Thomas Bauernfeind - Kurze Geschichte Steyrs

35 Heerführer, Bonaparte, nahm am 18. Mai 1804 den Titel an: (Napoleon) Kaiser der Franzosen. Diesem Beispiele folgte Franz II., Kaiser von Deutschland, König von Böhmen, König von Ungarn u. s. w., und erhob am 11. August als Franz 1. sich auch zum Kaiser von Österreich, wodurch das alte Deutschland verkleinert wurde. Nachdem dann im Jahre 1805 der Krieg der dritten Coalition gegen Frankreich ausgebrochen war, kamen die Franzosen am 4. November wieder nach Steyr und beschossen Ennsdors. Ihr dritter Besuch erfolgte am 4. Mai 1809, als Österreich den Krieg gegen Napoleon erneuert hatte. Diesmal geschah am 21. und 22. die Schlacht bei Aspern und Eßlingen, in welcher der Erzherzog Carl über Napoleon einen herrlichen Sieg errang. Napoleon konnte seine erste verlorene Schlacht zählen, besiegte aber am 5. und 6. Juli die Österreicher definitiv bei Wagram. Auf dem folgenden Rückzuge der Franzosen sah Steyr ihre vierte, letzte Heimsuchung, welche bis zum 4. Jänner 1810 dauerte. Es ist klar, daß die oftmalige Anwesenheit der Franzosen der Stadt so hoch zu stehen kam, daß deren „öffentlichen FondsPapiere" (Bankozettel?), welche aus dem Verkaufe des Einlags- Capitals bei der Gewerkschaft stammten, wol gänzlich verschlungen worden sein werden. Wenigstens wird jetzt und bis zum Jahre 1819 gemeldet, daß die Stadt wieder verarmt ist. In den folgenden Friedensjahren hat sie sich erholt. Etwa in den letzten zwölf Jahren wäre Steyr zurückgesunken, da die hiesige Industrie unter dem Drucke der großen ausländischen Fabriken leidet; Joses Werndl hat aber ein Werk geschaffen, dessen Gedeihen das Wohl Steyrs war und ist. Dieser ausgezeichnete und um seine Vaterstadt hochverdiente Bürger lebt zu Steyr als General- Director der Ersten k. k. privilegirten österreichischen Waffen- sabrik. Josef Werndl hatte die von seinem Vater gegründete Waffenfabrik als Eigenthum übernommen und stetig und planmäßig vergrößert. Als fast alles jetzt Bestehende schon fertig war, verkaufte er es an eine Actien-Gesellschaft. Zum Betriebe der Fabrik wird sowol Wasser-, als Dampfkrast verwendet. Durch längere Zeit hatte die Bedienung der Maschinen u. s. w. 3*

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