Die kurbayerische und österreichische Landesdefension von 1702 bis 1704 zwischen Donau und Hausruck

Ein derartiges Haus an einem Grenzübergang war dauerhaft beheizt, wie der Kamin verrät. Ein Zollhäuschen befand sich außen neben der Eingangstür und gab dem Wachposten Regenschutz. Der ausladende Obergaden bot im ersten Stock reichlich Raum für Schlafplätze, er ermöglichte das Übernachten einer größeren Wachmannschaft und verhinderte das Hochklettern an der Außenfassade. Der Dachspitze ist ein Wachtürmchen aufgesetzt, das einem einzelnen Wachposten den Rundumblick ermöglichte, ohne dass ihm dabei der Kamin im Weg gewesen wäre. Mit diesem Haus und seinem doppelten Palisadenring plus Wallgraben haben wir ein aufwändigeres Modell jener Blockhäuser vorgestellt, denen der Freiherr von Hoheneck am 4. April 1703 auf kurbayerischer Seite den Garaus machen ließ. Die Redoute am Weg zwischen Petersberg und Manhartsgrub, mit ihrem Grenzhaus, war mit Sicherheit dabei! Heute ist das Areal mit einem Gebäudekomplex überbaut, das den Namen „alter Pfarrhof“ trägt. Es handelt sich hierbei nicht um den spätmittelalterlichen Pfarrhof von Peterskirchen, dessen Pfarre schon 1513 gegründet worden war. Auch lag hier nicht der Sitz der „Grueber“ von Peterskirchen, wie N. Grabherr nachgewies.53 Der Heimatforscher J. Lamprecht beschrieb 1906,54 dass just nach der endgültigen Zerstörung der kurbayerischen Grenzredoute, in den Jahren zwischen 1704 und 1714, an dieser Stelle der Pfarrer Johann Georg Seifriedsberger einen neuen Pfarrhof errichten ließ, weil sein Vorgänger Johann Laurenz Worath wegen der Kriegswirren die Pfarre aufgegeben hatte und der alte Pfarrhof bei der Kirche ruinös geworden war. Der Grund der Verlegung scheint letztlich ein anderer gewesen zu sein: Dass dem Pfarrer Seifriedsberger die österreichischen Behörden zur Zeit der Okkupation Bayerns das in kurbayerischem Staatsbesitz befindliche Areal kostenfrei überließ, ja ihn wahrscheinlich sogar nötigte, nur darauf und nicht anderswo zu bauen, ist mehr als verständlich, denn den österreichischen Behörden kam nichts mehr entgegen, als wenn auf diese Weise eine Hoheitsstruktur des Feindes für immer beseitigt wurde! Warum aber belegte der neue „alte Pfarrhof“ von ca. 1705 nicht die Redoute selbst, sondern nur deren Südrand? Der Grund liegt wahrscheinlich darin, dass man sich auf diese Weise das Auskoffern eines Kellers ersparte oder erleichterte, der im Bereich des vorhandenen oder frisch verfüllten Schanzgrabens lag. Oder es war hier schon zuvor ein unbefestigtes Wachhaus gestanden. 53 Die irrige Meinung, dass hier ein Burgensitz gewesen sei, hat vor allem „D'Innviertler Roas“, verbreitet. Vgl. O. Maier, G. Feichtenschlager, S. 177, im E-Book Pos. 2504ff. Dazu kritisch Grabherr, S. 101. 54 J. Lamprecht: Aurolzmünster, Peterskirchen und Eitzing, Ried, 1906, S. 123f. 76

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