Steyrer Tagebuch Nummer 4, September 1982

Diese Welt schreit nach Waffen . In einer Zeit der Übersättigung im Be – reich ziviler Produkte bei gleich – zeitiger globaler Radikalisierung wird doch ein Unternehmen , dessen Urbestimmung immer schon darin be – stand , Waffen zu erzeugen , nicht darauf verzichten wollen. In einer Zeit wo immer mehr österreichische Betriebe , darunter verstaatlichte wie die VOEST, verstärkt ins Waf– fengeschäft einsteigen , in der Hoff – nung , aus den roten Zahlen zu kom– men und mit dem die Gegner entwaff – nenden Argument der Arbeitsplatz – sicherung . Waffen , die Menschen töten für Ar – beitsplätze , damit Menschen leben . Grotesk , aber kurzfristig st ich– hal ti g . Daß die Menschheit in ihrem derzeit i gen Stadium ohne Waffen aus – kommen könnte , wage selbst ich nicht zu behaupten. (i) :!. Erkenntnis : diese Erkenn tni s ist Allgemeingut . Der in den St eyr – Werken Ar bei tende weiß , daß er sei – nen Arbeitsplatz direkt oder indi – rekt unter anderem der Waffenpro– duktion zu verdanken hat . Der An – teil des militärischen Umsatzes am Gesamtumsatz beträgt mindestens 40 % (Quel le : Österre ich 2000) . Ein hoff– nungsvoller Ausweg wie die Koo pera– tion mit BMW ist bereits gescheitert . Was soll dann dieser Bericht? Was sollen die Arbeiter und Angestellten konkret machen? Wir sind soch heute wieder soweit , jeden Job annehmen zu müssen , selbst wenn mit unserer Hän – de Arbeit tausenfaches Leid Produ– ziert wird . • 7 Ich verstehe diese Reaktionen . Auch mir ist der eigene Rock näher , sonst hätte ich längst gehen müssen . Ich f l üchte mich jedoch nicht in vorge – kaute Argumentationen und Verschöne – rungsphrasen , sondern bekenne vor mir : nicht nur der ist schuldig, der mordet, sondern auch der , der die Mordwaffe produziert! Daher sind auch wird , Arbeiter und Angestellte– nicht frei von Schuld . Sich zu die– ser Schuld zu bekennen - vor sich selbst - ist das mindes te, das von jedem verlangt werden kann . Dieses Bekenntnis trägt nicht mei – nen Namen . Die Angst um den Arbeits – platz degradiert uns zu Doppelrollen spielern . Es is t auch keine Lösung. Wir müs– sen zu größeren Opfern als zu die– sem Bekenntnis bereit se i n , um zu– mindes t auf Waffengeschäfte mit Diktaturen zu verzichten , dort , wo unsere Waffen für die Unterdrückung und Beherrschung -der verelendeten Massen mißbraucht werden . Konkret bedeutet das Verz i cht auf einen entsorechenden -Teil des Ein– kommen , um· unsere zivilen Produk– te wettbewerbsfähiger zu machen. Wenn wir Menschen sind , sind wir dazu bereit . Ich bin es ! f risier- Salon Ellma,nn ~ ~ 4400 Steyr, Kirchengasse 6 Tel. 61 810 FACHLI CHE MODERNSTE BERATUNG FÜR HAARSCHNITTE

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