Stadt Steyr und der Weltkurort Bad Hall

18 Steyr. Endlich, nach zwanzigjährigem wilden Chaos und dem Niederbruche des Böhmcnkönigs Prcmyszl Ottokar ergriff wieder eine starke Hand die Zügel. Mit Kaiser Rudolf I. stieg die Sonne Habsburgs auf (1272) und schien stets freundlich über Steyr. Durch das Eisenhandwerk rasch wieder emporgekommen, überstrahlte dieses nach Wien noch lange alle österreichischen Städte und erntete für die guten Dienste, die die reiche Stadt ihren Burgherren, den Landcsfürstcn erwies, deren Dank, welcher sich in Form verbriefter Vorrechte und Freiheiten reichlich über sie ergoß. Nachdem es ihr sogar gelungen war, die lästige Gerichtsbarkeit der Burggrafen, der Verwalter der Herrschaft, abzuschütteln, hatte sie fortab ihren eigenen Stadt­ richter und Burgfrieden (1387). Im 15. Jahrhundert hatte Steyr als Pfandobjckt und Spiel­ ball sich befehdender Besitzer viel zu leiden und immer wieder muß­ ten sich die Bürger an die Zinnen der arg zerschossenen Mauern stellen. Auch von den begehrlichen Ungarn drohte Gefahr. Kaiser- Friedrich 111. aber ließ die Stadt stark befestigen (1480) und die Bedränger mußten aus ihren Schanzen bei Ernsthofen abziehen (1490). Erst um jene Zeit mag es der Bürgerschaft vorteilhaft erschienen feilt, die vergänglichen Holzhäuser durch stattliche Stein­ bauten zu ersetzen. Zahlreiche Spitzgiebelhäuser und Säulcnhöfe geben heute noch Kunde von jener spätgotischen Bauepoche, die mit dem herrlichen Guetbrodtschcn Patrizierhanse (heute Bummerlhaus genannt) ausklang, um der Renaissance und deren neuen Formen- welt das Feld zu räumen. Nun setzte mit dem Zeitalter Kaiser Maximilian I. (1493 bis 1519) jener Kampf der Geister ein, der die Fesseln mittelalterlicher Gedankenwelt sprengte. Für Steyr kam eine neue, die dritte Blüte­ zeit, und zwar mit so kräftigem Triebe, daß weder Türkcndrangsale noch Pestilenz, Wasser- und Feuersnot seine Entwicklung hemmen konnten. Es wuchs sogar über seine Mauern hinaus, zahlreicher als je zuvor rauchten die Essen, ächzten die Räder, dröhnten die Hämmer hier wie in wcitcntlegcncn Tälern, Reiche Patrizierfamilien waren an die Stelle der Adclsgcschlcchter getreten. Die Stadt kam an Macht und Einfluß mancher deutschen Reichsstadt gleich und war (seit 1500) durch sclbstgcwähltc Bürgermeister, Richter und Rat achtunggebietend vertreten. Indessen hatte — anfangs nn- mcrklich — das Leben jener Tage ein neues Gepräge erhalten; fremde Klänge störten die Akkorde der alten Kirche, um sie schließ­ lich laut zu übertönen: die evangelische Lehre hielt in Steyr ihren Einzug und machte so rasche Fortschritte, daß sich an der Jahrhundertwende nur mehr 16 Bürger zum katholischen Glauben bekannten. Im Lager des Hauses Habsburg aber war man dem Katholizismus treu geblieben und als die Gemüter beiderseits bis zum Fanatismus erhitzt waren, holten die sich grimmig befehdenden Parteien zum Schlage aus (1618). Die Kriegsfurie war entfesselt. Die zum ersten Male mißglückte Gegenreformation setzte nun mit erneuter Macht ein. Der oberösterrcichischc Bauernkrieg, der Stephan Fadinger mit 40.000 Aufständischen nach Steyr führte (1626), konnte den Rückschlag Stadtrichterschwert und Bannrichterstab (Museum).

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