Stadtpfarrkirche in Steyr - Oberösterreich

li eh wahrscheinli ch im Mittelchor aufgestellt gewesen sein dü1tte. Mit seinem heutigen Aufs tellungsort entspricht das Taufbecken, we lches das bedeutendste Zeugni s derreformi erten Steyrer Bevölkerung darstellt , ni cht mehr den liturgischen Erforderni ssen des Protestanti smus. Demnach sollte sich die Taufste lle in der Nähe zum Abendmahl saltar befinden , als Zeichen eine r symboli schen Vereinigung der be iden wesentlichsten Sakramente nach der Lehre Luthers. Wi e e in ins Monumentale übertragener Messkelch erhebt sich das im Kern hölzerne, zinnbeschl agene Taufbecken . Rückwärti ge Scharni ere sorgten für die Verbindung von Deckel und Kuppa. Eine Restauri erung der arg von der Zinnpest befallenen Reliefs e1fo lgte Mitte der l 950er Jalu·e buchstäbli ch in der letzten Minute. Das Taufbecken stellt ein Pasti ccio aus Einzelpl aketten unterschied! ichster Qualität dar. Dargestellt sind Szenen aus der Heiligen Schrift (Erschaffung Evas , Vertreibung aus dem Parad ies , Arche Noah, Zug durch das Rote Meer) , ferner Allegori en , Putti , T iermoti ve , Patriarchenbilder und Benj aminszenen.Einige der Plaketten nehmen speziell auf das Symbol der Taufe im Neuen Bund Bezug. Zwei Reliefs- di e Kinds taufe und der Kindersegen - untermauern di e Bedeutung der Kindstaufe , e ine wesentliche Forderung der lutheri schen Lehre . Dass gerade in der Steyrer Stadtpfarrk irche so eindringlich auf die Kindstaufe hingewiesen wird , dürfte in der Bedeutung li egen, die der Stadt als Zentrum der Wiedertäufer zukam. Allegorische Darstellungen (Faun mi t Wurst, Faun fi edelt miteinerTierkeul e amBratrost) verweisen auch auf di e Bedrängung des Glaubens durch we ltli che Genüsse , welche di e protes tanti schen Prediger den Katholiken vorwarfen . Heute entsprechen di e Pl ake tten wieder der ursprünglichen reformationszeitlichen Anordnung . Mit der T ransferierung des Taufs teins vom Chor in di e Kapelle im Zuge der Gegenreformation wurde auch di e Anordnung der Hauptreliefs geändert. Re li efszenen, die als zentrale protestanti sche Argumentation vers tanden wurden, versetzte man an weniger e insehbare Stellen, z .B. unterha lb der Scharni ere. Somit erkannten di e Katholiken das theologische Programm mit protes tanti schen Lehren und zerstörten di eses bewusst im Rahmen gegenreformatori scher Bestrebungen . Al s ge istiger Urheber des komplexen Bildprogramms gil t Basilius Camerhofer. Der äußerst gelehrte Geistli che hatte in Wittenberg studie1t und war se it 1566 Pfarrer in Steyr. Seine Beziehungen zum sächsisch-erzgebirgischen Raum erkJ ären auch die Herkunft e ines Teiles der Reliefs aus di eser Gegend . 20

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