Kritische Anmerkungen zum Historisch-topographischen Handbuch der Wehranlagen und Herrensitze OÖ

620 11 MG Mitterkirchen im Machland I/11/1 Kastenhofer I/11/1 Kastl: Erdsubstruktion einer namenlosen Burg, Flurname „Burgstall“, beim Bh. Kastenhofer, O. Haid, KG. Hofstätten, keine Beurkundung. Lage: 10,2 v.o., 16,3 v.li.o. (52). (Originaler Datensatz von N. Grabherr). A. Die Lagebeschreibung und die Blattschnittkoordinaten verweisen auf das bäuerliche Anwesen vulgo Kastenhofer in Haid 10 (KG Hofstetten, GST-NR 2090). Die postulierte „Erdsubstruktion einer namenlosen Burg“, die sich wenige Meter nördlich des Gutshofes befinden soll, konnte bei einer Begehung in der zweiten H. d. 1970er Jahre nicht verifiziert werden. Die Befragung der Einwohner rief damals großes Kopfschütteln hervor, da sowohl die angebliche Burgstelle wie auch der Flurname „Burgstall“ völlig unbekannt waren. (Man verwies allerdings auf den etwa 0,9 km entfernten Hausberg „Wasenberg“). In der landeskundlichen und archäologischen Fachliteratur wird das fragliche Objekt nicht angeführt. Bei der Auswertung der Digitalen Geländemodelle konnten ebenfalls keine Spuren der angeblichen Burganlage beim Kastenhofergut verifiziert werden.102 Da eine Befragung des bereits im Jahre 1977 verstorbenen Burgenforschers Norbert Grabherr nicht mehr möglich ist, weitere schriftliche und sonstige Zeugnisse zu der höchst fraglichen Burgstelle beim Kastenhofergut fehlen, kann man heute nur mehr Mutmaßungen bezüglich der Entstehung dieses mysteriösen Eintrages anstellen. Eine große Wahrscheinlichkeit weist die Hypothese auf, wonach eine Doppelführung des Burgstalles Wasenberg vorliegen dürfte. (Der denkmalgeschützte Hausberg befindet sich im sog. Kirchstettnerholz, etwa 0,9 km nordöstlich des Kastenhofergutes). Denkbar wäre, dass Grabherr von einem Lokalforscher von der Existenz dieser Wehranlage informiert wurde, wobei als nächster Lokalisierungspunkt nicht die Ortschaft Hart oder das Kirchstettnerholz, sondern das Kastenhofergut herangezogen wurde. In der Annahme einer weiteren Burganlage entstand dann mglw. die Doppelführung des seit den 1910er Jahren bekannten Hausberges. Eine andere Überlegung ging davon aus, dass das angeführte Kastenhofergut in Haid mit einem gleichnamigen Bauernhof in der Ortschaft Gang verwechselt wurde. (Laut Auskunft des Gemeindeamtes wurde ein heute nicht mehr vorhandener Bauernhof in der Au nahe der Rotte Gang als vulgo Kastenhofer bezeichnet). Diese These wird vom Verfasser heute nicht mehr verfolgt. B. STEINGRUBER 2011, 27 C. D. 43207 KG Hofstetten, GST-NR 2090, (nahe) Haid 10 (Lagestelle nach N. Grabherr) E. X 101079, Y 341414 (Lagestelle nach N. Grabherr) F. Kein Adelssitz / Burgstelle / Wehranlage erkennbar 102 Anmerkung: Bei der Suche nach dieser ominösen Burganlage konnte allerdings in einem Waldstück an der regulierten Naarn (sog. Starzinger Holz) ein bislang unbekanntes Hügelgräberfeld entdeckt werden. Es weist mind. 120 Tumuli auf und dürfte somit die größte Hügelgräber-Nekropole in Oberösterreich darstellen. Die Nekropole wurde im Jahre 2014 im Auftrag des Oö. Landesmuseums archäologisch abgetastet und anschließend unter Denkmalschutz gestellt. [FÖ 53, 2014 (2016), 284f.]

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