch ein Lohnverzicht in Kauf genommen . Aber ich habe dadurch nicht eines, daß ich die vorheri ge Lohnhöhe wieder erreiche, wenn es wieder besser geht . Wenn ich die Stundenlöhne kürze, dann würde dies eine Dauerwirkung haben, während wenn ich die Belastung über Kurzarbeit oder teilweise abgegoltene Arbeitszeit- Verkürzung vornehme, würde dies wegfallen, wenn der Betrieb wieder voll läuft. FRAGE: Wie stehen Sie zur Diskussion um die Arbeitszeit- Verkürzung (Urlaubs– Verlängerung, Verlängerung der Schulpflicht, frühere Pensionierungs– Möglichkeit, Verkürzung der Tages- oder Wochen- Urlaubszeit)? ANTWORT: Die Arbeitszeit- Verkürzung war bisher ein probates Mittel einer technologischen Arbeitslosigkeit entgegenzuwirken. Wir glauben, daß im Hi nblick auf ständige Rationalisierungs-, Investitions- und Produktivitäts- Steigerungen auch in Zukunft .die Arbeitszeit verkürzt werden muß . Selbstverständlich sind derartige Maßnahmen nur im internationalen Gleichgang möglich, da sich sonst Wettbewerbs- Verzerrungen ergeben würden . Gemäß der Entscheidung des ÖGB– Bundeskongresses treten wir vorerst für eine Verlängerung des Urlaubs um eine Woche ein, dies vor allem deswegen, weil eine Verkürzung der täglichen Arbeitszeit unseres Erachtens, eher neue Rationalisierungs- Schübe auslösen würde, die derzeit nicht wünschenswert sind. Probleme der Sozialpartnerschaft FRAGE : Was halten Sie von der Behauptung, die Sozial- Partnerschaft nütze den Unternehmern mehr als den unselbständig Beschäftigten? Können Sie sich vorstellen, daß Probleme auf uns zukommen, die von der Sozial– Partnerschaft nicht mehr gelöst werden können (langdauernde Arbeitslosigkeit, verschärfte Umweltkrise)? ANTWORT: Wir glauben, daß unser heutiger Lebens- Standard, unser Reallohn sowie die uns heute selbstverständlichen Sozial- Leistungen im Rahmen des guten Verhandlungsklimas, also durch die Sozial- Partnerschaft erreicht werden konnte . Wir glauben daher nicht, daß die Sozial- Partnerschaft sich negativ für die unselbständig Beschäftigten ausgewirkt hat. In dieser Ansicht werden wir dadurch bestärkt, wenn wir uns die Situation in unseren, wirtschaftlich wesentlich stärkeren Nachbarstaaten (BRD, Frankreich, Italien), wo es keine Soial- Partnerschaft gibt , vor Augen führen. Wir glauben daher, daß Fragen der Beschäftigungslage oder der Umwelt in einer funktionierenden Sozial- Partnerschaft besser gelöst werden können, als dies durch eine Polarisierung der gesellschaftlichen und politischen Kraft möglich wäre.

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