Die kurbayerische und österreichische Landesdefension von 1702 bis 1704 zwischen Donau und Hausruck

Der Spanische Erbfolgekrieg ging an anderen Schauplätzen noch ein paar Jahre weiter, die bayerische Diversion war allerdings vorläufig beendet. Ganz Kurbayern fiel in die Hände des Kaisers, und Kurfürst Max Emanuel musste gedemütigt ins belgische Exil emigrieren. Im Jahr 1706 wurde über ihn und seinen Bruder Joseph Clemens, den Kölner Kurfürsten, auch noch die Reichsacht verhängt. Wie zuvor die bayerischen Truppen in Oberösterreich, so hausten jetzt die kaiserlichen Truppen in Kurbayern - mit Pogromen in Leoprechting, Taufkirchen, Schärding und vielen anderen Orten des Innviertels. Im Jahr 1705 folgte wegen der Unterdrückung jenseits des Inns ein großer Bauernaufstand aus dem bayerischen Ober- und Unterland heraus, der am Inn kurzfristig Erfolge zeigte und zur Rückeroberung von Braunau, Obernburg, Burghausen und Schärding führte. „Lieber bayerisch sterben als kaiserlich verderben“ hieß das damalige Losungswort. In harten Kämpfen wurde diese erste Revolution der Neuzeit um die Jahreswende 1705/06 brutal niedergeschlagen. Allein in der sog. Sendlinger Mordweihnacht fielen 1100 bayerische Widerständler. Erst unter Kaiser Karl VI. endete der Spanische Erbfolgekrieg, nachdem seine Vorgänger Leopold I. und Joseph I. bereits 1705 und 1711 verstorben waren. Am 6. und 7. März 1714 legten alle beteiligten Mächte Europas ihre Differenzen im Frieden von Rastatt bei. Kurbayern fiel mit den Rastätter Beschlüssen ab sofort wieder an den begnadigten Kurfürsten Max II. Emanuel. Das Kurfürstentum Bayern war damit dort angelangt, von wo es im Jahr 1702 aufgebrochen war: Sämtliche Opfer an Menschen und Material waren völlig umsonst gewesen. Soweit in aller Kürze zum „bayerisch-deutschen Krieg“. 14

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