Thomas Bauernfeind - Kurze Geschichte Steyrs

— 34 — Als der deutsche Kaiser Josef IL, der erste Beherrscher der österreichischen Länder aus Habsburg-Lothringischem Stamme, seiner glorreichen Mutter in der Regierung folgte, streifte der Geist der Aufklärung über Europa hin. Josef nahm diesen Geist in sich auf und handelte in ihm. Anderer Thatsachen nicht zu gedenken, gab er im Jahre 1781 das Toleranz - Edict heraus, wodurch den Protestanten und den Anhängern des griechischen Ritus freie Religionsübung gestattet wurde. Er löste 1784 auf das Kloster Gleink und das der Cölestinerinnen, 1785 das der Dominikaner, 1786 das der Kapuziner, 1787 das zu Garsten. Dafür erstand als zweite Pfarre 1784 die Vorstadtpfarre und wurde in demselben Jahre das Bisthum Linz gegründet und dotirt, wodurch Passau aufhörte, für uns der Bischofsitz zu sein. Unter Josef IL entstand auch zu Steyr ein Kreisamt, welches zum Glücke der Unterthanen die Befugnisse der fast unzähligen Gerichte im Lande schmälerte. Am 8. November 1.782 wurde ferner von ihm die bereits angeführte Widmung endlich aufgehoben, die Zwangsanstalten und Gesetze der VerschleißWidmungen und Preissatzungen wurden abgeschafft. Josef hatte schon das für den Staat ohnehin sehr kostspielige Oberkammer-Grafenamt aufgehoben, und am 1. November 1782 war den Gewerken wieder die eigene, freie Verwaltung ihres Eisenwesens zurückgegeben worden, welche 1783 in Wirksamkeit trat. Schließlich mußte am 11. October 1798, unter dem Kaiser Franz II., die Stadt Steyr ihr Einlagscapital an den Staat, an die k. k. privilegirte Canal- und Bergbau-Compagnie in Wien, verkaufen. Es währte der Krieg der zweiten Coalition gegen die französische Republik. Die Franzosen siegten im Jahre 1800 bei Marengo und am 3. December auch bei Hohenlinden, worauf sie am 21. in Steyr ankamen, wo am 25. im Hause des Apothekers Göppl Bevollmächtigte des Erzherzogs Carl mit einem Bevollmächtigten des französischen Obergenerals Moreau einen Waffenstillstand abschlossen, welchem im Jahre 1801 bald der Friede von Lüneville folgte, dem zu Folge die Franzosen am 19. März aus Steyr abzogen. Ihr größter republikanischer

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