Die kurbayerische und österreichische Landesdefension von 1702 bis 1704 zwischen Donau und Hausruck

Innviertels im Jahr 1779 bemühte sich die Wiener Zentralverwaltung, durch Neu-Parzellierung, alle Spuren des einstigen Grenzverlaufs zu verwischen. In minderwertigen Arealen, wie es hier eine Feuchtwiese an einem Wäldchen darstellt, ersparte man sich jedoch mitunter die Korrektur und Fusion der Parzellen, und die alten Strukturen aus der Zeit vor 1779 kommen dadurch zum Vorschein. Es wird uns im Folgenden nur wenigen Stellen gelingen, einen ähnlich klaren Linienabschnitt wie bei Hatting zu finden, ansonsten muss es des Öfteren bei einer Vermutung bleiben. Selten kommen bei der Definition des kurbayerischen Defensionslinie auch Satellitenaufnahmen zu Hilfe, auf denen sich durch Bewuchsmuster oder Bodenverfärbungen der einstige Linienverlauf ebenfalls nachvollziehen lässt. Im Gegensatz zum Bayerischen Jura mit seinen mächtigen Kalkschollen und nur dünnen Erdauflagen wird man jedoch im österreichischen Untersuchungsgebiet wegen des weitaus homogeneren Mutterbodens nur im Ausnahmefall fündig. Man muss dabei in Betracht ziehen, dass in einem weiten Abschnitt der Defensionslinie das Aushubmaterial der Wälle bereits nach wenigen Monaten zurück in die Gräben verbracht wurde, so dass eine Desintegration des Materials durch Erosion, Verdichtung und Durchwurzelung mit Pflanzen und Bäumen unterblieb und deshalb der Urzustand des Mutterbodens nahezu vollständig wiederhergestellt wurde. So halfen uns Bewuchsmerkmale in Satellitenaufnahmen nur punktuell. Am meisten profitierten wir von Nasa-Satellitenaufnahmen aus der Zeit vor 2011, erhältlich auf der Internet-Plattform www.mapquest.com, welche entweder ganz zeitig im Frühjahr oder zu Wintereinbruch angefertigt worden waren, d. h. zur vegetationsfreien Zeit, als der Boden stellenweise bereits mit einer ganz schwachen Rauhreif- oder Schneeauflage versehen war. Feinste Unterschiede in Bodenfeuchtigkeit und –temperatur, welche z. B. durch Bodenmikroben erzeugt werden, brachten so Strukturen zum Vorschein, welche mit dem bloßen Auge nie auszumachen wären. Es liegt aber in der Natur der Sache, bei derartigen Bodenmustern Artefakte der Moderne (z. B. Erdkabel- oder Rohrverlegung) nicht immer mit hundertprozentiger Sicherheit auszuschließen sind. Wir haben uns bei einem Fund immer dann zu einer Zuordnung zur Defensionslinie entschieden, wenn dieser exakt zum erwarteten Linienverlauf passte oder weitere, dann eindeutige Elemente der kurbayerischen Defensionslinie vorlagen (z. B. Redouten, Spirone), und ein Vergleich mit der Parzellierung zur Zeit des Kaiserreichs Österreich im frühen 19. Jahrhundert (Urmappe) und auch mit moderneren Kartenwerken eine anderweitige Erklärung ausschließen lässt. Dem nachfolgenden Satellitenbild zufolge könnte im Jahr 1702 der Hof von Hatting durch die Defensionslinie gerade noch gedeckt worden sein. Der Versatz der Linie erklärt sich u. U. dadurch, dass man unmittelbar südlich von 46

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