Steyrer Tagebuch Nummer 0, März 1982

Die Expansion der Schweinemast in den letzten Jahren und Jahrzehnten führte allerdings auch dazu, daß die Einzugsgebiete für die Viehwirt– schaft ständig erweitert wurden. Die enorme Verkehrsbelastung wird noch verstärkt, weil die Stadt zu einem internationalen Zentrum der Viehschlachtmaschinenindustrie wur– de. Insbesondere in der Vorschau für das Jah~ 1982 findet diese Tat– sache entspr~chenden · Niederschlag. Unsere Forderung, die Stadt besser an das Fernverkehrsnetz anzuschlies– sen um den Viehschlachtmaschinen-Ex– port konkurrenzfähig zu halten, _ist von starkem lokai'en Interesse. Es ist daher unverständlich, daß es Kreise gibt, die gegen dieses Stras senprojekt öffentlich auftreten. Schließlich müssen h~er die Gesamt– interessen vor den Einzelinteressen ungeachtet des Rechts der freien Ml?inungsäußerung Vorräng haben. Darüber hat es im Verband aber auch nie Zweifel gegeben. Die Viehzählung 1981 bereitete dem Ortsverband eine herbe Enttäuschung. durch den ausgewiesenen Rückgang der Viehbestände im Stadtgebiet. Alarmierend sind die Rückgänge in den Gebieten Innere Stadt und Wehr– graben. Der Wehrgraben als Stallungsgebiet betrachtet, weist in den letzten 2o Jahren trotz des Baus von 25 neuen Ställen zur Intensiv~T1erhaltung einen Rückgang. im Viehbestand um 357. auf. In Ein~chätzung dieser Erkenntnisse wurde daher ein Landesweiter Archi– tekten-Wettbewerb zur Neuverbauung mit großvolumigen Intensiv~T1erhalte– hallen im bewährten, pflegeleichten und kostengünstgen Fertigbetonstil ausgeschrieben. D~s Ergebnis dieses Wettbewerbs wird öffentlich präsen– tiert. Der Vereinsvorstand wird dann die kostengünstigste Lösung im Hinblick auf die Viehstall-Subventi onsgesetze beschliessen. Mel.ne Damen und Herren, im Dezember hat der Vereinsvorstand einstimmig den Finanzvoranschlg beschlossen. Der Meinung, daß der Ausbau der Schweinemast in Zukunft nicht mehr finanzierbar sein wird, kann ich hier entschieden entgegentreten. Nach Aussage der Experten in der internationalen Sau-Finanzwirt– schaft ist das Schuldenmachen solan– ge vertretbar, als Tilgung und Zin- sendienst aus den Exporterlösen der Schlachtmaschinenindustrie gedeckt sind. In unserem Fall ist dies mit Sicherheit gegeben, wir konnten so– gar 1981 noch etliche Millionen den Konten des Spezialhaushalts zufüh– ren. Für die im nächsten Jahr durch– zufühienden Baumassnahmen ist zu be– merken, dßß sich die Vergabegrund– sätzlich nach der strengen Ver g abe– ordnung des Vereines richtet, ob– wohl dies natürlich Probleme für die Berücksichtigung aller förderungs– ·würdigen ~nternehmen schafft. Sehr geehrte Damen und Herren, soweit ein kurzer Abriß über die Arbeiten des Vereins. Den heutigen Stand unserer Einrich– tungen verdanken wir dem finanziel– len und persönlichen Einsatz aller an unserer Sau-Wirtschaft beteilig– ten. Das Florieren dieser Wirtschaft sichert den unverminderten Fortbe– stand der Schweineverwertungsindus– trie. F~ uns, die wir ein Leben lang in diesem Sinne tätig waren, ist es ge– radezu eine Herausforderung, wenn weltfremde Tierschützer eine Vieh– haltung ohne Zwangsfütterung und in– dustrielle Stallwirtschaft samt in– dividueller Entscheidungsfreiheit des Schweins über Weide- und Suhl– plätze fordern. Das ist doch, es muß einmal mit al– ler Deutlichkeit ausgesprochen wer~ den, eine bodenlose Sauerei! Z um G 1 ü c k s i n d s o 1 c h e .Vo r s t e 1 1 u n gen auf kleine Minderheiten beschränkt, doch geben sie immerhin Zeichen einer völlig irrealen Vorstellung von einer gesunden Sau-Wirtschaft. In Zeiten wie diesen gibt es natur– gemäß innere wie äußere Schwierig– keiten. Die Zwänge und ~öte, denen das polnische Vieh heute ausgesetzt ist, haben wir auch hierzulande ein– mal erleben müssen. So waren in den dreissiger Jahren von etwa 22.000 Schweinen nach einem Bericht des damaligen Vereins-Sozi- • alreferenten 53 % auf die Nothilfe des Vereins angewiesen, also mit Recht als arme Schweine zu bezeich– nen.

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