Die kurbayerische und österreichische Landesdefension von 1702 bis 1704 zwischen Donau und Hausruck

Zunächst: Mit dem parallel durchlaufenden Waldweg hat dieses kleine Schanzwerk nichts zu tun, denn dafür wäre es hangaufwärts und nicht hangabwärts platziert worden, und der aufgeworfene Wall wäre gänzlich überflüssig gewesen. Kein Zweifel: Es handelte sich um eine Barriere gegen Hangwasser. Als forstwirtschaftliche Maßnahme war eine solche Barriere allerdings überflüssig, wie der Fichtenwald beiderseits der Barriere zeigt. Es gibt keinerlei Unterschied in Wuchsverhalten und Baumgesundheit. Damit bleibt nur eine militärische Erklärung: Speziell im Spanischen Erbfolgekrieg waren kleine Wäldchen wie das Grausgruber Holz äußerst beliebt, um größere Truppenanteile den Blicken entzogen und versehen mit dem nötigen Brennholz provisorisch einige Tage lagern zu lassen. Diese meist berittenen Detachements benötigten für ihr Zeltlager neben Brennholz einen relativ trockenen Boden, weswegen die Lager zur Ableitung von Hangwasser in der gesehenen Weise provisorisch umschanzt wurden. Im Bereich der Defensionslinie zwischen Laber und Sulz haben wir derart provisorische Feldlager an diversen Stellen der Defensionslinie nachweisen können, ja selbst ihre konkrete militärische Nutzung.46 Im österreichischen Sauwald fanden sich ähnliche Wallgräben an der Linie nördlich von Danedt, vermutlich auch zum Schutz eines Feldlagers, desgleichen zur Trockenhaltung des Wallgrabens und eines geflügelten Spirons auch am Nordende der Innviertler Defensionslinie, in der Gemarkung Schacher zwischen Hütt und Reisdorf! Hierzu mehr später. Unter dem genannten Gesichtspunkt ist gut möglich, dass der lineare Wallgraben im Grausgruber Holz mit der kurbayerischen Defensionslinie durchaus zu tun hat (und womöglich den Beschreibungen in der „Innviertler Roas“ entspricht) - im Sinne des Feldlagers und der situativ entstandenen Kleinschanze. Die eigentliche Defensionslinie scheint aber in der Tat inzwischen vollständig beseitigt zu sein, es sei denn, es hätte sich um einen Waldverhau gehandelt. Nicht die geringsten Spuren haben wir von einem großen Wallgraben gefunden, auch keine weiteren Hinweise auf die Linie in diesem Abschnitt. Oberhalb bzw. nördlich des Weilers Grausgrub zeigt eine Satellitenaufnahme einen linearen abknickenden Bewuchsstreifen, der an sich zu einem ehemaligen Schanzgraben und zum östlichen Linien passen würde, aber so auf46 Z. B. auf den sogenannten Gödenacker bei Berching, auf dem Hagner-Berg und dem Steinrain bei Holnstein, letzte Stellung genutzt von General Alexander Maffei und seinen Truppen kurz vor der Schlacht bei Mallerstetten am 3. März 1703. Siehe dazu unsere Arbeit zur KDL zwischen Sulz und Laber, Fußnote 1. 55

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